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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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zauberhaft. Wie jemand, der in ein Märchen gehört.
    »Ich kann dir nicht ganz folgen …«
    »Was ist, wenn du und ich füreinander bestimmt sind?«, fragte sie. »Was, wenn irgendeine höhere Macht – Schicksal, Bestimmung, irgendwas – Jessamyn Jacobs dazu getrieben hätte, diese Geschichte zu schreiben, weil wir uns sonst nie kennengelernt hätten?«
    Der Gedanke gefiel mir. Die Vorstellung, Delilah und ich seien durch etwas so Starkes miteinander verbunden, dass die Grenze zwischen Realität und Fiktion, zwischen Buch und Leser aufgehoben war, faszinierte mich. Der Gedanke, dass ich zwar mein Leben als Fantasieprodukt einer anderen Person begonnen hatte, deshalb aber nicht weniger real war, erschien mir verlockend.
    Während Delilah in der Schule ist, sitze ich auf einem krummen, gewundenen Ast im Zauberwald. Die Feen flattern um mich herum und schwatzen miteinander. Obwohl sie tatsächlich eine Schwäche für Klatsch und Tratsch haben, sind sie im Gegensatz zu den Figuren, die sie verkörpern, alles andere als bösartige kleine Wesen. Wenn Frump und ich Schach spielen wollen, stellen sie sich immer gern als Bauern zur Verfügung, und ohne Murren flattern sie in Spalten und Risse, die für uns andere zu schmal sind, um eine verlorene Münze oder einen Knopf heraufzuholen. Außerdem sind sie von allen Figuren der Geschichte die stärksten, stärker sogar als die groben Trolle, und es macht ihnen nichts aus, Königin Maureen zu helfen, wenn sie ihre Möbel umstellen will. Bereitwillig schleppen sie Einrichtungsgegenstände treppauf, treppab. Ich habe gesehen, wie eine einzige Fee einen Felsblock, der den Weg zum Schloss blockierte, beiseitegeschoben hat, ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten.
    »Glint, kann ich mal dein Wolfsbeeren-Lipgloss haben?«, bittet Sparks.
    »Besorg dir doch selbst eins«, sagt Glint. »Ich bin es leid, dass du ständig meine Sachen benutzt.« Trotzdem wirft sie eine Eichel zu Sparks hinüber, die die Kappe abnimmt und ihren Finger in die cremige Substanz taucht. Dann beugt sie sich zu einem Tautropfen, um ihr Spiegelbild zu sehen, und fährt sich mit ihrem winzigen Finger über die Lippen. Ich versuche, in dem vor mir liegenden Buch zu lesen, aber das Geäst wirft zu viel Schatten. Plötzlich fällt ein Lichtschein auf die Seiten. Als ich blinzelnd in die Richtung schaue, entdecke ich Ember, die mir leuchtet.
    »Vielen Dank«, sage ich.
    Sie wirft mir ein strahlendes Lächeln zu. »Gern geschehen!«
    Ich blättere die Seiten durch und frage mich gedankenverloren, ob in irgendeiner anderen Welt vielleicht jetzt die Darsteller von Königen und Meerjungfrauen und Piraten an ihre Plätze eilen, damit ich meine Geschichte genießen kann.
    Ich frage mich, ob in einer anderen Welt ein Prinz sehnsüchtig nach dem Mädchen schmachtet, das er liebt.
    »Liebe?«, frage ich laut.
    » Liebe ?«, wiederholt Glint.
    »Hat jemand Liebe gesagt?«, will Ember wissen.
    »Liebe?« Ich höre es noch einmal, gefolgt von einem Echo, und noch einem, und noch einem, denn jede einzelne Fee im Wald spricht das Wort nach.
    »Ach ja«, sagt Sparks. »Habe ich es nicht geahnt?«
    »Weißt du noch, gestern, als du gegen einen Baum gerannt bist, Oliver?«, fragt Ember.
    »Das war der Zeitpunkt«, sagt Glint, »als wir angefangen haben, Wetten abzuschließen.«
    Die Feen lassen sich auf meinen Schultern und Armen nieder. »Wer ist die glückliche Prinzessin?«, erkundigt sich Ember.
    Ich habe nicht die Absicht, sie einzuweihen; ein solcher Verrat an Delilah scheint mir unmöglich. »Ihr kennt sie sowieso nicht. Sie ist nicht von hier.«

    »Wer ist denn nicht von hier?«, meint Sparks.
    Plötzlich höre ich aus dem Wald Gebell. »Frump«, sage ich erleichtert.
    »Frump ist jedenfalls von hier, da bin ich mir sicher«, erwidert Sparks.
    Ich verscheuche sie mit einer Handbewegung, springe von meinem Ast und lande genau in dem Moment auf dem Boden, als Frump schlitternd vor meinen Füßen zum Stehen kommt.
    »Hallo Kumpel … hast du mal einen Moment Zeit?«, fragt er. Dazu macht er eine Miene, die ich schon von ihm kenne – vor allem, wenn er unter dem Tisch sitzt und bettelt.
    Widerstrebend schiebe ich das Buch in mein Wams. Er führt mich aus dem Wald, fort von den neugierigen Ohren der Feen. Sobald wir draußen sind, fängt Frump an zu rennen. Ich muss ihm hinterhersprinten.
    Wir rasen den Klippenweg entlang und biegen dann auf den Pfad ab, der zur Behausung von Orville, dem Zauberer führt. »Gibt es einen

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