Mein Herz so weiß
dass das Gemurmel wirklich ununterscheidbar und das Geflüster unhörbar ist und dass so viele Sprachen existieren, die mir fremd und nicht ableitbar sind, denn auf diese Weise ruhe ich mich aus. Wenn ich weiß und feststelle, dass es nicht möglich ist, dass ich verstehen kann, sosehr ich es auch wünsche und versuche, dann fühle ich mich beruhigt und unwissend und ruhe mich aus. Ich kann nichts tun, nichts liegt in meiner Hand, ich bin ein Invalide, und meine Ohren ruhen sich aus, mein Kopf ruht sich aus, mein Gedächtnis ruht sich aus und auch meine Sprache, denn wenn ich verstehe, kann ich es nicht vermeiden, automatisch im Geist in meine eigene Sprache zu übersetzen, und oft geschieht es sogar (zum Glück nicht immer, vielleicht unbewusst), dass ich, wenn das, was mich erreicht, spanisch ist, dies ebenfalls in Gedanken in irgendeine der drei anderen Sprachen übersetze, die ich spreche und verstehe. Oft übersetze ich sogar das Mienenspiel, die Blicke und die Gebärden, es ist ein Ersatzmittel und eine Angewohnheit, und mir scheint sogar, als sagten die Gegenstände etwas, wenn sie mit diesen Gebärden, Blicken und diesem Mienenspiel in Berührung kommen. Wenn ich nichts tun kann, höre ich auf Töne, von denen ich weiß, dass sie artikuliert werden und eine Bedeutung haben, und die mir dennoch rätselhaft sind: es gelingt ihnen nicht, sich einzeln kenntlich zu machen oder Einheiten zu bilden. Es ist der größte Fluch eines Dolmetschers bei seiner Arbeit, wenn er aus irgendeinem Grund (einer unmöglichen Aussprache, einem fatalen fremdländischen Akzent, eigenem, schwerwiegendem Abgelenktsein) weder trennt noch auswählt und den Faden verliert und ihm alles, was er hört, identisch erscheint, eine Ansammlung oder ein Strom, von dem es egal ist, ob er hervorgebracht wird oder nicht, denn es kommt darauf an, die einzelnen Vokabeln zu identifizieren, ebenso wie die Personen, wenn man Umgang mit ihnen haben will. Aber es ist auch sein größter Trost, wenn dies geschieht und er nicht bei der Arbeit ist: nur dann kann er sich völlig entspannen und nicht aufpassen und nicht wachsam sein und Vergnügen daran finden, Stimmen zuzuhören (das bedeutungslose Rauschen der Rede), und er weiß nicht nur, dass sie ihn nichts angehen, sondern auch, dass er darüber hinaus nicht fähig ist, zu deuten, zu übermitteln, zu erinnern, zu transkribieren, zu verstehen. Nicht einmal, sich zu wiederholen.
Aber im Zimmer jenes Hotels, das, glaube ich, früher das Sevilla-Biltmore gewesen ist oder dort stand, wo dieses vor vielen Jahren gestanden hatte (aber vielleicht auch nicht, ich weiß es nicht genau, und ich weiß auch kaum etwas von der Geschichte Kubas, obwohl ich zu einem Viertel aus Havanna stamme), war mir nicht danach, auszuruhen oder mich nicht um das Gemurmel aus dem Nachbarzimmer zu kümmern, wie ich es zum Beispiel zuvor getan hatte, als ich das allgemeinere Gemurmel der Bewohner von Havanna gehört hatte, die vor meinem Balkon durch ihre Straßen gingen, vielmehr wurde mir bewusst, dass ich, ohne es zu wollen, hellwach war und, wie man so sagt, die Ohren gespitzt hatte, und dass ich, um etwas verstehen zu können, völlige Stille benötigte, ohne das Klirren von Gläsern und das Geraschel von Laken und ohne meine eigenen Schritte zwischen dem Badezimmer und dem Zimmer und ohne den offenen Wasserhahn. Und natürlich auch ohne die geschwächte Stimme Luisas, obwohl es nicht viel war, was sie sagte, und sie auch nicht versuchte, mit mir eine regelrechte Unterhaltung zu führen. Nichts hindert so sehr am Hören wie der Umstand, gleichzeitig zwei Dinge, zwei Stimmen zu hören; nichts hindert so sehr am Verstehen wie die Gleichzeitigkeit von zwei oder mehr Personen, die sprechen, ohne abzuwarten, bis sie an der Reihe sind. Deshalb wollte ich, dass Luisa einschlief, nicht nur zu ihrem eigenen Wohl und damit sie wieder gesund würde, sondern vor allem, damit ich all meine Fähigkeiten und meine Erfahrung als Dolmetscher darauf verwenden konnte, dem zuzuhören, was, wie anzunehmen war, in jenem Gemurmel zwischen Miriam und dem linkshändigen Mann gesagt wurde.
Das Erste, was ich schließlich deutlich hörte, wurde im Ton wütender Gereiztheit geäußert, so wie jemand spricht, der zum x-ten Male etwas wiederholt, das derjenige, der es all diese Male gehört hat, nicht glaubt oder nicht begreift oder nicht akzeptiert. Es war eine gedämpfte, gewohnheitsmäßige Gereiztheit, und deshalb schrie die Stimme nicht, sondern sie
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