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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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Hengst bäumte sich auf und raste auf den Zauberwald zu. Oliver blieb nichts anderes übrig, als sich mit aller Kraft festzuklammern und zu hoffen, Frump würde Schritt halten können.
    Heftig an den Zügeln zerrend, brachte Prinz Oliver das Pferd schließlich zum Stehen. »Alles in Ordnung, alter Junge«, beruhigte er Socks und ließ dabei den Blick schweifen, um sich zu orientieren.
    Es war zu dunkel, er konnte nichts erkennen. Doch dann plötzlich ein Lichtlein. Und noch eins. Ein drittes. Wenn er die Augen zusammenkniff, sah er die langen, schlanken Beine der Feen schemenhaft im Lichthof ihrer schlagenden Flügel.
    Eine Fee schwebte vor seinem Gesicht, hypnotisierte ihn. Ihre Haare glichen einer wogenden Funkenmähne und knisterten bei jeder Bewegung. Ihre durchscheinende Haut leuchtete im Dunkeln wie der Mond. Wenn sie lächelte, konnte er ihre Zähne sehen, vollkommene kleine Dolchspitzen. Ehe er es sichs versah, flog sie auf seinen Hals zu und biss hinein.
    »Aua!«, schrie Oliver und schlug nach ihr, während sie sich das Blut von den Lippen leckte.
    »Er schmeckt königlich«, sagte die Fee. »Nach Wein und Reichtum.«
    »Ich bin ein Prinz«, erwiderte Oliver. »Und auf dem Weg, um eine Prinzessin zur retten.«
    Die zweite Fee landete auf seiner Hand und stieß ihre rasiermesserscharfen Zähne in seinen Daumen, sodass Oliver aufjaulte. »Er lügt«, erklärte die zweite Fee. »Ich schmecke Angst.«
    Die dritte Fee ließ sich behutsam auf Olivers Nasenspitze nieder. »Angst? Ich weiß, wer dieser Junge ist.« Sie blickte Oliver in die Augen. »Er ist der Sohn der Königin. Ich bin Sparks. Die, die dir Weisheit geschenkt hat.«
    Die erste Fee schwebte an ihre Seite. »Und ich bin Ember. Ich habe dir Treue geschenkt.«
    »Und ich bin Glint«, sagte die zweite Fee. »Ich habe dir das Leben geschenkt.«
    »Danke für alles«, sagte Oliver höflich, denn ein Prinz ist immer höflich. »Aber ich wäre wirklich froh, wenn ihr mir erlauben würdet, den Wald zu durchqueren.«
    »Geht nicht«, sagte Sparks. »Es ist zu gefährlich.«
    Ember nickte. »Ein Junge ohne Mut sollte sich nicht in Gefahr begeben. Glint, beiß das Pferd noch einmal, damit es nach Hause galoppiert.«
    »Nein!«, rief Oliver aus. »Und wenn ich euch nun herausfordere?«
    Er wusste nicht sehr viel über Feen – eigentlich war allgemein wenig über sie bekannt. Irgendwie schafften sie es, den Menschen ihre Geheimnisse zu entlocken, ohne jemals ihre eigenen preiszugeben. Aber Oliver hatte gesehen, wie die stärksten Ritter von ihren Kameraden zum Schloss zurückgetragen werden mussten, wenn ein hungriger Schwarm Feen jede wohlgehütete Erinnerung aus seinem Geist gesaugt hatte. Sie waren zerstörerisch und impulsiv und zeigten niemals Reue.
    »Wenn ich euch bei eurem eigenen Spiel besiege«, sagte Oliver einer Eingebung folgend, »wäre damit mein Mut zur Genüge bewiesen?«
    »Ein Spiel?«, fragte Sparks, und ihr Haar sprühte vor Aufregung Funken.
    Ember ließ sich auf seiner Schulter nieder und flüsterte ihm ins Ohr: »Aber die Regeln bestimmen wir.«
    Glint flog zu einem Ast vor ihm und rief ihre Schwestern herbei. Als die drei Feen die Köpfe zusammensteckten, begannen ihre Haare wie eine einzige Flamme noch heller zu leuchten. Schließlich löste sich Glint von den beiden anderen. »Du musst versuchen, einen Lichtschein zu erzeugen, der weiter strahlt als die unsrigen.«
    »Einverstanden«, stimmte Oliver ohne jedes Zögern zu.
    Die Feen blickten einander an. »Diese dummen Menschen«, sagte Ember. »Sie können doch gar nicht leuchten.«
    »Was gibst du uns, wenn wir gewinnen?«, wollte Sparks wissen.
    Oliver dachte nach. »All meine Geheimnisse«, verkündete er feierlich. »Jedes noch so kleine.«
    Die Feen klatschten in die Hände und ein Glitzerregen erfüllte die Luft. »Zuerst ich«, zwitscherte Glint und begann zu flattern, woraufhin um ihren Körper ein silbrig leuchtender Lichthof emporwuchs. Der Wald war sechs Stämme tief in Licht getaucht, ehe er wieder in Dunkelheit versank.
    »Anfängerin«, neckte Ember. Sie drehte sich schnell um die eigene Achse, wobei sie ihre Flügel wie die Rotorblätter eines Hubschraubers ausstellte, und schon erfüllte ein warmes, bronzefarbenes Leuchten Olivers Umgebung. Wie bei Glint zuvor wuchs der Lichthof immer weiter, dieses Mal zehn Stämme tief, dann verblasste er wieder.
    »Jetzt könnt ihr euch mal was abgucken, Mädels«, meinte Sparks. Sie rollte sich zu einem Ball zusammen und machte

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