Mein Herz gehört nur dir (Nobility) (German Edition)
Seitter", sagte Hartmut Baron Paulsen. "Aber außer Ihnen waren ja noch Frau Hofmann und Herr Kessler bei den Kindern."
"Wenn man sich ständig miteinander unterhält, kann man schlecht gleichzeitig ein Auge auf die Kinder haben", bemerkte die Lehrerin anzüglich.
"Wie meinen Sie das?" Michael sah sie forschend an.
"Ich will nichts gesagt haben, Herr Baron, wirklich nichts, und es wird ja auch alles ganz harmlos sein..." Frau Seitter schwieg. Sie wies auf einen älteren Mann, der bei einem der Polizeifahrzeuge stand. "Hauptwachtmeister Nowak leitet die Suche. "Sie sollten sich mit ihm unterhalten."
"Gut." Baron Hartmut ließ seinen Bruder und Frau Seitter ei nfach stehen und ging zum Polizeiwagen. Auf der Fahrt nach Hemer war ihm zum ersten Mal bewußt geworden, wie sehr er seine Tochter liebte. Er hatte Evelyn meistens kaum wahrgenommen, nun fühlte er, daß sie ein Teil seines Lebens war, auf den er nicht verzichten wollte.
"Wo ist Frau Hofmann?" erkundigte sich Michael.
"Mit Direktor Kessler im Felsenmeer."
"Danke", sagte der junge Baron und wandte sich seinem Br uder zu. "Ich gehe in Richtung Felsenmeer." Er legte eine Hand auf Hartmuts Schulter. "Wir werden sie finden, verlaß dich darauf."
Immer wieder wurde über Megaphon Evelyns Namen ger ufen. Jedesmal, wenn er erklang, zuckte Laura zusammen. Sie war inzwischen völlig durchnäßt und fror entsetzlich, aber es war ihr unmöglich, zum Kiosk zurückzukehren. Sie machte sich heftige Vorwürfe, nicht genug auf Evelyn geachtet zu haben. Wie sollte sie nur jemals wieder Michael gegenübertreten, selbst wenn seiner Nichte nichts geschehen war.
Etwas oberhalb von ihr tauchte ein dunkler Höhleneingang auf. Obwohl wenn sie sich nicht denken konnte, daß Evelyn in der Höhle war, stieg sie den schmalen Pfad hinauf, der zu ihr führte. Sie hatten diese Höhle am Nachmittag besichtigt. In ihr führte eine Holztreppe in die Tiefe. Durch eine Art Tunnel ging es dann zu verschiedenen Felsenka mmern.
"Laura! ... Laura, wo bist du?"
Die junge Frau drehte sich um. Sie sah Michael zwischen den Felsen. Am liebsten hätte sie ihm nicht geantwortet. "Hier bin ich!" rief sie. "Hier oben bei der Höhle."
Der junge Baron brauchte fast zehn Minuten, um sie zu erre ichen. Er packte grob ihren Arm. "Wo ist Kessler?" fuhr er sie an.
"Ich weiß es nicht. Wir haben uns getrennt", antwortete Laura. "Michael, ich glaube..."
"Da vertraut man dir Kinder an und du hast nichts weiter zu tun, als mit deinem Chef zu flirten", fiel er ihr erregt ins Wort.
"Wie kommst du denn auf diese absurde Idee?" fragte sie en tgeistert. "Wir haben uns ab und zu unterhalten. Mehr war nicht."
"Ihr hättet besser auf die Kinder achten sollen!" schrie Michael sie außer sich vor Zorn an. "Man muß doch merken, wenn ein Kind fehlt. Vor allem Evelyn, an der dir angeblich so viel liegt."
Laura riß sich von ihm los. "Darüber können wir uns noch später unterhalten", sagte sie mühsam beherrscht. "Wir sollten lieber diese Höhle untersuchen. Wenn ich es nämlich recht überlege, habe ich Evelyn zuletzt unten in der Höhle gesehen."
"Um Gottes Willen, willst du damit sagen, sie ist dort unten alleine in der Dunkelheit?"
"Als wir die Höhle verließen, schaltete unser Führer das Licht aus." Laura ließ den Schein der Taschenlampe, die man ihr gegeben hatte, über den Höhleneingang gleiten. Der Lichtkegel erfaßte einen verwitterten Kasten, der seitlich angebracht war.
"Abgeschlossen!" stieß Michael erregt hervor. Er zog sein T aschenmesser heraus. Mit einiger Mühe gelang es ihm, den Kasten aufzubrechen. Hastig drückte er den Lichtschalter hinunter. Augenblicklich wurde es in der Höhle hell.
Laura begann vorsichtig die Holztreppe hinunterzusteigen. "Evelyn!" rief sie immer wieder, aber keine Antwort folgte.
"Laß mich vorbei!" Michael drängte die junge Frau einfach beiseite. "Evelyn! Evelyn, wo bist du?" Seine Stimme hallte schaurig von den kalten Höhlenwänden wieder.
Während der nächsten halben Stunde durchsuchten sie die Höhle Kammer für Kammer. Sie wollten schon aufgeben, als sie im hintersten Winkel, ganz in die Ecke gedrückt, das Gesicht in den Armen verborgen, das kleine Mädchen fanden. Es rührte sich nicht. Schaute auch nicht auf, als sie leise se inen Namen riefen.
"Sieht aus, als würde Evelyn unter Schock stehen." Baron M ichael hob vorsichtig seine Nichte hoch, während er unablässig auf sie einsprach. "Lauf voraus, Laura", wies er seine Freundin an. "Wir brauchen
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