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Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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sich nicht mit den neuen Kunden verscherzen. Die Unterhosenfrau sah schon so misstrauisch zu ihnen hinüber. »Nein, kriegst du nicht, Biggi. Guck einfach woandershin, zum Beispiel dahin, wo …«
    Wandas Blick irrte durch den Raum und blieb dann an etwas hängen, das sie augenblicklich all das Chaos vergessen ließ. Dort stand einer der drei jungen Bodybuilder, die schon um neun da gewesen waren. Er lächelte. Und nicht nur das: Er zeigte einer Frau, die gut und gern seine Oma hätte sein können, wie sie das Standfahrrad einstellen konnte. Und blieb auch neben ihr stehen, um sicherzugehen, dass sie nicht aus Versehen auf der anderen Seite wieder herunterkippte. »Gut machen Sie das«, lobte er.
    »Wie süß von dem«, sagte jemand neben Wanda. Franziska. Mitten am Tag!
    »Was machst du denn hier?«, fragte Wanda verblüfft.
    »Hab mir einen halben Tag frei genommen, heute war sowieso nichts los. Im Gegensatz zu hier.« Sie sah sich bewundernd um. »Wie hast du alle diese Leute hierher bekommen?«
    »Marketing. Bei Facebook und so.«
    »Mama, Mensch, du bist bei Facebook?«
    Wanda nickte. »Klar. Man muss mit der Zeit gehen, Kind. Digitale Welt und so weiter. Wo ist Norbert? Kommt der auch?«
    »Ich helfe dir ein bisschen. Was soll ich machen?«
    Wanda blinzelte irritiert. Franziska wich ihr aus. Norbi hatte ihr doch sicher verziehen – oder hatte sich das ordnungsbesessene Buchhalterchen am Ende als eifersüchtiger Othello entpuppt? Das wurde ja immer besser.
    »Überprüf doch mal, wie viele Leute auf der Liste stehen. Und auch die Einnahmen für den Kuchen. Ein paar Mitglieder haben gestern auch ihren Monatsbeitrag gezahlt.«
    Franziska stellte ihre Tasche ab. »Na endlich.«
    »Und du kannst mal mit Marianne eine Runde drehen, gucken, ob alles in Ordnung ist, die Wasserhähne nicht laufen, genug Klopapier da ist, die Sauna nicht zu kalt ist, die geht irgendwie nicht richtig.«
    »Okay. Mach ich dann gleich. Ich will aber erst mal schnell Axel und Timo hallo sagen.«
    »Timo?«
    »Axels Freund. Den kennst du wohl noch gar nicht?«
    »Leider nicht, nein.« Irgendwie hatte es sie nicht so in den Innenhof gezogen.
    »Auch ein ganz süßer Typ. Also, bis gleich.« Franziska verschwand.
    Süß? Franziska fand Biker-Timo süß? So süß wie einen Rottweiler vielleicht. Aber wieso »auch«?
    Wanda schnappte sich Marianne, die gerade mit leuchtenden Augen auf ihren Wischmopp zusteuerte.
    »Wo ist eigentlich Biggi hin?«
    »Die wollte in die Sauna.« Marianne zog bedeutungsvoll eine Augenbraue hoch.
    Biggi war in der Sauna. So, so. Was war denn das für ein Timing? Tobte hier nicht der Bär? Aber gut, Biggi musste sich erholen. Das mit Benno hatte sie wirklich mitgenommen, und wenn Wanda ehrlich war, dann drifteten auch ihre Gedanken immer wieder zu diesem plötzlichen Tod. So schnell konnte eben alles vorbei sein. Sollte Biggi sich ruhig in der Sauna ausruhen.
    Franziska kam mit geröteten Wangen wieder herein und beugte sich über die Gästeliste. »Kalt draußen«, sagte sie.
    Der Kraftraum hatte sich geleert. Inzwischen waren ein paar Neukunden, die sich im Laufe des Vormittags eingetragen und ein wenig umgesehen hatten, wieder gegangen, und ein großer Teil der restlichen Neugierigen befand sich mit Kai im Stretching-Raum und versuchte dort gerade, den Fußboden mit den Fingerspitzen zu berühren. Wanda entspannte sich ein wenig. Nirgendwo lag etwas herum. Nichts war eingeklemmt, die Saunatemperatur war offenbar nicht zu niedrig, die Herbstsonne schien durchs Fenster auf Biggis Topfpflanzen, die auch niemand umgestoßen hatte. Auf dem Hof knatterte ein Motorrad vor sich hin, aber Wanda nahm das gar nicht mehr so wahr, seit im Studio so viel los war. Sie verfolgte einen Sonnenstrahl mit den Augen, der auf einer Hantelbank auf und ab hüpfte. Alles würde gut werden. Stefan würde das Herkule s nicht verlieren, da war sie auf einmal ganz sicher. Sie knuffte Franziska in die Seite, und diese folgte ihr bis zu den Umkleiden.
    »Willst du die Männer oder Frauen?«, fragte Wanda.
    »Mir egal.« Franziska stieß die Tür zur Männerumkleide auf. »Hallo? Nicht erschrecken, ich gucke nur mal nach dem Rechten.« Niemand antwortete. Franziska zuckte mit den Schultern und ging hinein, Wanda begab sich zu den Frauen. Hier war auch keiner. Alles sah gut aus. Alles war gut! Etwas schepperte hinter ihr.
    »Mama?« Franziska stürmte herein, ihr Gesicht kreidebleich. »O Gott, Mama, komm mit. Da … da …«
    »Was ist denn

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