Mein Herz und deine Krone
plötzlich völlig egal, was alle von ihm denken mussten. Für ihn zählte allein, dass er es fertigbrachte, Holly davon zu überzeugen, ihn zu heiraten – hier und jetzt.
„Mit einem mutigen Herzen … oder gar nicht“, raunte er ihr eindringlich zu.
Als sie ihren alten Liebesschwur aus Teenagerzeiten hörte, weiteten sich Hollys Augen. „Mit einem mutigen Herzen …“, flüsterte sie.
„Du hast doch noch nie zum Feigling getaugt, Holly“, fuhr ihr Prinz in diesem Moment fort. „Du kannst ein wildes Pferd ohne Sattel reiten. Du kannst ein Stierkalb zu Boden ringen. Du kannst es beim Viehtrieb im Morgengrauen mit jedem Cowboy aufnehmen. Sicher kannst du dann auch dein Herz in beide Hände nehmen und mich heiraten.“
In der Kapelle machte sich kollektives Schmunzeln breit. Die Szene mochte ziemlich unkonventionell sei, aber gleichzeitig überaus romantisch. Sogar auf den Gesichtern der hohen Würdenträger lag ein nachsichtiges Lächeln.
„Ich habe keine Angst vor dir“, gestand Holly verlegen.
„Was ist es dann, agapi mou ?“
„Ich …“
„Brauchst du noch mehr Zeit?“
Das schockierte Holly. Sie schaute von Andreas zu der Menge Menschen um sich herum, die alle nur darauf warteten, dass sie beide endlich vor den Altar traten. Und plötzlich war ihr Lächeln zurück.
„Würdest du mir wirklich noch … fünf Minuten schenken?“, fragte sie neckend.
„Auch sechs, wenn es sein muss“, entgegnete er ungerührt. „Sag einfach Bescheid, wenn du so weit bist, mich zu heiraten.“
„Du bist wirklich mutig.“
„Ach was!“
Dass ihnen jeder zuhören konnte, interessierte das Brautpaar längst nicht mehr.
„Doch, das bist du!“, beharrte Holly. „Viel mehr als ich.“
„Fühlst du dich vielleicht durch die ungewohnte Kleidung verunsichert?“, fragte Andreas aus einer plötzlichen Eingebung heraus. „Falls dich die Tiara stört, nimm sie einfach ab.“
Holly musterte ihn lächelnd. „Du würdest mich auch ohne Tiara heiraten?“
„Ich würde dich sogar ohne alles heiraten!“, versprach er feurig.
„Ich wette, das würdest du nicht tun“, kam es spontan zurück, und als Andreas seiner Braut in die Augen schaute, war sie wieder das leidenschaftliche, lebenssprühende Geschöpf von damals, in das er sich auf den ersten Blick verliebt hatte. Und er war Andreas, der abenteuerlustige junge Draufgänger, dem die ganze Welt noch offenstand.
„Stell mich auf die Probe.“
„Nicht ohne Ring am Finger …“
Das etwas unsichere Lächeln der Hochzeitsgesellschaft verwandelte sich in herzliches Gelächter, und plötzlich war alles ganz einfach.
„Mit diesem Ring nehme ich dich …“
Langsam schob Andreas den zarten goldenen Reif auf den Finger seiner Braut, die durch diese Geste seine Ehefrau wurde. Dann lächelte er sie an.
In Hollys Augen spiegelte sich wider, was sie in diesem Moment empfand. Ihre Ehe würde vielleicht nur wenige Wochen dauern, aber das war alles, was sie beide zur Verfügung hatten, und zumindest Holly war entschlossen, das Beste daraus zu machen. Zehn lange Jahre hatte sie auf diese Worte gewartet, und jetzt, da es endlich so weit war, fühlte sie sich schüchtern und unbeholfen wie ein Schulmädchen.
Verzweifelt versuchte sie, sich jedes winzige Detail einzuprägen, weil es das Einzige sein würde, was ihr als Erinnerung blieb, wenn sie erst wieder in Australien war.
Als Holly erneut auf ihren Ehering blickte, störte es sie plötzlich, dass die Zeremonie so einseitig verlief. In einer spontanen Geste zog sie den Ring ihres Vaters, den sie seit dessen Tod an ihrem Mittelfinger trug, ab. Es war ein grob geschmiedetes Band aus einem kleinen Klumpen Gold, den ihr Vater einst auf Munwannay gefunden hatte. Zwei Ringe waren daraus entstanden – die Eheringe ihrer Eltern!
Wo der ihrer Mutter geblieben war, wusste Holly nicht. Doch ihr Vater hatte seinen bis zum Tod getragen. Und jetzt …
Der Priester wollte gerade in der Zeremonie fortfahren, da hielt ihm Holly den Ring auf der ausgestreckten Handfläche entgegen.
„Segnen Sie ihn bitte, Pater“, bat sie leise und wandte sich dann an ihren Mann: „Mit diesem Ring nehme ich dich …“
Andreas war überrascht. Während der Ehe mit Christina hatte er keinen Ring getragen. Es war nicht üblich am Königshof von Aristo, und niemand hatte sich je darüber Gedanken gemacht.
Doch als Holly ihm den Reif an den Finger steckte, fühlte es sich unerwartet gut und richtig an.
Und dann kam die Hochzeitsparty!
An
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