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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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merken, wenn wir unerwünscht sind.«
    Sie verschwinden im Dickicht des Zauberwalds, gefolgt von Kapitän Crabbe.
    »Nicht Sie «, rufe ich. » Sie können bleiben.«

    »Oh, zu Befehl.« Er tritt wieder zu mir. »Hör mal, mein Junge. Selbst wenn das, was du gesagt hast, möglich wäre … Ich bin hier nicht unglücklich.«
    »Aber wie kann das sein? Sie machen doch immer und immer wieder dasselbe, als würden Ihr eigener Wille, Ihre eigenen Gedanken überhaupt nicht zählen.«
    Er zuckt die Schultern. »Ich mache vielleicht immer dasselbe, Oliver … aber ich mache es gerne. Ich kann Schauspieler und Kieferorthopäde zugleich sein.« Kapitän Crabbe sieht mir ins Gesicht. »Warum konzentrierst du dich eigentlich auf das, was dir fehlt, anstatt auf das, was du hast?«
    »Ein Riesenberg Frust und Enttäuschung?«, schnaube ich.
    »Ich dachte da eher an ein wunderschönes Mädchen in deinen Armen, jedes Mal, wenn die Geschichte gelesen wird. Eine treue Gefährtin, die alles für dich tun würde.« Kapitän Crabbe zögert. »Außerdem hat sie kerngesundes Zahnfleisch.«
    »Aber …«
    »Tut mir leid, Junge. Aber manchmal ist der Schlüssel zum Glück, einfach ein bisschen weniger zu erwarten.« Der Pirat lächelt. »Auf diese Weise wird man nie enttäuscht.« Fröhlich winkend stiefelt er auf dem Waldweg von dannen. »Muss zurück zum Schiff. Walleye und Scuttle haben inzwischen wahrscheinlich die Kombüse in Brand gesteckt.«
    An den Stamm einer alten, verwitterten Eiche gelehnt, sehe ich ihm nach. Hat der Kapitän womöglich recht? Wenn ich nie mit Delilah gesprochen hätte, wüsste ich dann überhaupt, dass mir etwas fehlt?
    Genau. Ich werde mich auf Seite 43 setzen und warten, bis sie zu mir zurückkommt, und dann sage ich ihr, dass sie recht hat – dass es einfach unmöglich ist. Dass ich niemals aus den Seiten dieses Buches entkommen werde. Ich werde ihr sagen, dass …
    »Ruuumms!« Ich schlage rücklings auf dem Boden auf, und einen Augenblick lang sehe ich nur noch Sternchen. Erst denke ich, die Feen haben sich gerächt, aber dann höre ich klar und deutlich eine schneidende Stimme hinter mir.
    »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit …«
    Ich runzle die Stirn. Diese Zeile sagt Rapscullio eigentlich auf Seite 45, an der Stelle, wo ich die Felswand erklimme und auf den Turm klettere, in dem Seraphima gefangen gehalten wird. Wenn ich den Satz höre, springe ich mit gezücktem Dolch vor.
    Nur dass hier nicht die Seite 45 ist.
    Ich rolle mich auf den Bauch und sehe beim Aufblicken Rapscullio, wie er mit einem Fischernetz der Piraten herumfuchtelt, das an einem Ende zur Schlaufe gebunden ist. Ein leuchtend orangefarbener, schwarz gesprenkelter Schmetterling flattert knapp außerhalb seiner Reichweite herum.
    »Und nun?«, knurrt er.
    Noch eine Textzeile. Von Seite 58, wo er mir das Schwert an die Kehle hält.
    Ich rapple mich auf und klopfe mir den Schmutz von den Knien. »Was um Himmels willen tust du da?«

    Verdutzt sieht er mich an – und der Schmetterling verschwindet im Zauberwald. »Ich hatte gerade vor , zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen – meinen Text zu üben, wie Frump vorgeschlagen hat, und mir gleichzeitig diesen Polygonia interrogationis zu holen.«
    »Gesundheit.«
    »Du Kretin. Das ist eine Schmetterlingsart«, erklärt Rapscullio. »Die mir dank deiner Einmischung gerade entwischt ist.«
    Mir fällt auf, dass Kapitän Crabbe und ich weiter gelaufen sind als beabsichtigt und wir uns unweit von Rapscullios Unterschlupf befinden: einer kleinen, dunklen Hütte, die direkt in die Wand einer Höhle gebaut ist und von Hunderten Talgkerzen erleuchtet wird. Ich denke daran, was Königin Maureen mir erzählt hat – an die vielen Reihen Liebesgeschichten in seinen Bücherregalen. »Weißt du, ich glaube, ich habe noch nie deine ganze Sammlung gesehen. Von Schmetterlingen, meine ich.«
    Rapscullios Miene hellt sich auf. »Oliver! Bist du etwa ein heimlicher Entomologe?«
    »Ich?«, sage ich. »Ja! Und ob!« Ich habe keine Ahnung, was ein Entomologe ist, und hoffe verzweifelt, dass ich Rapscullio nicht gerade erzählt habe, ich würde gerne in Knoblauch baden oder Frauenkleider tragen.
    »Na, dann komm mit! Man weiß ja nie, wie viel Zeit bleibt, bis das Buch wieder aufgeschlagen wird.« Rapscullio schwingt sich das Netz über die Schulter und marschiert in flottem Tempo durch das Wäldchen.
    Ich renne ihm nach. »Weißt du zufällig, wie viele Schmetterlingsarten es gibt?«
    »Aber

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