Mein Herz gehört nur dir (Nobility) (German Edition)
Hellheim lag zwar bedeutend näher, aber sie hielt sich nicht gern dort auf. Die Stadt erinnerte sie zu sehr an die Langs.
"Stellen Sie sich vor, der junge Baron Paulsen hat in der vergangenen Nacht Claus Lang angeschossen", wurde sie nach ihrer Rückkehr von Helga Martens empfangen, einer älteren Frau, der das Haus gehörte, in dem sie eine Wohnung gemietet hatte.
"Baron Michael?" fragte Laura erschrocken.
"Ja." Frau Martens nickte. "Richard Lang hat inzwischen gegen Baron Paulsen Anzeige wegen schwerer Körperverletzung erstattet. Sein Sohn liegt bewußtlos im Hellheimer Krankenhaus."
"Aber warum sollte Baron Paulsen auf Herrn Lang geschossen haben?" Laura wurde es abwechselnd heiß und kalt. Auch wenn sie sich vorgenommen hatte, an Michael keinen Gedanken mehr zu verschwenden, sie liebte ihn noch immer.
"Der Baron behauptet, es sei ein Unfall gewesen", sagte Frau Martens. "Kann sein, kann auch nicht sein." Sie hob die Schultern. "Wir wissen ja alle, daß Claus Lang vor fast eineinhalb Jahren die Braut des jungen Barons überfahren hat, auch wenn es ihm nie bewiesen werden konnte."
"Wenn Baron Paulsen sagt, es war ein Unfall, dann wird es auch ein Unfall gewesen sein", verteidigte Laura ihren früheren Freund. "Er würde niemals vorsätzlich auf einen Menschen schi eßen."
"Sie kennen ihn ja besonders gut", bemerkte Frau Martens mit Nachdruck.
"Ja, ich kenne ihn gut." Kampfbereit sah Laura ihre Hauswirtin an. "Wissen Sie, wie es passiert sein soll?"
"Baron Paulsen ist in der Morgendämmerung auf Jagd gega ngen. Er wollte einen kranken Bock abschießen, getroffen hat er aber Lang junior."
"Und was tat Herr Lang um diese Zeit im Wald der Pau lsens?"
"Er wird mal wieder gewildert haben. Es ist so eine Art Sport von ihm. Einmal wäre er fast wegen Wilddieberei bestraft worden, aber sein Vater setzte damals alle Hebel in Bewegung, um es zu verhindern. Man sieht, wer Geld hat, kommt meist mit einem blauen Auge davon. Wenn er es nötig hätte, aber er knallt die Ti ere nur so aus Vergnügen ab." Frau Martens schnaubte verächtlich durch die Nase. "Einen Denkzettel hat dieser Schuft längst verdient."
Laura überlegte, ob sie auf dem Schloß anrufen sollte, aber sie befürchtete, abgewiesen zu werden. So verbrachte sie eine schla flose Nacht und stand sehr früh am nächsten Morgen auf, obwohl es ein schulfreier Samstag war. Sie eilte hinunter, um ihre Zeitung heraufzuholen. Außer einer kurzen Notiz, wurde jedoch von dem Vorfall nichts erwähnt.
Die junge Frau brühte sich Kaffee auf und machte sich daran, die Aufsatzhefte ihrer Schüler zu korrigieren. Sie hatte den Ki ndern die Aufgabe gestellt, ein Familienmitglied zu beschreiben. Evelyn Baronesse Paulsen hatte ihren Onkel Michael gewählt.
"...außer meiner Mama habe ich ihn am allerliebsten", schrieb das kleine Mädchen in seiner steilen Kinderschrift.
Laura klappte das Aufsatzheft zu. "Nicht nur du hast ihn lieb, Kleines", sagte sie leise vor sich hin. Sie trat ans Fenster und blickte hinaus. Überrascht sah sie, wie der Wagen der Baronin vor dem Haus hielt. Nur zwei Minuten später klingelte es bereits. Sie hatte gerade noch Zeit gehabt, mit dem Kamm durch ihre Haare zu streichen. Rasch eilte sie die Treppe hinunter und öffnete die Haustür.
"Guten Morgen, Frau Hofmann." Anna Baronin Paulsen wirkte etwas verlegen. "Ich hoffe, ich störe nicht."
"Nein, Sie stören nicht, Baronin Paulsen", erwiderte die junge Frau. "Bitte." Sie wies zur Treppe.
Frau Martens öffnete ihre Wohnungstür und spähte hinaus, schloß sie aber gleich wieder.
"Wer war das?" fragte Anna leise, während sie die Treppe hinaufstiegen.
"Meine Hauswirtin", sagte Laura und fügte hinzu: "Sie ist sehr neugierig."
Baronin Anna blickte sich nur flüchtig in Lauras Wohnung um. "Wenn Michael nicht so stolz wäre, wäre er längst zu Ihnen gekommen und hätte Sie um Verzeihung gebeten", meinte sie, nachdem sie im Wohnzimmer Platz genommen hatten. "Aber..."
"Warum sollte mich Ihr Schwager um Verzeihung bitten?" u nterbrach sie Laura. "Er meint im Recht zu sein. Er beschuldigt mich, Evelyn vernachlässigt zu haben. Aber das ist es ja nicht alleine. Er ist überzeugt, daß ich mehr als Sympathie für Herrn Kessler empfinde und daß wir während des Ausflugs nichts anderes zu tun hatten, als zu flirten."
"Michael weiß längst, wie unsinnig dieser Verdacht war", en tgegnete die Baronin. "Bitte, versuchen Sie, ihn zu verstehen. Er hat seine erste Braut unter sehr tragischen Umständen
Weitere Kostenlose Bücher