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Mein Herz springt (German Edition)

Mein Herz springt (German Edition)

Titel: Mein Herz springt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Bauer
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eines muss ich dir noch mit auf den Weg geben, meine liebe Betty: Vergiss in deinem emotionalen Wirrwarr nicht das Glück in deiner Nähe. Du hast so einen tollen Mann und eine wunderbare Tochter. Schaffe wieder ein bisschen mehr Platz für sie. In deinen Gedanken vor allem.«
    ***
    Nächtelang zerbrach ich mir den Kopf darüber, wie ich diese Gedanken wieder in meinem Leben angemessen priorisieren konnte. Ich musste Abstand zu Hanno gewinnen. Zuallererst im Alltag, in meiner täglichen Routine. Die naheliegendste Lösung war, aus der Forschungsgruppe auszutreten. Dann war auch der letzte persönliche, nämlich berufliche Kontakt nicht mehr existent. Ich nahm mir vor, dies gleich am kommenden Montagmorgen zu tun.
    Ich schrieb Hanno eine kurze formelle E-Mail: »Lieber Hanno, ich habe mich dazu entschieden, mein berufliches Engagement zukünftig wieder auf die Klinik zu reduzieren. Das Forschungsvorhaben nimmt einen unerwartet großen Teil in meinem Berufsleben ein. Dies war so für mich nicht absehbar. Ich hoffe, Du hast Verständnis für meine Entscheidung. Ich werde mein Arbeitspaket an einen der Kollegen übergeben. Hast Du eine Präferenz? Herzliche Grüße, Betty.«
    Hanno konnte meine Entscheidung nicht nachvollziehen. Nüchtern antwortete er: »Liebe Betty, wir sind an einem Punktdes Forschungsprojektes angekommen, an dem eine Übergabe Deines Bereichs an andere Kollegen, meines Erachtens, keinen Sinn mehr macht. Wir sind so weit gekommen, ich bitte Dich inständig, das Projekt noch bis zum Ende zu begleiten. Es handelt sich maximal noch um zwei bis drei Monate. Beste Grüße, Hanno.«
    Ich hätte damit rechnen können. Zum einen damit, dass mich Hanno im Team behalten will. Zum anderen damit, dass mich eine gleichermaßen sachliche E-Mail von Hanno – ohne jegliches persönliche Wort – auch jetzt noch verletzt. Die Wunde war längst nicht verheilt. Sie war so sensibel, dass sie durch jede nur kleinste virtuelle Begegnung mit Hanno wieder aufriss. Aber ich wusste selbst, dass ich das Professionelle von meinen persönlichen Gefühlen trennen musste. Und so quälte ich mich weiter durch das Forschungsprojekt. Hanno berief kein persönliches Treffen mehr ein.
    Wieder schien Hanno stark zu sein – und ich schwach. Und wieder fragte ich mich, ob er mich schon vergessen hatte. Oder vielleicht sogar eine andere Frau kennengelernt hatte, mit der er nun Ähnliches erlebte. An Hannos Ehefrau und seine Liebe zu ihr dachte ich nie. Sie war Teil seines Alltags. Ich war Teil seiner Traumwelt. Und ich könnte es nicht ertragen zu wissen, dass eine andere diesen nur für mich vorgesehenen Platz einnahm.
    Die nächsten Wochen und Monate waren unerträglich. Auch die Zeit nach dem Ende des Forschungsprojekts, das gleichzeitig für eine lange Zeit das Ende jeglichen Kontakts zwischen Hanno und mir bedeuten sollte. Ich kann mich nicht erinnern, dass es davor eine Phase in meinem Leben gab, in der ich so oft weinte – heimlich, still und leise. Manchmal beim Einschlafen, dann beim Aufwachen. Mal im Ärztezimmer in der Klinik, dann beim Spielplatzbesuch mit Frieda. In mir lebteeine Traurigkeit auf, die ich noch nie zuvor verspürt hatte. Ich hatte Angst, dass sie Teil meines Lebens werden könnte.
    Hanno begleitete mich – bei Tag und bei Nacht. Jeder Gedanke an ihn schmerzte fürchterlich. Und die Gedanken schienen keinen Ausweg in die Normalität zu finden. Sie waren bestimmt durch die Vorstellung, was Hanno gerade machen und denken könnte. Las ich von einem Kardiologenkongress, stellte ich mir unweigerlich vor, wie er gerade im Flugzeug saß und sich auf seinen Vortrag vorbereitete; wie er kurz vor dem Vortrag sein Mikro ausrichtete, um kurz danach die Teilnehmer durch seine Worte zu fesseln; wie er abends genüsslich bei einem Glas Wein den Tag Revue passieren ließ. Aber trank er dieses Glas alleine? Überall hielten sich attraktive Ärztinnen auf, die den Kontakt zu ihm suchten. Wird er sich von ihnen ablenken lassen? Ausprobieren, was ihm das, was zwischen uns war, tatsächlich bedeutete? Hatte er eventuell Gefallen an einem Flirt gefunden? Jeder dieser kleinen Gedankenmomente traf mich wie ein Nadelstich. Heute war es der Kongress, morgen ein ganz normaler Arbeitstag oder Feiertag, an dem ich mir ausmalte, wie sich Hanno unverrichteter Dinge ins Leben stürzte. Ohne mich.
    Und dann kamen die Minuten, in denen ich mich schmerzlich nach seiner körperlichen Nähe sehnte. Dann konnte ich seine Berührung spüren. Seinen

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