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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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lauter Eile rempelt sie mich an. Als ich die Hand nach ihr ausstrecke, um ihr aufzuhelfen, spüre ich, wie es zwischen uns funkt. Ihre Augen haben die Farbe von Honig und ich kann den Blick nicht von ihnen abwenden. Endlich , sage ich, und als ich sie küsse, schmeckt sie nach Minze und Winter und überhaupt nicht wie Seraphima.
    »Ja, schon recht«, unterbricht Frump mich. »Wie sieht es mit den Berufsaussichten eines Bassets aus?«
    »Du bist nur ein Hund, weil es so im Buch steht«, entgegne ich. »Und wenn du es nun ändern könntest?«
    Er lacht. »Ändern. Die Geschichte ändern. Ganz klar, der war gut, Ollie. Wo du schon mal dabei bist, warum verwandelst du das Meer nicht in Traubensaft und machst, dass die Meerjungfrauen fliegen können?«
    Vielleicht hat er recht und es liegt wirklich nur an mir. Alle anderen in diesem Buch scheinen nicht das geringste Problem damit zu haben, dass sie Teil eines Märchens sind; dass sie dazu verdammt sind, immer und immer wieder das Gleiche zu tun und zu sagen, wie in einem Theaterstück, das bis in alle Ewigkeit auf dem Spielplan steht. Wahrscheinlich glauben sie, dass die Menschen in der Anderswelt die gleiche Art Leben haben wie wir. Ich kann mir dagegen nur schwer vorstellen, dass die Leser jeden Morgen zur selben Zeit aufstehen, das gleiche Frühstück essen, stundenlang im selben Stuhl sitzen und dieselben Gespräche mit ihren Eltern führen, ins Bett gehen und wieder aufstehen, nur damit dann alles wieder von vorne anfängt. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass sie ein unglaublich tolles Leben führen – und mit unglaublich toll meine ich, dass sie selbst darüber bestimmen. Ich frage mich die ganze Zeit, wie sich das anfühlen würde: Wenn man das Buch aufschlagen und ich nicht die Königin anbetteln würde, mich ziehen zu lassen. Wenn ich nicht von Feen in die Falle gelockt werden würde und mich nicht mit einem Bösewicht herumschlagen müsste. Wenn ich mich in ein Mädchen verliebte, dessen Augen die Farbe von Honig haben. Wenn ich jemanden träfe, den ich nicht kenne und dessen Namen ich nicht weiß. Ich bin wirklich nicht wählerisch. Es würde mir nichts ausmachen, anstatt Prinz ein Metzger zu sein. Oder den Ozean zu durchschwimmen, um als legendärer Athlet bejubelt zu werden. Oder mit irgendjemandem, der meinen Weg kreuzt, Streit anzufangen. Ich würde alles lieber machen als das, was ich schon seit ewigen Zeiten tue. Wahrscheinlich muss ich einfach glauben, dass es auf der Welt mehr gibt als das, was sich auf den Seiten dieses Buches abspielt. Oder vielleicht will ich es auch nur unbedingt glauben.

    Ich werfe den anderen einen Blick zu. Wenn das Buch geschlossen ist, treten die wahren Charaktere zutage. Einer der Trolle übt eine Melodie auf seiner Flöte, die er aus einem Stück Bambus geschnitzt hat. Die Feen lösen Kreuzworträtsel, die Kapitän Crabbe sich für sie ausdenkt, aber sie schummeln die ganze Zeit und ziehen die Kristallkugel des Zauberers zurate. Und Seraphima …
    Sie wirft mir eine Kusshand zu, und ich zwinge mich zu lächeln.
    Sie ist hübsch, denke ich, mit ihren silbernen Haaren und ihren Augen, die so blau sind wie die Veilchen, die auf der Wiese vor dem Schloss wachsen. Aber ihr IQ lässt zu wünschen übrig. Zum Beispiel glaubt sie tatsächlich, dass ich ernsthafte Gefühle für sie hege, nur weil ich sie immer wieder rette. Dabei tue ich nur meinen Job.
    Ich will ehrlich sein, ein hübsches Mädchen zu küssen ist keine harte Arbeit. Aber nach einer Weile wird es einfach Routine. Ich liebe Seraphima definitiv nicht, doch dieses kleine Detail scheint ihr entgangen zu sein. Deshalb habe ich auch immer Gewissensbisse, wenn ich sie küsse – weil ich weiß, dass sie mehr von mir will, als ich ihr zu geben bereit bin, wenn die Buchdeckel zugeklappt werden.
    Frump neben mir stößt ein langes, klägliches Jaulen aus. Das ist der zweite Grund, warum ich mich so schuldig fühle, wenn ich Seraphima küsse. Er schwärmt für sie, solange ich denken kann, und das macht es noch schlimmer. Wie muss das für ihn sein, mir Tag für Tag dabei zuzusehen, wie ich so tue, als würde ich mich in das Mädchen verlieben, auf das er steht?
    »Tut mir leid, Kumpel«, sage ich zu ihm. »Ich wünschte, sie wüsste, dass es nur Show ist.«
    »Nicht deine Schuld«, gibt er knapp zurück. »Du tust nur deine Pflicht.«
    Als hätte er es heraufbeschworen, bricht plötzlich gleißendes Licht herein und unser Himmel reißt einen Spalt auf. »Achtung!«,

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