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Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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unserer alten Klasse gekommen ist, finde ich ganz wunderbar.«
    »Biggi ist auch da«, erwiderte Wanda. Regina Hempler riss die Augen auf. »Dich hab ich gar nicht wiedererkannt, Biggi. Hast dich ja sehr verändert. Äh … ja. Standet ihr euch denn sehr nahe, du und der Benno?«
    Wanda spürte förmlich, wie es in Biggi zu brodeln anfing, und kam schnell einer Explosion zuvor.
    »Sie war seine große Liebe, weißt du das nicht mehr?«
    »Ach ja? Kann mich gar nicht erinnern«, behauptete die Hempler, aber Wanda entging nicht, dass ihre kleinen Knopfaugen leicht flackerten. »Ich gehe ja aus Prinzip zu allen Beerdigungen von früheren Bekannten. Neulich war ich bei der von Frau Zerbst.«
    »Wer?«, brachte Biggi endlich heraus.
    »Unsere Erdkundelehrerin, wisst ihr nicht mehr? Die ist zweiundneunzig geworden. War eine sehr schöne Beerdigung. Und einen Monat vorher war die von Jochen Betz, wenn ihr euch noch an den erinnert. Der ist nach der dritten Klasse raus, auf die Hilfsschule.«
    Wanda starrte die dralle Person vor sich entgeistert an. Regina Hempler war schon immer eine blöde Ziege gewesen, aber dass sie im Alter ihre Tage als Beerdigungs-Groupie verbrachte, das schlug dem Fass den Boden aus.
    »Hast ja immer noch die schöne Dauerwelle von damals«, bemerkte Biggi jetzt.
    Regina Hempler fuhr sich geschmeichelt durch die Haare. »Na, wenn der Benno vom Himmel runterguckt, dann erkennt er mich wenigstens gleich.«
    Biggi öffnete ihren Mund, aber Wanda zog sie kurz am Ärmel. Gut, dass sie mitgekommen war, sonst wäre im Laufe der Feierstunde noch ein weiterer Todesfall zu beklagen. Ein Mord. »Was machst du denn jetzt so, Regina?«, fragte sie laut.
    Regina Hemplers Knopfaugen wurden vor Verwunderung ganz groß. »Na, ich bin Rentnerin, wie ihr auch.«
    Von jetzt an wird gelebt . Wanda wechselte einen kurzen Blick mit Biggi. »Da hast du irgendwas falsch verstanden, Regina. Wir sind keine Rentnerinnen. Wir leiten beide ein Fitnessstudio, wo uns die jungen Männer die Bude einrennen. Du kannst gern mal vorbeikommen, das Studio Herkules , die Adresse findest du auf Facebook. Du bist doch auf Facebook?«
    »Was? Wo?«, krächzte Regina Hempler verwirrt. Weiter vorn setzten sich ein paar Leute in Bewegung.
    »Es geht los«, sagte Wanda. »Du solltest dich mit deinen Blumen beeilen. Sonst verpasst du noch die ganze schöne Beerdigung.«
    Regina Hempler stolperte davon, und Biggi und Wanda sahen ihr schweigend nach.
    »Danke«, sagte Biggi leise und drückte Wandas Hand. Sie tupfte sich kurz mit einem Taschentuch die Augen. »Dann mal los. Bringen wir es hinter uns.«

14   Alles wird gut
    Sechs Leuten gefiel mittlerweile das Studio Herkules auf Facebook, und Wanda kannte keinen Einzigen von ihnen. Außer Herrn Gilder. Der hatte sogar etwas geschrieben: Tolles Studio mit gepflegter Atmosphäre . Das klang ein bisschen wie der Restaurantführer von Leverkusen-Küppersteg, aber Wanda war dennoch gerührt. Außerdem gefiel das Herkules noch zwei Teenie-Mädchen, die offenbar alles gut fanden, was mit »H« anfing, einer Bäckerei, jemandem namens Karli, der nur mit einem Cartoongesicht auftrat und der »Wo bleibt das Foto?« geschrieben hatte, und einem gewissen Matthias Gebauer. Wanda stutzte. Der Name kam ihr doch irgendwie bekannt vor? Sie klickte das Profil an und fing an zu lachen. Es war Matti. So ermutigt, beschloss Wanda, den Werbetext von den Plakaten auch hier zu veröffentlichen. Sie fing an zu tippen. »Das Studio Herkules bietet Besuchern der Altersgruppe Ü59 in den nächsten zwei Wochen …« Morgen würde sie ein Foto reinstellen, gute Idee, Karli, wer immer er war.
    Inzwischen war es fast 21.00 Uhr, und Wanda war eigentlich todmüde, trotzdem schickte sie schuldbewusst eine SMS an Stefan. Der wunderte sich wahrscheinlich schon über ihr Schweigen. Das Herkules ist unter Kontrolle, habe heute fast 300 Euro eingenommen. Gute Nacht! Dass dreißig Euro davon Kuchengeld war, musste er ja nicht wissen. Bevor sie ins Bett ging, wollte sie schnell noch einen Blick auf diese Wettbewerbsseite werfen. Dort zuckte ein rotes Banner hysterisch auf und ab: Bitte lesen! Neue Teilnahmebedingungen! Das war neulich definitiv noch nicht da gewesen. Mit einem flauen Gefühl öffnete Wanda die nächste Seite.
Aufgrund der vielen Anfragen haben wir eine neue Teilnahmebedingung: Bitte versteht, dass wir nicht jeden kleinen Familienklub berücksichtigen können. Wir haben daher beschlossen, eine Mitgliederzahl von

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