Mein Herz in Deinen Händen
Prachtexemplar von Frau.
»Mach ich, Mrs Hunter«, sagte er und meinte es mit keiner Silbe ernst.
»Und wann kommst du zum Haareschneiden?«, rief Ritas Vater. »Zu’nem Männer haarschnitt.« Mr Johnson war länger in Diamond, als Dan denken konnte, der Friseur, und er beherrschte nur eine Art von Haarschnitt, der eine elektrische Schneidemaschine erforderte und einen beinahe kahlen Schädel produzierte. Dan war nicht mehr bei ihm gewesen, seit er alt genug war, mit dem Auto anderswo hinzufahren.
Dan behielt seinen Hut fest auf dem Kopf und log: »Hab sie mir gerade schneiden lassen.«
Er konsultierte seinen Einkaufszettel. Von der Hälfte der Sachen wusste er nicht, wo sie zu finden waren, und als er Mrs Hardwick sagte, wonach er suchte, zog sie die buschigen Augenbrauen hoch. »Lernst du etwa das Kochen?«
Ihre laute Stimme ließ alle aufschauen.
Sie ging zur Fleischtheke. »Ich hätte nicht gedacht, dass du weißt, was man mit einem Schweinefilet macht.«
»Kochen ist nicht so schwer«, sagte Charlie James. »Nur für meine Frau.«
Seine Frau versetzte ihm einen Schlag auf die Hand, der heftig genug war, sie zu brechen.
»Du weißt doch, was es heißt, wenn ein Mann das Kochen anfängt«, sagte Chris Bardey. Er und Charlie steckten die Köpfe zusammen und kicherten. »Er wird ein bisschen …«
Die beiden Typen waren schon in der High School Arschlöcher gewesen, und sie waren kein bisschen erwachsen geworden. Dan taten ihre Frauen Leid, die mit roten Gesichtern verlegen dastanden.
Er griff sich einen Korb, lief auf die Dosen zu – hoffentlich gab es Artischockenherzen – und wünschte sich, er hätte den Einkauf in Boise erledigt. Eine Terrorattacke erschien ihm weniger bedrohlich als der Spießrutenlauf vor all den Leuten, die ihn sein ganzes Leben lang kannten, und die Erkenntnis, dass er nichts mit ihnen gemein hatte. Es war unheimlich, in die Stadt zurückzukehren und feststellen zu müssen, dass sich nichts verändert hatte. Nichts … außer ihm.
Als er auf dem Weg zur Kasse war, betrat Rita Johnson den Laden.
Dan hätte fast laut gestöhnt.
Arme Rita, Ex-Cheerleader-Chefin, All-American-Girl, Schulabschluss mit Auszeichnung, sie hatte in ihrem ganzen Leben nur einmal etwas Wildes getan – sich mit Pepper angefreundet. Die Erwachsenen hatten gedacht, sie hätte es aus Mitleid getan und nicht, um nur ein einziges Mal etwas Verrücktes zu machen, bevor sie einen eigenen Hausstand gründete. Jetzt war sie im schlimmsten Zustand, in dem eine Frau in Diamond sein konnte – geschieden mit zwei Kindern.
Aber die tapfere junge Frau begegnete den zwei Dutzend neugierigen, mitleidigen Augenpaaren mit gerecktem Kinn und kam herein.
Als sie Dan sah, wäre sie fast wieder hinausgegangen.
Ihr Vater erhob sich von einer Bank, nahm sie am Arm und zog sie auf Dan zu. »Rita, schau nur, wer da ist! Erst gestern hast du dich gefragt, was Dan wohl so allein macht, einsam wie er lebt.« Dann setzte er noch einmal betont hinzu: »So einsam.«
Das hatte sich das arme Mädchen vermutlich tatsächlich gefragt. Nicht weil sie seine Kinder austragen wollte, wie ihr Vater – und seiner – es offenkundig hofften, sondern weil sie eine nette Frau war und ihn seit dem Kindergarten kannte. »Schön, dich zu sehen, Rita«, sagte er. »Hast du in letzter Zeit irgendwelche Klatschgeschichten gehört?«
Sie zwinkerte ihn verstört an, dann begriff sie, worauf er hinauswollte und biss sich auf die Unterlippe, um nicht loszulachen. »Doug Weber trifft sich mit Vicki White.«
»Ich dachte, die ist verheiratet.«
»Nicht mehr.« Sie setzte befriedigt hinzu: »Es hat in der Gegend jede Menge Scheidungen gegeben.«
Die Sensationslust um sie herum legte sich.
»Dein Dad trifft sich mit jemand aus McCall.«
Er sagte verblüfft: »Aber da lebt meine Mutter. Kann er nicht anderswo strawanzen?«
»Er ist ein Mann und hat, wie die meisten Männer, schlechte Manieren.« Sie verdammte das männliche Geschlecht mit Wonne. »Und Cheryl Kenner ist mir gegenüber zudringlich geworden.«
»Wow!« Dan staunte. »Dann hatte sie, schätze ich, ihr Coming-out.«
»Hatte sie. Ich denke selber darüber nach, ob ich bisexuell werden soll.«
Mr Johnson hustete so heftig, dass ihm irgendwer auf den Rücken schlug.
»Warum das?«, fragte Dan.
Rita trug ihren Text mit Stil und Verve vor. »Damit verdoppeln sich meine Chancen, eine Verabredung für Samstagabend zu kriegen.«
Rita bestätigte Dans Vermutung. Sie hatte endlich einen
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