Mein Herz gehört nur dir (Nobility) (German Edition)
für sie Decken und etwas Warmes zu trinken."
Laura hastete zur Treppe zurück. Eilig stieg sie die glitschigen Stufen hinauf. Mehrmals stolperte sie und schlug sich die Knie an, aber sie spürte den Schmerz nicht. Als sie im Höhleneingang au ftauchte, sah sie, daß gerade einige Leute den Pfad hinaufstiegen. Das Licht schien sie alarmiert zu haben.
"Wir haben Sie gefunden", sagte sie und wandte sich direkt an Baron Hartmut, den sie unter den anderen entdeckt hatte. "Michael bringt Evelyn nach oben."
In einem Krankenwagen, der vor dem Kiosk stand, wurde Evelyn untersucht. Es stellte sich heraus, daß ihr nichts fehlte, sie allerdings ziemlich unterkühlt war und einen leichten Schock erlitten hatte. Etwas zusammenhanglos sprach sie davon, wie plötzlich das Licht in der Höhe ausgegangen sei und sie solche Angst gehabt hätte, daß sie nicht einmal mehr schreien konnte.
Baron Hartmut hatte inzwischen von seinem Bruder erfahren, daß es Lauras Idee gewesen war, die Höhle zu durchsuchen. "Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll", sagte er. "Ohne Sie hätten wir meine Tochter womöglich noch lange nicht gefunden. Bitte vergessen Sie, daß ich einmal etwas gegen Sie hatte."
Laura wollte seinen Dank verlegen abwehren, aber sie kam nicht dazu.
"Es gibt keinen Grund, Frau Hofmann zu danken, Hartmut", erklärte Michael zornig. "Evelyn sagte mir gerade, weshalb sie in der Höhle so getrödelt hat. Laura hat sich überhaupt nicht um sie gekümmert, sondern sich nur ständig mit Herrn Kessler unterha lten." Er sah seine Freundin kalt an. "Ich kann froh sein, daß mir noch rechtzeitig die Augen geöffnet wurden."
"Ich glaube, du tust Frau Hofmann bitter Unrecht, Michael", nahm Hartmut die junge Frau in Schutz. "Kinder sind leicht eife rsüchtig."
"Bitte, Baron Paulsen, es ist nicht nötig, daß sie mich verteid igen", unterbrach ihn Laura den Tränen nah. "Wenn Ihr Bruder meint, ich hätte nichts anderes zu tun gehabt, als mit Herrn Kessler zu flirten, so tut es mir leid. Zugegeben, ich hätte besser aufpassen müssen, aber den Überblick über so viele Kinder zu behalten, ist schwierig."
"Niemand wird Sie gezwungen haben, Lehrerin zu werden!" stieß Michael rasend vor Eifersucht hervor. "Sie sollten sich eine Arbeit suchen, bei der Ihnen keine Verantwortung aufgebürdet wird." Wütend wandte er sich dem Krankenwagen zu. Evelyn sollte sicherheitshalber zu einer Untersuchung ins nächste Kra nkenhaus gebracht werden. Er hatte mit seinem Bruder ausgemacht, daß er die Kleine begleitete. Hartmut sollte nach Hause fahren, um sich um seine Frau zu kümmern.
"Es wird schon alles wieder in Ordnung kommen." Baron Hartmut berührte leicht Lauras Arm. "Kopf hoch! ... Ich nehme Sie, Herrn Kessler und Frau Seitter mit. Aber jetzt will ich mich erst einmal bei den Leuten bedanken. Es dauert nicht lange."
Die junge Frau empfand es als Ironie des Schicksals, daß mit einem Mal Baron Hartmut auf ihrer Seite stand, während sie Michael verloren hatte. Niedergeschlagen wandte sie sich der Limousine des Schloßherrn zu, wo Direktor Kessler und Frau Seitter bereits warteten. Sie hatte keine Ahnung, daß es Frau Seitter gewesen war, die Michaels Zorn noch angeheizt hatte und sie bemerkte auch nicht, wie zufrieden ihre Kollegin wirkte.
* * *
Evelyn erholte sich relativ rasch von ihrem Abenteuer. Nach einigen Tagen Ruhe durfte sie auch wieder zur Schule gehen. Fleißig machte sie mit den anderen Kindern mit, als wollte sie Laura beweisen, wie brav sie sein konnte.
Laura hatte die kleine Baronesse nach wie vor gern. Sie trug ihr nichts nach. Daß sich Michael nicht mehr bei ihr sehen ließ, lag nicht an Evelyn. Das kleine Mädchen wurde jetzt täglich nicht nur vom Chauffeur zur Schule gebracht, sondern auch abgeholt.
Die Schulbehörde hatte den Vorfall im Felsenmeer sehr gründlich untersucht. Man war zu dem Ergebnis gekommen, daß die Lehrer keine Schuld am Verschwinden Evelyns trugen, zumal sich auch Hartmut Baron Paulsen für Laura und Direktor Kessler eingesetzt hatte. Evelyn hatte zugegeben, daß sie wütend auf ihre Lehrerin gewesen war, weil diese sich geweigert hatte, sie bevorzugt zu behandeln. Nur deshalb hatte sie sich auch in der Höhle von den anderen abgesondert.
Es wurde November. Evelyn, die schon seit Tagen einen Schnupfen hatte, bekam Fieber und konnte nicht zur Schule. B aron Hartmut hatte am Morgen selbst seine Tochter bei Direktor Kessler entschuldigt.
Nach dem Unterricht fuhr Laura zum Einkaufen nach Greven.
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