Mein Herz und deine Krone
welchem Punkt hatte Holly eigentlich aufgehört, die schüchterne, nervöse Braut zu sein? Immer wieder suchte Andreas ihr lachendes Gesicht zwischen den Hochzeitsgästen und hätte sie am liebsten auf der Stelle von hier entführt, um sie endlich ganz für sich allein zu haben.
Sie scherzte und plauderte mit seinen Verwandten, Freunden und sogar ihm völlig fremden Personen, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan.
Es war noch keine Stunde her, da hatte Andreas möglichst diplomatisch versucht, Holly auf das vorzubereiten, was von ihr in ihrer neuen Rolle als seine Ehefrau und königliche Prinzessin in Zukunft verlangt würde. Und er hatte seine Familie gebeten, ein wachsames Auge auf seine impulsive, frischgebackene Ehefrau zu werfen, damit sie sich nicht allzu verloren fühlte.
Eine Maßnahme, die sich als überflüssig herausstellte, wie er seitdem beobachten konnte. Holly brauchte keinen Schutz und schon gar keine Ermutigung!
Jedermann schien sie zu mögen und ihre Nähe zu suchen. Die verrückte, intime Szene in der Kirche hatte die Anwesenden offenbar entwaffnet, und nun sonnte sie sich in der Sympathie, die ihr seitdem von allen Seiten entgegenschlug.
Aus den Augenwinkeln sah er Sebastian lässig gegen eine Wand gelehnt stehen. Auch er beobachtete Holly sehr aufmerksam. In seinen dunklen Augen las Andreas Bewunderung und noch etwas anderes, das sein Blut schneller durch die Adern fließen ließ. Brüsk wandte er sich ab und schlenderte anscheinend gelassen quer durch den Saal auf seine Frau zu.
Seine Frau! Er konnte es immer noch nicht fassen.
„Holly …“, raunte er ihr von hinten ins Ohr und legte in einer besitzergreifenden Geste den Arm um ihre schmale Taille.
„Hi“, gab sie erfreut zurück und schmiegte sich in einer wenig königlichen, dafür umso verführerischen Geste an ihn. „Wie läuft’s? Hast du Spaß?“
„Das habe ich nie“, entschlüpfte es ihm gegen seinen Willen.
„Was soll das heißen?“, wollte Holly auch prompt von ihm wissen.
„Dies hier bedeutet für mich Arbeit.“ Er ließ einen bezeichnenden Blick über die Köpfe sämtlicher Anwesenden schweifen.
„Aber es sind doch ein paar sehr nette Leute darunter.“ Sie seufzte. „Ich glaube, so viel wie heute habe ich in den letzten fünf Jahren zusammengenommen nicht geredet! Was trinke ich da eigentlich?“
Er schaute auf ihr Glas, das eine goldene perlende Flüssigkeit enthielt. „Französischen Champagner.“
„Ich mag das. Kann ich noch mehr haben?“
„Jetzt gleich?“
Holly zögerte. „Besser nicht“, entschied sie. „Eine beschwipste Braut ist kein schöner Anblick. Glaubst du, ich könnte mich für einen Moment wegschleichen und kurz nach Dusty schauen?“
„Der ist in guten Händen.“
„Ja, sicher … aber nicht in meinen. Wie lange dauert eigentlich so eine Hochzeitsfeier?“
„Bis die Braut und der Bräutigam gehen.“
Schlagartig erhellte sich Hollys Miene. „Hey, das sind ja wir! Was denkst du, wollen wir los?“
Ehe Andreas ihr antworten konnte, stand Tia neben ihnen und berührte ihren Sohn sanft an der Schulter.
„Ich glaube, die älteren Gäste würden sich gern zurückziehen. Das können sie aber schlecht vor dem Brautpaar tun.“
„Genau das hat Holly mir gerade vorgeschlagen.“
„Ein kluges Mädchen“, lobte die Königin und lächelte ihrer neuen Schwiegertochter zu. „Du hast dich heute sehr gut gehalten, mein Kind.“
Holly errötete vor Freude über das unerwartete Kompliment und verspürte plötzlich den unsinnigen Drang, in einen Hofknicks zu versinken. „Danke.“
„Für eine bezahlte Braut …“, murmelte Andreas spöttisch und kassierte dafür einen empfindlichen Hieb in die Rippen.
„Beschenkt, meint er“, beruhigte Holly geistesgegenwärtig seine beunruhigt dreinschauende Mutter. „Andreas hat mir einen kleinen Hund zur Hochzeit geschenkt.“
„Er war schon immer ein ziemlich … einfallsreicher, freundlicher Junge“, murmelte Tia und zog sich mit einem sprechenden Blick in Richtung ihres Sohnes dezent zurück.
„Freundlich, ja?“, wiederholte Holly sarkastisch und Andreas lachte gezwungen.
„Wenn wir schnell von hier verschwinden wollen, sollten wir unsere Gäste nicht länger warten lassen und sie endlich verabschieden.“
7. KAPITEL
Nie hätte Holly erwartet, von ihrem frisch Angetrauten ganz unzeremoniell zu Dusty in die Palastküche gesperrt zu werden, aber genau das war eben geschehen.
Die Schar der Hochzeitsgäste hatte
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