Mein geliebter Wuestenprinz
runzelte die Stirn. Wo steckte Jayne? Weshalb brauchte sie so lange? Ihre Anwesenheit war höchst erwünscht. Denn er wollte Karim auf keinen Fall falsche Hoffnungen machen, was Yasmin betraf. Dafür hatte Tariq zu lange gebraucht, um seinen Vater umzustimmen.
In diesem Moment entdeckte er die ältere Bedienstete, die Jayne holen sollte. Er berührte die Frau am Arm, damit sie sich ihm zuwandte. „Ist meine Frau noch auf ihrem Zimmer?“
Irritiert sah sie ihn an. „Ihre Frau ist bereits hier.“
Tariq blickte sich suchend um. Dabei überhörte er Yasmins neuerlichen Versuch, ihn mit Geschichten über ihr Lieblingspferd zu unterhalten. Endlich hatte er Jayne entdeckt.
Sie lachte.
Lachte über etwas, das ein fremder Mann zu ihr gesagt hatte. Und zwar ein blonder, großer Amerikaner. Er erinnerte Tariq an …
Gereizt strich er sich durchs Haar. Nein, er durfte nicht daran denken. Nicht jetzt. Tariq wandte sich wieder Yasmin zu, die aus dunklen Mandelaugen anbetend zu ihm aufblickte. Vor ihm stand eine Frau, die bereit war, alles für ihn zu tun.
Tariq murmelte eine kaum hörbare Erwiderung auf Yasmins Frage und sah wieder zu Jayne hinüber. Sie unterhielt sich immer noch mit dem Amerikaner, der für Ali arbeitete. Frustriert drehte Tariq sich zur Seite, nur um Leilas direktem Blick zu begegnen. Obwohl er ihrer Miene nicht genau entnehmen konnte, was sie dachte, war ihm klar, dass sie vor Hass sprühte.
Leila. Yasmin. Beide begehrten ihn. Genervt fragte sich Tariq, warum die einzige Frau, die er wollte, seine Ehefrau war. Jene Frau, die er verstoßen hatte. Jene Frau, die gerade mit einem anderen Mann flirtete. Jayne, die sich von ihm scheiden lassen wollte. Warum schaffte er es nicht, sie einfach zu vergessen? Er träumte immer noch von ihrer zarten, duftenden Haut, ihren weichen Lippen.
Er war schwach. Die Erinnerungen an die sinnlichen Stunden hielten ihn in ihrem Bann. Und er hatte sich jetzt für so schlau gehalten. Tariq hatte seinen Vater beruhigen wollen, indem er Jayne nach Zayed geholt hatte. Damit sein Vater in Frieden sterben konnte und damit die Scheidung ihn danach von allem befreite. Stattdessen hatte er sofort nach Jaynes Rückkehr festgestellt, dass er ihrem Zauber immer noch erlag.
Dem Zauber seiner Ehefrau, die ihn betrogen hatte.
Was soll ich bloß tun?, fragte er sich.
Yasmin redete mit ihm, aber er hörte nur mit halbem Ohr zu. Es ging wie immer um den arabischen Hengst, den Karim ihr geschenkt hatte. Tariq bemühte sich nicht, sich auf ihr Geplauder zu konzentrieren. Er konnte nicht anders, als Jayne zu beobachten, wie sie sich angeregt mit dem amerikanischen Geologen unterhielt. Sie wirkte fröhlich und entspannt, ganz anders als in jenen Momenten, in denen sie mit Tariq allein war.
Warum benahm sie sich in seiner Gegenwart so nervös und zickig? Lag es daran, dass sie aus verschiedenen Kulturen kamen? Oder an ihm?
Der Gedanke schmerzte.
Tariq wollte, dass sie lächelte, wenn sie mit ihm zusammen war. Dass sie sich so angeregt und gelassen mit ihm unterhielt wie mit diesem Fremden da drüben.
Wütend starrte er zu ihnen hinüber.
„Die Vorliebe Ihrer Frau für blonde Männer aus dem Westen ist allseits bekannt“, bemerkte Yasmin sanft. „Scheint, als ob dieser Mann ihr gefällt.“
„Sie sollten nicht auf den Klatsch und Tratsch hören“, erwiderte Tariq scharf. „Sie haben keine Ahnung, welcher Mann meiner Frau gefällt. Denn wenn Sie es wüssten, wäre Ihnen klar, dass ich dieser Mann bin.“
„Aber sie weist Sie zurück. Und Sie sind doch ein Scheich!“
Offensichtlich war die Neuigkeit bereits bis zu Yasmin gedrungen. Und das Mädchen wusste auch, dass er Jayne verstoßen hatte, weil sie ihn betrogen hatte. Die Erniedrigung machte Tariq noch zorniger.
„Sie werden einst Emir sein, wenn …“ Sie schlug die Hand vor den Mund.
„Wenn mein Vater stirbt.“
„Es tut mir leid. Ich war unhöflich.“
„Nein, ich habe mich zu entschuldigen.“
Yasmin war jung, allerdings nicht dumm. Sie verstand sofort, wofür er sich entschuldigte. Tariq sah, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. „Dann werden Sie mich nicht heiraten? Niemals?“ Ihre Unterlippe zitterte. „Aber Karim hat gesagt …“
„Ich weiß, was Ihr Bruder möchte. Seit Monaten versucht er, eine Ehe zwischen uns zu arrangieren. Es wird keine Heirat geben, das hätte Ihnen der Emir mitteilen müssen. Sie werden einen anderen Mann finden. Irgendwann.“
Eine Träne rollte über ihre Wange.
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