Mein Hauptgewinn bist du!
wirklich, einfach so in ihrer aller Leben zurückkehren und auf eine Art Generalamnestie hoffen zu können?
Wenn er nun doch der Schwäche erlag, Jacob zu vergeben und ihm wieder zu vertrauen? Wollte er wirklich riskieren, noch einmal so verraten und verletzt zu werden wie vor zwanzig Jahren?
Cara seufzte leise im Schlaf und schmiegte sich noch enger an ihn. Sie war so unglaublich stark und weich zugleich, und er sehnte sich nach ihrer Nähe mit einer Inbrunst, wie er sie bisher bei keiner anderen Frau empfunden hatte. Es war etwas sehr Elementares, Unfassbares zwischen ihnen, für das er keine Worte fand.
Sex mit ihr war nicht nur eine Option oder ein lustvolles Bedürfnis, sondern eher wie ein Zwang, eine Notwendigkeit, um zu überleben.
Heiße rauschhafte Begierde, aber bei aller Intensität eben nur Sex.
Als spürte Cara, was ihm gerade durch den Kopf ging, fuhr sie mit ihrer Hand auf eine Art und Weise über seinen Körper, die ihm verriet, dass sie längst nicht mehr schlief. Bereitwillig nahm er ihre wortlose Einladung an, und im Rausch der Sinne kam endlich auch sein gequälter Geist zur Ruhe. Wenigstens für den Moment …
Sehr viel später lagen sie ruhig nebeneinander, und als Jack gerade eindösen wollte, durchbrach Caras Stimme die Stille der Nacht.
„Ich möchte dir etwas sagen“, erklärte sie.
„Ich höre.“
Mit einem Ruck löste sie sich aus seinen Armen und setzte sich auf. Kühle Luft strich über seinen erhitzten Körper, doch Jack widerstand der Versuchung, Cara einfach wieder an sich zu ziehen.
„Jack.“
„Ja, Sweetheart?“
„Du hörst mir nicht zu.“
„Was bringt dich auf den Gedanken?“
„Deine Hand liegt auf meinem Schenkel und …“
„Sorry“, bat er reuig und musste sich ein Grinsen verkneifen. „Leg los.“
„Ich habe darüber nachgedacht, was du gesagt hast, wegen … na ja, deinem Vater und Jacob …“
„Cara …“.
Rasch legte sie ihre Hand über seinen Mund. „Nein, hör mir zu, bitte …“ Sie zog die Hand zurück, und Jack schwieg. „Ich maße mir nicht an zu wissen, was du alles hast durchmachen müssen. Und auf keinen Fall will ich meine Erfahrungen mit deinen vergleichen, aber ich möchte dir die Wahrheit über meine Familie erzählen.“
Das überraschte Jack so, dass er einen Moment vergaß zu atmen. Dabei hatte er sich schon fast damit abgefunden, nie mehr über Caras Vergangenheit zu erfahren. Insgeheim hatte er sich schon gefragt, ob sie sich vielleicht ihrer Herkunft schämte oder irgendwelche Leichen in ihrem Familienschrank verborgen lagen.
„Ich habe dir doch erzählt, dass wir durch den Hurrikan Katrina unser Haus verloren haben, aber nicht, dass mein Vater uns kurz darauf verließ. Für mich führten meine Eltern die perfekte Ehe. Doch wie sich herausstellte, betrog mein Vater meine Mutter seit Jahren mit einer Frau, die in einer anderen Stadt lebte, und mit der er eine zweite Familie gegründet hatte.“
Ihr Lachen klang hart und bitter.
„Ziemlich genau vor sechs Jahren habe ich erfahren, dass es eine Halbschwester gibt, die ich bis heute noch nie gesehen habe.“
„Möchtest du das denn?“
Die Frage schien sie zu überraschen. „Ich weiß nicht“, erwiderte sie gedehnt. „Es ist ja nicht ihr Fehler. Trotzdem …“ Unsicher hob sie die Schultern. „Ich habe noch eine zweite Schwester … Evie und einen kleinen Bruder. Er heißt Remy und …“
Ihre Stimme versagte. Ärgerlich wischte Cara sich ein paar Tränen von der Wange, die sie nicht zurückhalten konnte.
„Bedingt durch einen Sauerstoffmangel während der Geburt, ist Remy geistig etwas … eingeschränkt. Obwohl er inzwischen achtzehn ist, wird er geistig nie über den Status eines Sechsjährigen hinauskommen.“
Jack umfasste ihre kalten Finger und drückte sie sanft. „Deshalb arbeitest du also so hart“, sagte er leise und verstand zum ersten Mal, was sie dazu gebracht hatte, sich auf einen Schurken wie Bobby Gold einzulassen.
„Ja. Seine Dauertherapie wird zwar vom Staat subventioniert, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Remy ist auf eine spezielle Rundumfürsorge angewiesen. Der Verlust des Hauses hat ihn schrecklich verstört, weil er nicht verstehen konnte, warum plötzlich alles anders und ungewohnt war. Darum haben wir uns alle bemüht, so schnell wie möglich wieder normale Zustände zu schaffen. Doch als es endlich soweit war, hatte er sich bereits an den Wohnwagen als unser vorübergehendes Zuhause gewöhnt, und das ganze Drama
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