Mein Herz in Deinen Händen
mich schlecht, weil du nicht auf deiner eigenen Ranch arbeiten kannst.« Aber sie wich seinem Blick aus. Sie konnte ihn nicht ansehen und ihn gleichzeitig belügen.
»Warum hast du deinen Wagen in Brand gesetzt?« Er nahm über die Decke hinweg ihre Hände und zog sie an sich. »Warum bist du hier?«
Was konnte sie ihm erzählen, das er auch glauben würde? Die Wahrheit. Ja, sie konnte ihm die Wahrheit erzählen. Sie machte den Mund auf. Panik überkam sie, schnürte ihr die Lunge zu, ließ ihre Haut prickeln. Alle alten Ängste drückten ihr die Kehle zu, und sie konnte nicht sprechen. Sie wagte es nicht.
Also lenkte sie ihn auf die einzige Art und Weise ab, die ihr in den Sinn kam. Sie beugte sich vor und küsste ihn.
Es war kein Opfer. Sie hatte ihn küssen wollen, seit sie ihn heute Morgen das erste Mal gesehen hatte. Nein, seit sie ihn überhaupt das erste Mal gesehen hatte. Die Hitze, die er verströmte, der Geruch nach Leder und arbeitendem Mann, die Art, wie er seinem Vater ihretwegen die Stirn geboten hatte, wie er sie seinen Cowboy-Freunden vorgestellt hatte, als wäre er stolz auf sie – die Mischung aus alledem erregte ihre Sinne. Jetzt wollte sie, dass er den Mund hielt und konnte gleichzeitig ihren Gelüsten nachgeben.
Was für ein Geschäft!
Seine Lider flatterten zu, bedeckten die stechenden dunklen Augen. Er saß stocksteif da, als sie den Mund auf seinen presste, die Kontur seiner Lippen nachzeichnete, seine Textur und Glätte liebend. Als er die Lippen öffnete und sein warmer Atem über ihre Haut streifte, lief ihr eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Sie antwortete ihm, indem sie gleichfalls die Lippen öffnete und ihm die Zunge in den Mund schob. Ein Woge zärtlicher Gefühle, wie sie sie nie zuvor erlebt hatte, überrollte sie. Es war fast, als könne sie all die Jahre und seinen ganzen Schmerz schmecken. Sie wollte ihn absorbieren, ihm Wohlergehen spenden, wo nur blankes Leid existiert hatte.
Vielleicht schmeckte er an ihr dieselbe Pein, die Einsamkeit eines Lebens auf der Flucht, denn er legte den Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Sie legte die Hände auf seine Schultern. Er ließ ihr vom Busen bis zu den Schenkeln heiß werden. Seine Lippen bewegten sich auf ihren, erinnerten sie an die ungelenken Küsse, die sie früher getauscht hatten, die jugendliche Leidenschaft, die sie einer im anderen erweckt hatten. Jetzt war da mehr; die Empathie zweier erwachsener Menschen, die so vieles geteilt und so vieles verloren hatten.
Die einander verloren hatten.
Ihre Hand glitt in seinen Nacken. Sie zog ihn mit den Armen an sich, liebte ihn mit ihrem Mund und gab der stetig wachsenden Leidenschaft nach. Ihre Zungen berührten einander, trennten sich, tanzten in Spiralen aus Lust immer weiter nach oben. Sie grub die Finger in sein goldenes Haar und keuchte befriedigt, als der Glanz ihr die Handflächen versengte.
Er umfasste ihr Hinterteil, dann schob er den Arm unter ihre Schenkel und hob sie auf seinen Schoß. Langsam neigte er sie zur Seite, bis sie flach auf der Decke lag. Er beugte sich über sie, presste seine Brust an ihre, nahm sie in die Arme und dominierte sie mit seinem kraftstrotzenden Körper. Sie verlor die Kontrolle, überwältigt von einer Lust, die sie kurzatmig machte und ihre Sinne schärfte – für ihn. Nur für ihn.
Seine Hand wanderte unter den Saum ihres T-Shirts, ihre Rippen hinauf und unter den locker sitzenden BH. Während seine Zunge ihren Mund erforschte, streichelte er mit den Fingern die Haut ihres Busens und brachte alle Nerven zum Beben. Das Vergnügen und die Pein brachen ihr fast das Herz.
Sein Daumen umkreiste ihren Nippel, und sie wollte, er hätte den Mund dorthin gepresst. Sie wollte die Beine spreizen. Sie wollte, dass er ihr die Entscheidung abnahm. Sie wollte, dass er Jahre der Einsamkeit und des Verlangens linderte. Sie wollte erst später über die Konsequenzen nachdenken.
Nein, niemals.
Aber so, wie sie seinen Schmerz spürte, so spürte er ihre Verunsicherung. Mit einem ungeduldigen Brummen packte er sie an den Handgelenken und zog ihre Arme von seinem Hals. »Das beantwortet ein paar Fragen. Nicht alle, aber zumindest die wichtigsten.«
Ihre Lungen brannten noch atemlos vom Küssen, und sie bekam kaum genug Luft, um ihn zu fragen: »Was meinst du damit?«
»Du ängstigst dich zu Tode.« Er sah ihr tief in die Augen. »Verfolgt dich irgendwer?«
Die Frage traf sie so hart, dass ihr erneut die Luft wegblieb. »Was? Ob mich jemand
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