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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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könnte, was du siehst? Nimm Socks als Beispiel. Ja, bitte nimm Socks. Er ist kein furchtloses Ross – nein, er ist ein Sensibelchen. Und Rapscullio – der ist eigentlich ein ganz netter Kerl! Er sammelt Schmetterlinge und bäckt in seiner Freizeit leidenschaftlich gern Kuchen! Und Seraphima …«
    Delilah seufzt. »Ich habe mir immer gewünscht, Seraphima zu sein …«
    Ich pruste los. »Dann solltest du vielleicht deine Lebensziele noch mal überdenken. Sie hat das Gehirn einer Seegurke.«
    Ich merke, dass ich dieses Mädchen ziemlich gern mag. Nicht nur, weil sie so hübsch ist, dass sich die Worte in meinem Kopf förmlich überschlagen, sondern auch, weil ich während unseres Gesprächs das Gefühl habe, als würden wir uns schon das ganze Leben kennen. Mit ihr kann ich mich genauso ungezwungen unterhalten wie mit Frump. Es ist lange her, erkenne ich, dass ich einen guten Freund gefunden habe.
    »Darf ich dich was fragen?«, bitte ich. »Warum liest du dieses Buch immer wieder?«
    »Ähm … ich weiß es nicht so genau«, gibt Delilah zu. »Wegen dieser einen Zeile, schätze ich. Über das Aufwachsen ohne Vater.« Sie wendet den Blick ab. »Mir gefiel die Vorstellung, dass jemand anderes auch weiß, wie das ist.«
    Es gibt mir einen Stich, als mir klar wird, dass das, was sie im richtigen Leben zu erleiden hat, alles in den Schatten stellt, was ich in der Geschichte erlebt habe. Schließlich habe ich König Maurice nie kennengelernt; er ist für mich bloß ein Name auf Papier.
    Delilah fährt sich mit der Hand über die Augen. »Na ja, eigentlich kann ich nicht klagen. Viele Kinder haben überhaupt niemanden, der sich um sie kümmert. Und meine Mom ist spitze. Sie liebt mich wie verrückt. Sie würde alles für mich tun.«
    Ich runzle die Stirn. »Aber sie will nicht, dass du dieses Buch liest, obwohl dich das glücklich macht.«
    Delilah sieht mich verwirrt an. »Ach, nein«, meint sie dann achselzuckend. »Sie ist einfach der Ansicht, ich würde überhaupt zu viel lesen. Sie will, dass ich mehr rausgehe.«
    »Darf ich dich was fragen?«, erkundige ich mich. »Warum liest du denn Bücher, wo du doch draußen jeden Tag Tausende von Abenteuern erleben könntest?«
    »Weil man bei einem Buch sicher sein kann, dass alles bleibt, wie es ist. Alles andere verändert sich, wenn man es am wenigsten erwartet«, erwidert sie mit bitterem Unterton. »Familien brechen auseinander und nichts ist für die Ewigkeit. In Büchern weiß man immer, was als Nächstes passiert. Da gibt es keine Überraschungen.«
    »Und warum findest du das gut ?«
    »Du solltest eigentlich am besten verstehen, warum ich nicht gern Risiken eingehe …«
    Ich verziehe das Gesicht. »Das ist bloß meine Rolle, die ich in der Geschichte spielen muss. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich alles darum geben, nicht zu wissen, was das Morgen bringt.«
    »Die Leute in der richtigen Welt würden für ein Happy End einen Mord begehen, und du willst es einfach wegwerfen?«
    Ich wende den Blick ab. »Von einem Happy End kann wohl nicht die Rede sein, wenn ich immer wieder am Anfang lande. Was nach dem Happy End kommt, habe ich nie erlebt.«

    Plötzlich höre ich in der Anderswelt eine weitere Stimme.
    »Delilah McPhee, was machst du außerhalb des Klassenzimmers?«
    »Was ist ein Klassenzimmer?«, frage ich.
    »Klappe!«, stößt sie zwischen den Zähnen hervor.
    »Entschuldigen Sie, Ms McPhee, habe ich recht gehört? Sie sagten gerade, ich solle die Klappe halten?«
    »Nein, Mr Farnsworth. So etwas würde ich niemals sagen, Mr Farnsworth …«
    »Hast du aber gerade«, erkläre ich grinsend.
    Sofort schlägt sie das Buch zu.
    Es ist stockdunkel. Dieses Mal war ich nicht darauf gefasst. Ich höre andere Figuren aus ihren Szenen klettern, um gemeinsam ihren Freizeitvergnügen nachzugehen, aber ich kneife nur die Augen zusammen und warte.
    Und wirklich, schon öffnet sie das Buch wieder.
    »Jetzt pass mal auf«, schnaube ich. »Es ist extrem unhöflich, ein Gespräch zu beenden, ohne sich richtig zu verabschieden. Du musst dich entschuldigen, und zwar gleich.«
    Sie schnaubt. »Entschuldige du dich doch erst mal! Was wolltest du erreichen, etwa dass ich nachsitzen muss?«
    Ich habe keine Ahnung, was nachsitzen ist. Aber ich weiß sehr wohl, dass im Verlauf der Geschichte niemand jemals gewagt hat, so mit mir zu sprechen. Immerhin bin ich ein Prinz. Was diesem Mädchen vollkommen gleichgültig zu sein scheint.
    Doch anstatt mich zu ärgern, bin

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