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Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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können.«
    »Aber das meine ich doch gerade. Franziska ist gestern mit mir die Finanzen durchgegangen – wir stehen wieder gut da. Der Klub floriert, es kommt Geld rein, wenn das so weitergeht, können wir noch sonst was hier anbauen!«
    »Ich finde es gut, so wie es ist«, sagte Wanda trotzig. Warum ging ihr dieser blöde Wettbewerb so nahe? Es war, als ob sich alle Anspannung auf einmal löste. Gleich würde sie anfangen zu heulen, verdammt noch mal. Dabei war sie doch vorhin noch so glücklich gewesen, vor allem beim Gedanken an Gerd …
    »Wanda?« Biggi kam in einem dünnen knallgrünen Pullunder hereingestürmt, der ihre Schulter freiließ, und schwenkte eine Zeitung. »Hast du es schon gesehen?«
    »Wir haben nicht gewonnen, ich weiß.« Wanda schnäuzte sich.
    »Ja, weiß ich, aber das mit dem Sonderpreis ist doch toll, oder?«
    »Sonderpreis?«
    Wanda riss ihr die Zeitung aus der Hand.
» … danken den vielen Teilnehmern … freuen uns mit den Gewinnern über … die Jury entschieden, einen Sonderpreis von 1000 Euro zu vergeben, den Preis für das originellste Fitnessstudio. Im Studio Herkules hängen anatomische Lehrtafeln an der Wand, um Studenten bei ihrem Studium zu helfen, der Innenhof lädt nach dem Saunagang zum Verweilen und Ausruhen im postmodernistischen Grünen ein, und wer will, kann sich selbstgebackenen Kuchen und feinsten Tee servieren lassen. Das Beste aber ist das All-Age-Gemisch der Mitglieder. Alt und Jung trainieren zusammen, feiern zusammen und helfen einander. »Die jungen Leute haben sicher heutzutage oft die Nase vorn«, erklärte uns Mitglied O. Gilder (80). »Aber wir älteren Semester haben durchaus auch noch was drauf.« Der rüstige Senior verriet uns auch das Motto des Studios Herkules : »Sixty is the new sexy!« Und mit einem stolzen Lächeln fügte er hinzu: »Das ist von mir.«
    »Der Otto?« Wanda ließ fassungslos die Zeitung sinken. »Der Otto hat das ins Klo geschrieben? Das gibt es doch nicht!«
    »Da kommt er. Kannst du ihn gleich mal fragen«, sagte Biggi.
    Und in der Tat, da kam Otto Gilder, beschwingt und munter wie immer, in seinem braunen Trainingsanzug und mit zurückgekämmten weißen Haaren. In der Hand hielt er eine Postkarte. »Hier, Wanda. Für dich. Jetzt plant er eine Reise nach Indien. Fahr da nicht mit. Da kriegst du nur Durchfall.« Er reichte der sprachlosen Wanda eine bunte Postkarte, auf deren Vorderseite ein Känguru in Badeshorts abgebildet war.
»… muss ich gestehen, dass mir in Australien erst mal so richtig aufgefallen ist, wie wenig ich von der Welt gesehen habe, Reisestrapazen hin und her. Ich glaube, mein nächstes Reiseziel wird Indien sein. Was hältst Du davon? «
    »Indien.« Wanda schüttelte den Kopf.
    »Ich fahr mit«, sagte Biggi sofort. »Ich wollte schon immer mal dahin. Die ganze Zeit habe ich überlegt, wo ich hinfahren könnte, und diesem Land fühle ich mich seelisch verbunden. Als wir jung …« Sie stockte. »Benno und ich wollten immer dahin. In einen Aschram, wie die Beatles.« Ein trauriges Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    Wanda drückte Biggi die Karte in die Hand. »Biggi – mach das.«
    »Du meinst, ich sollte mit Bertram nach Indien reisen?«
    »Was du sollst, das weißt nur du allein.« Wanda lächelte. »Aber Bertram würde sich sicher freuen. So ein schicker Falter wie du!«
    »Schmetterling.« Biggi grinste.
    »Was?«, fragte Stefan verständnislos.
    Das Telefon klingelte wieder.
    »Mensch, ich wollte doch eigentlich weg.« Wanda griff automatisch danach, aber Biggi nahm ihr das Telefon wieder aus der Hand.
    »Du machst jetzt mal Pause. Du hast genug in den letzten Tagen geackert. Du gehst dir was Schönes kaufen oder schlenderst mal über den Weihnachtsmarkt. Sonst wirst du noch krank, und dann liegst du Weihnachten im Bett.«
    »Okay, okay.« Wanda lachte und hob abwehrend die Hände hoch. »Ich bin ja schon weg.« Sie schnappte sich ihre Tasche.
    Draußen vor dem Studio atmete sie tief durch. Beim Friseur herrschte wieder Andrang, die Hälfte der Kunden dort kam auch zu Wanda. Zu Stefan. Wie auch immer. Stefan hatte nichts dagegen, sich von seiner Mutter auch in Zukunft unter die Arme greifen zu lassen, und Franziska hatte ihm wöchentliche Finanzkontrollen angedroht. In diesem Augenblick fuhr sie vor dem Studio vor, mit Axel auf dem Motorrad. Sie hielten neben Wanda.
    »Soll ich dich irgendwohin mitnehmen, Wanda?«, rief Axel gegen das Gedröhn des Motors an. »Willst du nach

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