Mein Herz in Deinen Händen
beträchtlichen Machtbefugnisse dazu nutzen, die Unterlagen aus Texas nach einem verheirateten Paar abzusuchen, das vor ungefähr vierzehn Jahren ein Verbrechen begangen hatte, um so Jackie Porters richtigen Namen herauszufinden und sich mit Hilfe der Pflegschaftsunterlagen auf ihre Spur zu heften.
Doch … das einzige Mal, als Pepper versucht hatte, ihre Geschwister zu finden, waren die Akten aus Hobart wegen eines Feuers im Gerichtsgebäude nicht zu beschaffen gewesen. Falls Pepper Glück hatte, und darum betete sie, würde das die Generalin aufhalten.
Pepper sah zum Fenster hinaus und lachte in einem Anfall von ungestümer Freude auf. Weiße Flocken trieben im Wind, und der Nachmittag ging in einen verfrühten Abend über. Sonny Midler hatte Order, zu Hause zu bleiben. General Napier konnte weder allein noch mit ihren Terroristenfreunden hier herauf.
Das Beste von allem war, dass kein Dan Graham durchs Haus schlich und die Atmosphäre mit dem erotischen Duft seines Sexappeals und seiner Begierden erfüllte. Er hatte gesagt, er wäre erst spät nachts wieder hier. Er hatte versprochen, in Boise zu bleiben, falls es schneite. Zum ersten Mal, seit sie General Napier ihren eigenen Adjutanten hatte erschießen sehen, war Pepper allein und absolut sicher. Sie wollte es genießen, wieder sie selber zu sein, Dans brütenden dunklen Blicken nicht ausgesetzt zu sein.
Sie zog unbehaglich die Schultern hoch. Was war das für ein Gefühl, das sie ständig befiel, wenn er in der Nähe war? Es konnte keine Liebe sein. Lust, ja – die erkannte sie wieder. Aber die Liebe, die sie vor all den Jahren für ihn empfunden hatte, war nicht diese Mischung aus wahnsinnigem Glück und vernichtender Wollust. Wenn er bei ihr war, plagten sie Schuldgefühle, weil sie ihn nicht aus der Gefahrenzone gebracht hatte und gleichzeitig Befriedigung, weil sie daran glaubte, dass er sie beschützen konnte. Außerdem war sie vor Dankbarkeit wie verhext, weil er sie mit so offenkundigem Begehren ansah.
Als sie weggelaufen war, hatte sie ihn schon einmal verloren und hatte es überlebt. Sie würde es also auch überleben, wenn sie ihn jetzt nicht haben konnte. Heute Abend war er nicht hier, und sie konnte die Vergangenheit – seine Vergangenheit, ihre Vergangenheit – hinter sich lassen. Heute würde sie tun, was sie wollte. Sobald sie mit der Stallarbeit fertig war, würde sie Mädchensachen machen – eine Maniküre und vielleicht ein Gesichtspeeling. Oder sie holte sich eine Schere und versuchte den verpfuschten Haarschnitt auszubessern, den sie sich in der Gasse verpasst hatte.
Sie zog den Mantel, Stiefel und Mütze an und eilte den Pfad zur Scheune hinunter, während die wirbelnden Flocken im Licht der Taschenlampe tanzten.
Dan schien es nicht zu stören, wie ihre Haare aussahen. Sein verführerischer Blick verweilte auf ihren Locken, als gefiele ihm der Anblick. Sie zitterte bei der Vorstellung und sagte sich, dass es kalt war.
Samson stampfte ungeduldig vorm Scheunentor und wartete, dass sie ihn einließ. Er starrte sie an, während sie an dem Schloss fingerte, das Weiße in seinen Augen war sichtbar. »Ich sehe eine Ähnlichkeit zwischen dir und Russell«, sagte sie.
Samson schnaubte und stupste sie mit der Nase an.
Pepper rutschte im Matsch aus und landete auf Händen und Füßen. Halb flüssig und halb fest, spritzte der Dreck über ihre Arme und die ganze Jeans.
Samson warf den Kopf herum und wieherte, als lachte er.
»Du elendes Biest.« Sie kam hoch, wischte sich den schlimmsten Matsch ab und sah ihn finster an. »Wenn du nicht schon ein Wallach wärst, würde ich einen aus dir machen.«
Sie machte die Tür auf. Samson trottete sofort hinein und schien selbstgefällig, wie kein Pferd es sein dürfte.
Drinnen war es still, und es roch männlich nach Leder, Heu und Pferd. Die Hennen hatten sich in der Wärme des Hühnerhauses zusammengekauert. Samson war zufrieden, dass er es der niederen Kreatur, die sich um ihn kümmerte, gezeigt hatte, und marschierte direkt in seinen Stall. Während sie ihn fütterte, fragte sie: »Du und Russell seid Brüder, oder? Ihr seid zwar von verschiedenen Müttern, aber beide glaubt ihr zu wissen, was für Dan richtig ist und beide glaubt ihr, mich herumstoßen zu können. Das könnt ihr aber nicht.«
Samson kaute seinen Mais und begutachtete ihre nassen, stinkenden Kleider mit wachsamen Augen.
»Sicher, du kannst mich in den Dreck stoßen, aber ich stehe wieder auf.« Sie machte mit einer
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