Mein geliebter Wuestenprinz
Land versprochen hat, wurde die Abmachung von euch gebrochen.“
„Von wem?“ Tariq schüttelte den Kopf, um klarer denken zu können.
„Von deinem Vater, um genau zu sein.“
Eine heftige Wut stieg in Tariq auf und vertrieb alle anderen Gefühle. „Lüg mich nicht an. Der Emir würde niemals eine Abmachung brechen.“
Karim stand auf. „Wenn du mich einen Lügner nennst, haben wir nichts mehr zu bereden.“ Er nahm sein Jackett.
„Warte.“ Karim war kein Mann, der leichtfertig Anschuldigungen gegen einen Sterbenden vorbrachte. Tariq unterdrückte seinen Zorn und bemühte sich um einen verbindlichen Tonfall. „Mein Vater ist ein Ehrenmann, und er …“ Er brach ab und schluckte. „Er liegt im Sterben“, fuhr er leiser fort. „Das, was du behauptest, hat mich tief getroffen.“
Karim blieb in der Tür stehen.
Tariq atmete tief durch und versuchte es erneut. „Gib mir nähere Informationen dazu. Ich werde den Fall untersuchen.“ Es musste sich um ein Missverständnis handeln. Sein Vater würde weder sein Wort brechen noch jemanden betrügen. Tariq nahm sich fest vor zu klären, wie das Missverständnis aufgekommen war, und es aus der Welt zu schaffen.
„Seine Exzellenz hat mir ein Stück eines Feuchtgebietes versprochen, das an jenes Naturschutzgebiet in Bashir grenzt“, erläuterte Karim. „Es ist wohl eine Ironie des Schicksals, dass es nicht weit von jenem Stück Land entfernt liegt, das du mir gerade angeboten hast.“
„Ich habe von diesem Geschenk gehört.“ Natürlich wusste Tariq, dass Karim sich um das Naturschutzgebiet bemühte. Und es passte zu der Taktik seines Vaters, dem Nachbarn ein Geschenk zu machen, das ideellen, aber keinen materiellen Wert besaß. Denn damit sicherte der Emir sich lediglich die Dankbarkeit des Scheichs.
„Das Geschenk wurde zurückgezogen“, fuhr Karim fort.
„Ali hat dort Öl gefunden und deinen Vater dazu bewegt, es ihm zu verpachten.“
„Ich weiß nichts von Ölfunden in diesem Teil des Landes.“ Er sah Scheich Karim verwundert an. „Irgendetwas stimmt da nicht.“
„Dann gibt es nichts mehr dazu zu sagen.“ Karim drückte die Türklinke herunter.
„Geh nicht.“ Tariqs Gedanken überschlugen sich. Er wollte Karims Freundschaft nicht verlieren. Sie hatten als Kinder zusammen in Beduinencamps gespielt und waren später enge Freunde geworden. Trotzdem war es ihm wichtig, nicht zu viel zu versprechen. Schließlich ging es um die Ehre seiner Familie. Offenbar war sich Karim seiner Sache sehr sicher. Um ihn friedlich zu stimmen, sagte Tariq: „Wenn ich herausfinde, dass es einen unehrenhaften Handel gegeben hat, dann schenke ich dir dieses Stück Land ebenfalls, bei Allah!“
Er konnte diesen Eid ohne Weiteres leisten. Denn Tariq war sicher, dass es nichts Unehrenhaftes aufseiten seines Vaters herauszufinden gab. Und als Verbündeter war Karim viel zu wichtig. Zugeständnisse mussten also sein.
Seltsamerweise warf Karim ihm nun einen Blick zu, in dem fast etwas wie Mitleid lag. Mitleid? Nein, das konnte nicht sein. Tariq schüttelte den Kopf.
„Tariq?“ Karim sprach leise und ernst. „Mein Versuch, eine Heirat zwischen dir und Yasmin zu arrangieren, war ein Versuch, den Graben zu schließen, der sich seit einiger Zeit zwischen Bashir und Zayed auftut. Urteile nicht zu hart über deinen Vater, wenn du die Wahrheit herausfindest. Er wird bald sterben. Sei gnädig mit ihm, denn er ist nur ein Mann. Lass ihn Frieden finden.“
„Mein Vater ist wesentlich mehr als ein gewöhnlicher Mann“, entgegnete Tariq überzeugt. „Er ist der Emir von Zayed.“ Karim wusste offensichtlich nicht, wovon er redete. Selbst Jayne hatte endlich begriffen, dass er keine Kritik an seinem Vater duldete. Und bald würde Tariq in die Fußstapfen seines Vaters treten – als Emir von Zayed.
Zuerst musste er allerdings sicherstellen, dass sein Vater tatsächlich Frieden fand. Er sollte sein Leben als glücklicher Mann beschließen.
Um seine Worte zu unterstreichen, schüttelte Tariq seinem Freund die Hand und verabschiedete ihn. Sobald der Scheich von Bashir gegangen war, holte Tariq sein Mobiltelefon hervor und tippte eine Nummer, die er noch nie zuvor hatte wählen müssen.
10. KAPITEL
Die nächsten beiden Tage vergingen wie im Traum.
Tariq war tagsüber meist in Besprechungen mit Mahood, Ali und Karim. Jayne erfuhr von ihm, dass eine Einigung kurz bevorstand. Sie versuchte, nur für den Augenblick zu leben und weder an morgen noch an gestern zu
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