Mein Herz so weiß
denn weder reichte die Zeit, um sie an meiner Neugierde teilhaben zu lassen, noch war sie in der Lage, sich für irgendetwas außerhalb ihres Körpers zu interessieren, und während wir ein paar Worte wechselten und ich ins Badezimmer ging, um den Zipfel eines Handtuchs zu befeuchten, und ihr zu trinken gab und ihr das Kinn streichelte, das ich sehr mochte, hinderten die kleinen Geräusche, die ich selbst machte, und unsere eigenen kurzen, unzusammenhängenden Sätze mich daran, aufmerksam zu sein und die Ohren zu spitzen auf der Suche nach unterscheidbaren Wörtern im benachbarten Gemurmel, das zu verstehen ich kaum abwarten konnte.
Und eilig hatte ich es, weil mir bewusst war, dass ich das, was ich jetzt nicht hörte, nie mehr hören würde; es würde keine Wiederholung geben wie bei einem Tonband oder einem Videofilm, die man zurückspulen kann, jedes nicht wahrgenommene und nicht verstandene Murmeln wäre für immer verloren. Das ist das Schlechte an allem, was uns widerfährt und nicht aufgezeichnet wird oder, schlimmer noch, nicht einmal gewusst, gesehen und gehört wird, denn später gibt es keine Möglichkeit, es zurückzugewinnen. An dem Tag, an dem wir nicht zusammen waren, werden wir für alle Zeit nicht zusammen gewesen sein, was man uns am Telefon sagen wollte, als man uns anrief und wir nicht abnahmen, wird niemals gesagt werden, nicht dasselbe und auch nicht mit demselben Empfinden; alles wird ein wenig anders oder völlig anders sein aufgrund unseres Mangels an Mut, der uns davon abhielt, mit euch zu sprechen. Aber selbst wenn wir an jenem Tag zusammen waren oder uns zu Hause befanden, als man uns anrief, oder die Furcht überwanden und das Risiko vergaßen und wagten, mit euch zu sprechen, selbst dann wird nichts von dem sich wiederholen, und deshalb wird ein Moment kommen, da es auf dasselbe hinausläuft, ob man zusammen gewesen ist oder nicht, ob man das Telefon abgenommen hat oder nicht, ob wir gewagt haben, mit euch zu sprechen, oder ob wir geschwiegen haben. Selbst die unauslöschlichsten Dinge haben eine Dauer, wie jene anderen, die keine Spur hinterlassen und nicht einmal geschehen, und wenn wir vorbereitet sind und sie notieren oder aufnehmen oder filmen und uns mit Erinnerungshilfen umgeben und sogar versuchen, das Geschehene durch das bloße Protokoll und die Aufzeichnung und Archivierung des Geschehenen zu ersetzen, so dass das wirkliche Geschehen von Anfang an unsere Notiz oder unsere Aufnahme oder unsere Filmaufzeichnung ist, nur das; selbst bei dieser endlosen Perfektionierung der Wiederholung werden wir die Zeit verloren haben, in der die Dinge wirklich geschahen (auch wenn es die Zeit des Notierens ist); und während wir versuchen, sie wiederzuerleben oder wiederherzustellen oder zurückzuholen und zu verhindern, dass sie Vergangenheit ist, wird sich eine andere Zeit ereignen, und in dieser werden wir zweifellos nicht zusammen sein und auch kein Telefon abnehmen, noch irgendetwas wagen, noch ein Verbrechen oder einen Tod verhindern können (obwohl wir Erstere auch nicht begehen und Letztere auch nicht verursachen werden), weil wir diese Zeit in unserem krankhaften Bestreben, sie nicht zu Ende gehen zu lassen und das wiederkehren zu sehen, was bereits vergangen ist, vorbeigehen lassen, als gehörte sie uns nicht. So kommt es, dass das, was wir sehen und hören, am Ende dem ähnlich und sogar gleich wird, was wir nicht sehen und nicht hören, es ist nur eine Frage der Zeit oder unseres Verschwindens. Und trotz allem können wir nicht aufhören, unsere Leben auf das Hören und das Sehen und das Miterleben und das Wissen auszurichten, in der Überzeugung, dass diese unsere Leben davon abhängen, dass wir an einem Tag zusammen sind oder einen Anruf entgegennehmen oder etwas wagen oder ein Verbrechen begehen oder einen Tod verursachen und wissen, dass es so war. Bisweilen habe ich das Gefühl, dass nichts von dem, was geschieht, geschieht, weil nichts ununterbrochen geschieht, nichts dauert oder beharrt unaufhörlich oder wird unaufhörlich erinnert, und sogar die monotonste und routinemäßigste Existenz hebt sich auf und negiert sich selbst in ihrer scheinbaren Wiederholung, bis nichts und niemand mehr ist wie zuvor, und das schwache Rad der Welt wird von Vergesslichen angetrieben, die hören und sehen und wissen, was nicht gesagt wird und nicht stattfindet und nicht erkennbar und nicht nachprüfbar ist. Was sich ergibt, ist identisch mit dem, was sich nicht ergibt, was wir ausschließen
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