Mein Herzenswunsch ein Baby
auseinanderzusetzen und für sich abzuklären, ob Sie gemeinsam diesen Weg gehen wollen und welche Richtung Sie dabei einschlagen werden.
Lassen Sie sich genügend Bedenkzeit, wenn Sie sich nicht einig sind. Denn an dieser Stelle werden die Weichen zum Wunschkind gestellt. Beide Partner sollten den vorgeschlagenen Weg für gut und richtig halten und bereit sein, ihn gemeinsam zu beschreiten. Seien Sie sich bewusst, dass Sie diese Entscheidung gemeinsam treffen und auch die Konsequenzen miteinander tragen. Sollte einer von Ihnen Zweifel hegen, dann scheuen Sie sich nicht, den Arzt noch einmal darauf anzusprechen. Dies gilt vor allem dann, wenn Sie medizinische Fragen haben, nicht genau wissen, was an Behandlungen auf Sie zukommt und wie Sie die Behandlung körperlich und seelisch verkraften werden.
Suchen Sie sich psychologische Hilfe, wenn Sie nicht wissen, was Sie tun sollen und sich uneins sind, was Ihr weiteres Vorgehen moralisch und ethisch betrifft, und ob Sie eine künstliche Befruchtung überhaupt wollen. Dies ist vor allem dann ratsam, wenn Sie Angst vor einer Entscheidung haben und vor den seelischen Strapazen, die jetzt auf Sie zukommen. Aber auch wenn Sie finanzielle Probleme haben und nicht wissen, wie die künstliche Befruchtung finanziert werden soll, sollten Sie klären, ob der Weg der künstlichen Befruchtung der richtige für Sie ist und wie Sie die finanzielle Angelegenheit klären.
Fallbeispiel: Das Paar M. war ein typisches Kinderwunschpaar mit wenig finanziellen Ressourcen. Sie waren beide noch jung und wünschten sich von Herzen ein Kind. Die Sterilität lag eindeutig bei Herrn M. Eine künstliche Befruchtung war unumgänglich, zumal das Paar die günstigere Variante der Samenspende – die in Deutschland für verheiratete Paare erlaubt ist – ablehnte. Sie wollten ein eigenes Kind und dafür die moderne Reproduktionsmedizin in Anspruch nehmen. Gemeinsam recherchierten sie im Internet, dass die Aussichten auf eine Schwangerschaft mit einer Behandlung an einem ausländischen Institut weitaus höher waren als in Deutschland. Allein die Tatsache, dass in Deutschland nicht alles, was inzwischen medizinisch machbar ist, gesetzlich erlaubt ist, lässt die Chance, schwanger zu werden, steigen, wenn man die größere Behandlungsvielfalt im Ausland in Anspruch nimmt.
Sie wussten aber gleichzeitig auch, dass die Kosten im Ausland für eine Behandlung höher sind, wenn man die optimalen Verfahren der Reproduktionsmedizin in Anspruch nimmt. Nach einigem Hin und Her überwanden sie ihre Scham und sprachen bei ihren Eltern vor, um sich von ihnen das Geld für die Behandlung zu leihen. Ich begleitete die Frau während der Phase des Versteckspiels. Einerseits wünschte das Paar, dass niemand von ihrem Dilemma erfuhr. Andererseits wussten sie, dass ihre Eltern ihnen finanziell helfen konnten. Da beide ein gutes und harmonisches Verhältnis zu ihren Eltern hatten, ermutigte ich sie, bei ihnen vorzusprechen. Glücklicherweise
hatten beide Elternpaare großes Verständnis. Das Paar konnte aufatmen und die gewünschte Behandlung in Anspruch nehmen. Die werdenden Großeltern waren froh, ihren Kindern auf diese Weise beistehen zu können. Gleich der zweite Versuch war erfolgreich, und nach ein paar Jahren konnte sich das Paar den Kinderwunsch noch einmal erfüllen, dieses Mal aus eigener finanzieller Kraft, da der Mann mittlerweile ganz gut verdiente.
Die seelischen Strapazen einer künstlichen Befruchtung
Dass eine künstliche Befruchtung vor allem für die betroffenen Frauen körperlich sehr aufzehrend und anstrengend sein kann, ahnen viele Kinderwunschpaare. Wenn sie dann aber mittendrin stecken und spüren, wie sich ihr Körper durch die Hormongaben verändert und wie ihre Seele dabei ebenfalls leidet, fällt es jedem früher oder später schwer, ausgeglichen und ruhig zu bleiben.
Eine künstliche Befruchtung ist immer eine körperliche und seelische Gratwanderung. Zeiten der Hoffnung wechseln sich mit Zeiten des Bangens ab. Einerseits sind viele Frauen beinahe euphorisch, weil die Chance auf ein Kind endlich in greifbare Nähe rückt. Andererseits reagieren sie mit großer Verunsicherung, weil sie Angst vor dem Scheitern haben. Wenn sich der Kinderwunsch nicht gleich beim ersten Versuch mithilfe der Reproduktionsmedizin erfüllt, dann festigt sich bei vielen Paaren eine negative Erwartungshaltung.
Die Angst vor dem erneuten Scheitern ist riesengroß. Ganz besonders fürchten sie den Bluttest am Ende
Weitere Kostenlose Bücher