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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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Grund für deine Eile?«, schnaufe ich.
    »Wir müssen rechtzeitig bei der Einhornwiese sein«, ruft Frump mir über die Schulter zu.
    »Was ist denn auf der Einhornwiese?«, frage ich, doch da haben wir sie schon erreicht. Das grasbewachsene Gelände ist voll von schneeweißen, hornbewehrten Geschöpfen, die das üppige, silbrig schimmernde Gras abweiden.
    »Du«, erklärt Frump und bleibt stehen. »Ich habe Seraphima gesagt, dass du hier sein wirst.«
    » Warum ?«
    Er senkt den Blick. »Damit sie herkommt. Nur wegen mir hätte sie sich die Mühe nicht gemacht.«
    Frump ist der Vorgeschichte des Märchens zufolge ja bekanntermaßen früher mein bester Freund Figgins gewesen. Doch dann stahl Rapscullio Orville giftige Kräuter, um den jungen Prinzen (also mich) zu töten, denn er betrachtete ihn als Hindernis für seine Liebe zu Maureen. Das Gebräu, dem er die Kräuter beimischte, wurde jedoch irrtümlich von Frump getrunken. Ohne Orvilles Eingreifen wäre er gestorben. Der Zauberer konnte zwar den Fluch nicht aufheben, zumindest aber umwandeln: Frump würde weiterleben, allerdings im Körper eines anderen Wesens. Darum ist Frump ein Hund … mit dem Herzen und dem Hirn eines jungen Mannes.
    Eines jungen Mannes, der unverständlicherweise restlos und unsterblich in Seraphima verliebt ist. Die ihn selbst dann nicht beachten würde, wenn er keine Flöhe hätte.
    »Ach, Frump.« Ich kraule ihn hinter den Ohren. »Du brauchst doch nicht mich dazu, um ein Mädchen für dich zu interessieren.«
    »Ach nein? Und wie kommt es dann, dass ihre Miene aufgeleuchtet hat wie ein Feuerwerkskörper, als ich bloß deinen Namen erwähnte?«
    Ich zucke beim Gedanken an Seraphima zusammen. »Stört es dich nicht, dass sie gar keinen Unterschied macht, ob das Buch geschlossen ist oder offen?«
    »Eigentlich nicht. Ich sage mir immer, das ist der Grund, warum sie mir keine Beachtung schenkt. Für sie bin ich bloß ein Hund.«
    Wahrscheinlich könnte man ins Feld führen, dass Delilah auch keine großartige Erfolgsbilanz vorweisen kann, wenn es darum geht, Realität und Fiktion auseinanderzuhalten. »Darf ich dich etwas fragen?«
    »Klar.«
    »Woher weißt du, dass sie die Richtige ist?«
    Frump wedelt mit dem Schwanz. »Na ja, sie hat dieses schöne, glänzende blonde Fell … äh … ich meine, Haar  … und diese kleine Lücke zwischen den Vorderzähnen … und hast du je bemerkt, dass sie singt, wenn sie nervös ist? Falsch singt?«
    »Und das gefällt dir?«
    »Das ist es ja gerade«, meint Frump. »Für mich wird sie durch ihre Makel noch liebenswerter. Sie mag nicht vollkommen sein, aber für mich ist sie es.«
    Ich denke an Delilah – wie sie beim Lachen prustet, wie sie ihre Fingernägel abknabbert, wenn sie angestrengt nachdenkt. Wie sie manchmal die einfachsten Sachen nicht weiß – zum Beispiel, dass bei Kopfschmerzen ein Blutegel hilft und nicht ein kleines, rundes, weißes Bonbon. Wie sie sich etwas wünscht, wenn sie eine Sternschnuppe sieht oder eine ausgefallene Wimper findet oder wenn ihre Uhr auf 11 Uhr 11 steht. »Ja«, sage ich leise. »Das verstehe ich.«
    Frump jault gequält auf. »Du liebst sie also auch?«
    »Seraphima? Nein. Tausendmal nein.«
    Er bedenkt mich mit einem Blick, der ganz leisen Zweifel verrät.
    Selbst wenn ich Seraphima nicht küssen wollte, würde das Buch mich in ihre Arme treiben. Und hübsch ist sie ja. Sie zu küssen ist also keine wirkliche Schwerstarbeit.
    Trotzdem erfüllen mich die intimen Momente mit Seraphima immer mit Schuldgefühlen. Nicht nur wegen Frump, sondern auch, weil ich weiß, dass sie in diese Küsse all ihre Leidenschaft legt, weil sie das alles immer noch für real hält, während ich nur meine Arbeit tue … mit ein paar angenehmen Nebeneffekten.
    »Dann musst du mir helfen, Oliver«, bettelt Frump. »Wie schaffe ich es, dass sie mich beachtet?«
    Ich nehme mir einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken. Delilah hat mich ganz von selbst gesehen. Wenn hingegen Frump das Wort HILFE in diese Wiese mähen würde, würde er damit nur die Einhörner verärgern. »Wie wäre es mit einem Geschenk?«, schlage ich vor.
    »Ich habe ihr einen Knochen überreicht – den besten, den ich je vergraben hatte! Sie hat ihn weggeworfen!«
    »Und du?«, frage ich.
    »Ich habe ihn apportiert.«
    Sinnierend beginne ich auf und ab zu laufen. »Das Problem ist, dass Seraphima in mir immer den Retter in der Not sieht, und dieses Bild müsste sie von dir haben. Das heißt, mein

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