Mein Glueck
deutsche Radio und Fernsehen in Frankreich in Auftrag gab. Und das setzte sich in allen Bereichen fort, in allen Freundschaften, mit denen gemeinsam ich am Aufbau einer Brücke zwischen Deutschland und Frankreich arbeite. Die Kooperation im Kunstbeirat von Reinhold Würth mit der Seele der Sammlung Sylvia Weber, mit Christoph Becker, Thomas Gaehtgens, Fabrice Hergott, Peter Klaus Schuster und Martin Roth stimuliert alle Beteiligten. Die Begeisterung, Unabhängigkeit und der Zivismus von Reinhold Würth beeindrucken. In ihm lernte ich einen Menschen kennen, der zu den ganz wenigen zählt, denen der Ehrentitel Mäzen gebührt. Ich kann das, was er aufgebaut hat, nur mit dem selbstlosen und begeisterten Einsatz von Frieder Burda oder Peter und Irene Ludwig vergleichen. Die Sammlung, die Reinhold Würth im Laufe vieler Jahre angelegt hat, erscheint unvergleichlich. Die Skulptur steht im Mittelpunkt. Die Werkgruppe von Christo und Jeanne-Claude ist in ihrer Fülle einzigartig. Dies macht auch die Stärke und den Voluntarismus des Vorgehens von Frieder Burda aus. Er besitzt Werkgruppen von Gerhard Richter, Sigmar Polke, Georg Baselitz, die jeweils für sich selbst ein monographisches Museum ergeben. Und dazu kommt der Auftritt Picassos. Dieser erscheint als das Wunder von Baden-Baden. Was hier von Picasso zu sehen ist, die zehn Werke aus der Spätzeit, wird Baden-Baden zum ständigen Ruhm gereichen. In Schwäbisch Hall und Baden-Baden geht es darum, über Sammlung und Ausstellungen nachzudenken. Und ich kann dabei mit meinen über Jahrzehnte gewachsenen Beziehungen zu Künstlern und Museen beitragen.
Werner Spies, Reinhold Würth und Thomas Gaehtgens
Als die Stadt Brühl und die mit dem Projekt eines Museums Max Ernst verbundenen Personen nach dem Ende meiner Tätigkeit am Centre Pompidou anfragten, ob ich mich aktiv für ihr Vorhaben einsetzen wollte, konnte es nur ein Ja geben. Nicht nur, weil meine Verbundenheit mit Max keine andere Antwort zugelassen hätte. Ich wollte mithelfen, die Missstimmung, die zwischen ihm und der Gemeinde jahrzehntelang geherrscht hatte, auszuräumen. Denn in der Tat bewahrte Max Ernst keine guten Erinnerungen an seine Geburtsstadt. Die erstickende Rechthaberei und Kleinlichkeit, die er dort erlebt hatte, blieben ihm zeitlebens ein Graus. Zudem war es für mich augenfällig, dass Max Ernst zu den wenigen Künstlern gehört, die ein eigenes Museum verdienen und auch mit ihrem Werk ausfüllen können. Die zahlreichen Brüche, die unterschiedlichen Techniken und die literarische Neugierde, die sich in seinen annähernd zweihundert bibliophilen Publikationen zeigt, führen eine Vielfalt vor, die den Besucher in jeder Ausstellung überwältigt. Doch die Voraussetzungen für das Projekt waren alles andere als glänzend. Die Stadt Brühl besaß so gut wie keine Werke von ihrem großen Sohn. Das einzige wichtigere Bild, das Max Ernst selbst zu Beginn der fünfziger Jahre der Stadt geschenkt hatte, war von ihr bald wieder veräußert worden. Sein Titel lautete nicht von ungefähr »Die Geburt der Komödie«. Man könnte meinen, Max habe im Wissen um das, was sich in Brühl bald abspielen würde, zu diesem antonymen Titel gegriffen. Die Sammlung von druckgraphischen Blättern, die die Kreissparkasse Köln einem Privatmann für einen überzogenen Preis abkaufte, war zwar umfangreich, enthielt jedoch so gut wie keine Raritäten. Unverständlich, dass der Verkäufer, der dem Museum so nahestehen wollte, sein Hauptblatt, die wunderbare Übermalung »Mobiles Herbarium« für keine Ausstellung in Brühl zu leihen bereit war. Bedeutend dagegen war der Erwerb fast des gesamten plastischen Werks durch die Kreissparkasse. Mit den Güssen machte Max, wie mit Schachfiguren, immer wieder neue Züge im Haus und im Garten. Nur hatte der New Yorker Zwischenhändler mehrere originale Skulpturen, die Dorothea Tanning für Brühl bestimmt hatte, nicht ans Museum weitergegeben. Als ich hinter den Betrug kam und Dorothea darüber informierte, drohte sie dem Agenten mit einer Klage. Dieser rückte die Stücke flugs heraus. Auch eine weitere Erwerbung, die D-Paintings, Bildchen, die Max Ernst jährlich seiner Frau zum Geburtstag schenkte, gingen in den Besitz des Museums über. Das Museum selbst – der sorgfältige und elegante Umbau eines Gebäudes aus dem neunzehnten Jahrhundert, für den unsere Jury plädiert hatte – ist ein Schmuckstück. Es gehört unzweifelhaft zu den heitersten, unprätentiösesten
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