Mein Herz in Deinen Händen
unten nicht, aber oben in den Bergen sicher. Ich werde es nicht bis nach Hause schaffen, bevor es losgeht.«
»Sollten Sie da nicht in Boise übernachten?« Sie zog ihren leichten Arztkittel über und machte ihm ein Angebot: »Ich könnte Sie unterbringen.«
Dr. Melling war eine kampferprobte Soldatin. Sie war attraktiv, redegewandt und intelligent. Sie hatte alle Berichte gelesen; sie begriff wie niemand sonst, was er durchgemacht hatte. Hätte es Pepper nie gegeben, hätte Dr. Melling heute einen Übernachtungsgast gehabt.
So hatte sie nicht die geringsten Aussichten.
Dan antwortete mit der ihm eigenen Höflichkeit: »Danke, aber wenn es schneit, dann muss ich die Rinder reinbringen.«
Sie nickte, als habe ihr Angebot genauso wenig zu bedeuten wie seine Ablehnung. »Hört sich nach harter Arbeit an. Ich habe Ihnen einen Persilschein ausgestellt, was Ihre Gesundheit angeht, aber wenn Sie bald wieder in den aktiven Dienst zurückkehren wollen, sollten Sie es ruhig angehen.«
Ihr war nicht klar, dass er bereits wieder im Kampfeinsatz war.
Sie missverstand sein Schweigen, denn sie sagte streng: »Ich bin der hochrangigere Offizier, Lieutenant, und ich befehle Ihnen, es ruhig anzugehen.«
»Ja, Madam.«
Sie kehrte mit einem letzten Winken ins Hospital zurück.
Er fuhr den Highway 95 hinauf, und es war noch nicht einmal Mittag. Als er Richtung Diamond in die Berge fuhr, fing es an winterlich zu werden. Die Kaltfront zog auf.
Er prüfte den Satellitenbildschirm. Keiner war hinter ihm. Auch vor ihm war kein Hinterhalt. Er hatte Recht behalten, der Ausflug nach Boise war ereignislos verlaufen – verdammt.
Er wollte jetzt mehr denn je, dass die Warterei ein Ende nahm. Er wollte wissen, wem Peppers Loyalität galt und was sie vor ihm verbarg. Er wollte wissen, ob das Interesse, das sie für die Ranch zeigte, echt war und ob aus diesem Interesse der Wunsch erwachsen konnte zu bleiben. Denn falls sie sich dazu entschloss zu bleiben, dann musste er seinen Anspruch auf sie nicht mehr mit solcher Dringlichkeit erheben.
Er lächelte schmerzlich amüsiert. Er belog sich selbst. Nichts konnte sein Drängen bremsen, nur der Akt der Eroberung selbst.
Er hoffte mit einer Inbrunst, die seine ganze Welt erschütterte, dass er Recht hatte, was sie anging. Dass Sonny Recht hatte, was sie anging. Dass sie unschuldig war, dass er sie erobern konnte – statt sie verhaften zu müssen.
Bevor er Diamond erreichte, führte er ein kurzes freudloses Gespräch mit Colonel Jaffe, in dessen Verlauf er über eine Fahrt ohne Zwischenfälle berichtete. Colonel Jaffe teilte ihm mit, dass die Terroristen sich noch nicht bewegt hatten und gab erneut seinem Wunsch Ausdruck, Dan möge attackiert werden. Dan stimmte zu.
Dan fuhr die einzige Hauptstraße Diamonds entlang, parkte bei der Ampel, zog die Einkaufsliste heraus und betrat Hardwicks General Store. Als er die vielen Leute sah, hätte er am liebsten laut gestöhnt. Die Hälfte aller Rancher aus der Gegend waren mit ihren Frauen da, und ein ganzer Chor rief »Hallo, Fremder!«, als er den Fuß durch die Tür setzte.
Er hob die Hand zum Gruß. Er kannte sie alle. War mit ihnen oder ihren Kindern zur Schule gegangen. Er musste hier rein und wieder raus, ohne dass es irgendwelche Schwierigkeiten gab und das umfasste sowohl Peppers Geheimnis als auch Terrorattacken.
Sein Blick wanderte zu Yarnell und Wagner hinüber, die inmitten der Rancher saßen und wie ein paar Flachländer aussahen. Das war ihre Tarnung, sich als Stadtmenschen auszugeben, die auf der Suche nach dem sauberen Landleben waren. So dumm sie mit ihren Overalls und ihren Anglerhüten auch aussahen, sie schienen für die Rolle geboren zu sein. Dan konnte nur hoffen, dass sie zur Hölle noch wussten, wie man mit einem AK-47 umging.
Er sagte zur Eigentümerin des Ladens: »Der Kälteeinbruch scheint gut fürs Geschäft zu sein.«
»Aber sicher.« Mrs Hardwick war alt genug, seine Mutter zu sein, trotzdem begutachtete sie seinen Hintern immer genauso interessiert wie seine Einkäufe. »Sie hat dich schließlich hergebracht oder nicht?«
Alles lachte.
»Komm doch mal zum Abendessen zu uns raus«, rief Rebecca Hunter. Mrs Hunter hegte die Hoffnung, dass er sich für ihre Älteste, Gloria, begeistern würde. Gloria hatte ihm einmal gesagt, sie brauchte keinen Ehemann, um die Ranch zu führen, sobald sie sie einmal geerbt hatte, falls aber doch, dann sei er derjenige. Es hatte ihm geschmeichelt, denn Gloria war ein
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