Mein Herz so weiß
der berühmte Name, PH die diskreten Initialen, der Bademantel war geliehen, und er hieß nicht Pedro Hernández.
All das erzählte ich Berta, wenn auch ohne meine Einbildung zu erwähnen, dieses Individuum könnte dasselbe sein, das an einem Nachmittag in Havanna die Mulattin Miriam mit den kräftigen Beinen und der großen Tasche und der Gebärde des Zupackens hatte warten und in Wut geraten lassen, ein verheirateter Mann mit einer kranken oder vielleicht gesunden Frau. Berta hörte alles mit unverhohlener Begeisterung und einem verhaltenen Ausdruck von Triumph an (den Triumph bezog sie vor allem aus dem Enderfolg ihrer Idee, meiner Besuche in der Kenmore Station). Ich war nicht fähig, sie zu belügen und ihr zu sagen, ›Nick‹, ›Jack‹ oder ›Bill‹ sei monströs, er war es nicht, und so sagte ich es ihr. Ich konnte ihr auch nicht sagen, dass er wie ein Verbrecher aussah, das stimmte nicht, und so sagte ich es ihr, obwohl er mir auch nicht gefiel mit seinem angeberischen Mantel, seinen stechenden, unentzifferbaren Augen und seinen Augenbrauen, die wie die von Connery abfielen und anstiegen, und seinem gepflegten Schnurrbart und seinem Kinn mit der verschatteten Vertiefung und seiner Stimme wie eine Säge. Mit dieser Stimme wird er Geschäfte machen und mit Sachkenntnis über Kuba reden. Mit dieser Stimme hatte er Berta verführt. Er gefiel mir nicht. Berta schenkte ich den ersten Flacon Trussardi.
Es vergingen einige Tage, ohne dass Berta oder ich ihn erneut erwähnten (ich schwieg zur Abschreckung, sie stellte vermutlich ihre Berechnungen an), Tage intensiver Arbeit in den Vereinten Nationen: Eines Vormittags musste ich die Rede des nämlichen hohen Würdenträgers meines Landes übersetzen, dessen Worte ich zu der Zeit entstellt hatte, als ich Luisa kennenlernte. Bei dieser Gelegenheit sah ich davon ab, wir befanden uns in der Vollversammlung, aber während ich sein spanisches Pathos und seine vom Thema abschweifenden und in die Irre gehenden Gedanken ins Englische und in die Kopfhörer der Welt übertrug, dachte ich zwangsläufig an jenes andere Mal und lebhaft an das, was dabei durch meine Vermittlung gesagt worden war, während Luisa in meinem Rücken atmete (sie atmete an meinem linken Ohr wie ein Flüstern und berührte mich fast, ihre Brust fast meinen Rücken). ›Die Leute lieben zu einem Gutteil, weil man sie zu lieben zwingt‹, hatte die englische Staatenlenkerin gesagt. Und dann hatte sie hinzugefügt: ›Jede Beziehung zwischen Menschen ist immer eine Ansammlung von Problemen, Kämpfen, auch von Kränkungen und Demütigungen.‹ Und ein wenig später: ›Jeder zwingt jeden, nicht so sehr, etwas zu tun, was er nicht will, als etwas zu tun, von dem er nicht weiß, ob er es will, denn fast niemand weiß, was er nicht will, und noch weniger, was er will, es ist nicht möglich, das zu wissen.‹ Und sie war fortgefahren, während unser sehr hoher Würdenträger Schweigen bewahrte, vielleicht schon überdrüssig dieser Rede oder als wäre er dabei, etwas zu lernen: ›Manchmal zwingt sie etwas Äußeres oder jemand, der nicht mehr in ihren Leben ist, die Vergangenheit zwingt sie, ihre Unzufriedenheit, ihre eigene Geschichte, ihre glücklose Biographie. Oder sogar Dinge, von denen sie nichts wissen und die sie nicht wissen können, der Teil unseres Erbes, den wir alle in uns tragen und nicht kennen, wer weiß, wann dieser Prozess begonnen hat …‹ Und zum Schluss hatte sie gesagt: ›Manchmal frage ich mich, ob es nicht besser wäre, wenn wir alle still wären, wenn wir alle tot wären, schließlich und endlich ist das das Einzige, was wir im Grunde wollen, die einzige künftige Vorstellung, an die wir uns allmählich gewöhnen, und sie lässt weder Raum für Zweifel noch für vorweggenommene Reue.‹ Unser Staatenlenker war stumm geblieben, und die hohe englische Würdenträgerin, die in jenen Herbsttagen bereits Amt und Würden verloren hatte und nicht an der New Yorker Versammlung teilnahm, war nach ihrem falschen Selbstgespräch errötet, als sie das ausgedehnte Schweigen gewahrte, das ihm folgte und sie aus ihrer gefühlsseligen Trance erwachen ließ. Und dann hatte ich ihnen ein weiteres Mal geholfen und hatte ihr einen inexistenten Vorschlag in den Mund gelegt: ›Warum gehen wir nicht hinaus und machen einen Spaziergang durch den Garten? Es ist ein glorreicher Tag.‹ (Ich hatte diesen Anglizismus erfunden, um dem Satz Glaubwürdigkeit zu verleihen.) Und wir vier waren im Garten
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