Mein Herz in Deinen Händen
Bär aus seinem Winterschlafquartier aus den Bergen herunterkam.
Jetzt gehörte die Ranch Pepper.
Pepper hatte sich den Traum von etwas Eigenem nie erlaubt. Erst hatte sie kein Geld gehabt. Und als sie dann welches hatte, hatte sie Angst gehabt, ihren falschen Namen unter eine immerwährende Urkunde zu setzen. Schließlich hatte sie auch der Wahrheit ins Auge sehen müssen – sich an einem bestimmten Ort niederzulassen, machte ihr Angst. Wenn sie länger irgendwo blieb, musste sie irgendwann die Nachbarn besuchen, die Namen der Leute aus der Kirche lernen, Teil der Gemeinde werden … in Georgetown hatte es ohnehin schon angefangen. Sie hatte ihr Geschäft und lebte schon so lange in der Gegend, dass sie Freunde gefunden hatte, die sie um ihrer selbst willen mochten, die sich für ihre Meinung interessierten. Freunde, die persönliche Fragen stellten.
Mrs Dreiss’ Vermächtnis hatte ihr die Wahl abgenommen. Das hier – sie drehte sich um und sah ins Tal hinunter – das hier gehörte ihr.
Sie rechnete damit, dass sie bei dem Gedanken, an einem Ort festzusitzen, die altbekannte Angst überkam.
Sie sog die frische Frühlingsluft ein und lockerte den Druck auf ihrer Brust. Falls sie feststellte, dass sie es nicht ertrug, an einem Ort festzusitzen, konnte sie Mrs Dreiss’ Ranch immer noch verkaufen. Pepper Prescotts Ranch.
Zu ihrem Erstaunen war sie entsetzt. Sie sah sich wieder um. Das hier verkaufen? Wie konnte sie?
Was wollte sie? General Napier sagte, dass ein erfolgreicher Mensch immer Ziele haben musste. Pepper hatte ihre Ziele – Geld verdienen und ein derart blühendes Geschäft betreiben, dass es keine Rolle mehr spielte, woher sie kam und wer sie wirklich war. Jetzt besaß sie Land. Wenn sie es verkaufte, war sie wohlhabend genug, um den Rest ihres Lebens unabhängig zu sein.
Das hieß, falls sie es schaffte, am Leben zu bleiben und falls es ihr gelang, General Napier hinter Gitter zu bringen, dann gehörte all das ihr. Sie konnte hier leben, wenn sie wollte. Wenn sie hier blieb, würde sie das Leben einer Rancherin führen: schwierig, sorgenvoll … und frei.
Sie erkannte mit einem Schlag, dass sie hier bleiben wollte. Sie wollte diese Ranch haben. »Es gehört mir. Es gehört wirklich mir«, sagte sie benommen.
Aber da war ein Haar in der Suppe.
Dan stand groß und aufrecht neben ihr, der Typ Mann, an den eine Frau sich anlehnen konnte.
Der Typ Mann, den Pepper nicht zu wollen wagte.
11
Boston, Massachusetts
»Was meinen Sie damit, Sie wissen, wo wir unsere Suche nach Pepper beginnen müssen?« Hope Givens starrte Griswald an, ignorierte sämtliche Gäste, ihre ganze Familie, die sich im Anwesen der Givens versammelt hatte, um Hopes Harvard-Abschluss und die bevorstehende Geburt ihres und Zacks ersten Kindes zu feiern. Sie zwang den alten Butler mit der schieren Kraft ihres Blicks, ihr auf der Stelle zu antworten.
Zack Givens, der Vorstandsvorsitzende von Givens Enterprises, kannte nur allzu gut die Macht, die seine Frau entfalten konnte, wenn sie die großen blauen Augen auf einen Mann richtete und Rechenschaft verlangte. Er hatte jede Menge Erfahrung damit. Sie waren seit sieben Jahren verheiratet, und Hope war die süßeste, gelassenste Frau. War es – bis sie auf eine Ungerechtigkeit stieß, die berichtigt werden musste, oder sich bei einem von den Hunderten von Menschen, die sie Freunde nannte, eine Notlage auftat oder sich ihr bei der Suche nach ihrer seit langem verschwundenen Familie ein Hindernis in den Weg stellte.
Griswald stand auf der Veranda des prächtigen Givens-Hauses und hatte Schweiß auf der Stirn. Er fuhr mit der Hand über den kahlen Kopf, wandte seine ergebenen Hundeaugen in Zacks Richtung und sagte mit seinem forschen britischen Akzent: »Sir, mit Madams Examensfeier in vollem Gang und Madam selbst im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft, würde ich es nicht für gut halten, wenn Madam sich wegen der Angelegenheit aufregte. Vielleicht könnten wir in Ihr Arbeitszimmer gehen, wo ich Ihnen einen kompletten Bericht …«
Der Laut, den Hope von sich gab, konnte nur als Knurren bezeichnet werden.
Griswalds Stimme verlor sich, und er besaß die Vernunft, verschreckt zu wirken.
Zacks Eltern und Zacks Tante Cecily schüttelten den Kopf und staunten über Griswalds Torheit.
Zack schob sich zwischen seinen Butler und seine Frau, um Griswald vor körperlichem Schaden zu bewahren.
Im achtdreiviertelten Monat der Schwangerschaft hatte Hope so viel
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