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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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gewesen sein sollte, so war es auf dem Video jedenfalls nicht zu sehen.«
    »Ich habe was Besseres als ein Video«, sage ich mit einem kurzen Blick auf die Streber, die uns gegenübersitzen. Sie sind vollkommen vertieft in ihre Matrizenalgebra und grafikfähigen Taschenrechner; wenn es nach ihnen ging hätten Jules und ich uns ebenso gut auf dem Mond befinden können. Also ziehe ich das Buch aus meinem Rucksack und öffne es auf Seite 43 – der Seite, auf der Oliver und ich uns unterhalten haben. »Ich muss dir was zeigen«, sage ich. »Schau genau hin.«
    Ich drücke den Buchrücken ein bisschen durch, sodass das Buch offen liegen bleibt. »Was ist das?«, fragt Jules und lacht ein bisschen. »Hast du es den Kindern geklaut, bei denen du neulich Babysitten warst?«
    »Lies einfach«, sage ich.
    Jules hebt die Brauen, beginnt aber laut zu lesen: » Oliver griff nach einer Wurzel, die aus der Felswand ragte, und zog sich ein wenig weiter die Klippe hinauf. Den Dolch zwischen die Zähne geklemmt, reckte er einen Arm nach oben, dann den anderen und kletterte so die steile Granitwand hinauf, getrieben von der Kraft seiner Entschlossenheit. Seraphima, dachte er, ich komme dich holen.«
    »Wohl kaum«, sage ich.
    »Hast du was gesagt?«, fragt Jules.
    »Sieh einfach hin«, sage ich zu ihr.
    Wir starren beide auf die Illustration. Dann versetzt mir Jules einen Stoß gegen die Schulter. »Delilah? Nach was genau soll ich denn schauen?«
    Obwohl das Buch seit ungefähr dreißig Sekunden offen daliegt, hat Oliver sich weder gerührt noch gesprochen oder in sonst einer Weise gezeigt, dass er mehr ist als eine Illustration auf dieser Seite.
    »Sag was«, flüstere ich.
    Jules sieht mich verwirrt an. »Äh, das ist eine hübsche Passage?«
    Die Tatsache, dass Oliver nicht mit uns beiden spricht, lässt Übelkeit in mir aufsteigen. Sieht so aus, als hätte ich mir nur etwas vorgemacht. Wenn ich ihr jetzt erzähle, dass ich mit einem Prinzen in einem Märchen gesprochen habe, der möchte, dass ich ihm aus der Geschichte heraushelfe, wird Jules mit mir zur Schulschwester marschieren oder einen Vertrauenslehrer holen. Jules, die mich in allem so gut versteht, wird das einfach nicht begreifen … und das Risiko, meine einzige echte Freundin zu verlieren, kann ich nicht eingehen.
    »Ich warte immer noch. Springt er gleich aus der Seite heraus und attackiert mich mit dem Messer?«
    Wenn du wüsstest , denke ich, tue aber, als hätte Jules einen superlustigen Witz gemacht. »Na, das wäre ja wohl total lächerlich. Ich wollte dir nur zeigen, wie toll diese Szene geschildert wird. Die Autorin ist schon was Besonderes, oder? Wenn man die Worte liest, ist es doch, als würde es … tatsächlich passieren!«
    Sicherheitshalber lache ich dazu, ein lautes, künstliches Lachen. Jules sieht mich an, als wären aus meiner Stirn drei Hörner gewachsen. »Hast du wieder Textmarker geschnüffelt?«, erkundigt sie sich.
    Ich stopfe das Buch zurück in meinen Rucksack. »Ach, ich habe total vergessen – ich muss ja bei Madame Borgnoigne eine Nachprüfung machen.« Insgeheim verwünsche ich Oliver dafür, dass ich jetzt mehr denn je als Trottel dastehe. »Ich ruf dich nach der Schule an«, sage ich und stürme aus der Cafeteria.
    Normalerweise verkrieche ich mich nicht in der Lehrertoilette. Ehrlich gesagt bin ich bisher nie auch nur auf den Gedanken gekommen. Aber heute sind lauter Sachen passiert, die ich mir nicht im Traum vorgestellt hätte. Jetzt muss ich einfach mit diesem Buch allein sein, und auf der Lehrertoilette kann ich die Tür abschließen und brauche mir keine Gedanken um irgendwelche klatschsüchtigen Mädchen zu machen, die zu einem Lehrer rennen könnten, um die durchgeknallte Schülerin zu verpetzen, die laut mit einem Märchenbuch spricht.
    Wieder öffne ich das Buch auf Seite 43, beuge mich nah über das Papier und flüstere: »Hallo?«
    Als Oliver lächelt, halte ich den Atem an. »Du bist zurückgekommen. Du hast es versprochen … und Wort gehalten.«
    Reiß dich zusammen, Delilah , sage ich zu mir selbst. »Was sollte das denn gerade?«
    »Was denn?«
    »Warum hast du nicht geantwortet, als ich dich darum gebeten habe?«
    »Ich dachte, du willst nicht, dass ich mit dir rede, wenn Fremde dabei sind.«
    »Will ich auch nicht!«, bestätige ich.
    »Da komme ich nicht ganz mit … Du bist sauer, weil ich getan habe, worum du mich gebeten hast?«
    »Ich bin sauer, weil Jules keine Fremde ist.«
    »Für mich schon«, sagt

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