Mein Herz in Deinen Händen
Einem Ehemann. Einem Liebhaber.
Russell war kein herzloser Mann und schien von Peppers unumwundener Antwort entsetzt. »Das ist aber unwahrscheinlich«, versicherte er ihr.
Dan setzte hinzu: »Besonders, weil ich ja noch nicht gehe.«
Pepper sah ihn an, als fürchte sie ihn, was seine Theorie vom Stalker erhärtete. »Das solltest du aber«, sagte sie. »Dein Dad braucht dich.«
Russell machte den Mund auf, um ihr beizupflichten.
Doch Dan antwortete, bevor sein Vater die Gelegenheit hatte. »Mein Dad ist jahrelang bestens ohne mich zurechtgekommen.«
»Die Leute werden reden, wenn wir hier zusammen wohnen«, sagte sie.
Russell nickte und versuchte seinen Punkt zu machen. Doch Dan antwortete, bevor Russell etwas sagen konnte. »Du willst doch, dass keiner weiß, dass du zurück bist?«
Sie sackte zusammen, als habe Dans Argument ihr den Rest gegeben. »Ja. Das ist genau das, was ich will.«
»Dann ist ja alles in Ordnung. Aber offen gesagt, macht es mir nicht das Geringste aus, wenn jeder in Diamond weiß, dass ich mit dir zusammenlebe.«
Russell trat ungeduldig von einem Bein aufs andere, weil er endlich seine Bedenken loswerden wollte. »Aber wenn sie mit dir schläft, dann kommen auch die Probleme.«
»Ich schlafe nicht mit ihm«, sagte Pepper aus tiefster Überzeugung. »Und ich werde auch nicht mit ihm schlafen.«
Dan fixierte Russell. »Seit wann ist Sex ein Problem? Du hast mich wie einen Zuchtbullen auf jede Frau in der Stadt gehetzt. Warum soll ich mit Pepper keinen Sex haben?«
Pepper hasste es, wenn sie so über sie sprachen. »Warum du keinen Sex mit Pepper haben sollst? Weil Pepper hier steht und mit überhaupt niemandem Sex haben will und erst recht nicht mit Dan Graham. Pepper hat ihre Lektion gelernt.«
»Und welche Lektion wäre das?« Dan sah hinterhältig gemein aus.
Sie betonte sorgfältig jede Silbe. »Sex ist die ganzen Schwierigkeiten und das ganze Durcheinander nicht wert.«
Dan trat einen Schritt nach vorn und baute sich vor ihr auf. Er sah auf sie herab wie am Abend zuvor, und obwohl sie ausreichend geschlafen und gegessen hatte, setzten seine Größe und seine Nähe ihr zu. Er sprach so leise, dass sie sich anstrengen musste, ihn zu verstehen. »Das werden wir sehen.«
Er drohte ihr mit Sex, der so gut war, dass die Schwierigkeiten und das Durcheinander sie nicht kümmern würden. Solange sie hier blieb, solange er hier blieb, war sie in Gefahr … denn sie war noch lange nicht über Dan Graham hinweg.
Verschwommen hörte sie Mr Graham sagen: »Sohn, ich habe dir den Kompressor gebracht, den du haben wolltest. Er steht hinten auf dem Pick-up und wiegt einen verdammten Zentner. Könntest du ihn runterholen?«
Dan trat zurück.
Sie holte Luft, und ihr war vor Erleichterung schwindlig.
Dan bedachte seinen Vater mit einem strengen Blick, dann verließ Dan die Veranda. Sie sah ihm hinterher, den Blick auf das Versprechen geheftet, das in seinen langen Schritten lag. Allein ihm beim Gehen zuzusehen, ließ jede Frau glauben, er sei ein Liebhaber, den man nie vergaß.
Das letzte Mal war es ein trotziger Triumph gegen sein autoritäres Auftreten gewesen. Diesmal war es nicht die Auflehnung eines Teenagers, sondern die Reaktion einer erwachsenen Frau auf Dans rohe, unverfälschte Maskulinität. Es machte ihr Angst, wie sie an ihren Nerven zupfte. Diese außer Kontrolle geratene, herzzerreißende Begierde, die brüllende Notwendigkeit. Wenn sie Dan ansah, wenn sie seine Stimme hörte, wenn sie seinen Duft roch, dann schwankte sie zwischen der instinktiven Überzeugung, dass er sie beschützen konnte, und der Lust, ihm zu geben, was immer er wollte.
»Zur Hölle, ich hoffe wirklich, dass du nicht vorhast zu bleiben«, sagte Mr Graham rüde. »Als du das letzte Mal mit meinem Sohn geschlafen hast, hat es acht Jahre, vierzehn Länder und zwei lebensgefährliche Verwundungen gebraucht, bis er über dich weg war. Er soll nicht nochmal so leiden müssen.«
Sie wollte protestieren, ihm sagen, dass sie selbst auch gelitten hatte. Aber sie sah jener Wahrheit ins Gesicht, die sie auf die harte Tour gelernt hatte: Kein Vater und keine Mutter empfand für sie so wie für ein eigenes Kind. Es kümmerte Mr Graham nicht, ob sie gelitten hatte. »Dan kann selber auf sich aufpassen.«
»Sollte man meinen, nicht wahr? Aber seit er wieder da ist, interessiert er sich weder für Frauen, Autos oder sonstwelche Gesellschaft. Sogar seine Mutter hat nicht mehr als zwei Worte aus ihm herausbekommen,
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