Mein Herzenswunsch ein Baby
der zwei Wochen nach Einsetzen des Embryos oder der Embryonen in die Gebärmutter. Dieser Test sagt aus, ob die Frau schwanger ist oder nicht. Steigt der sogenannte Beta-HCG-Wert, so kann man ziemlich sicher von einer Schwangerschaft ausgehen. Bleibt der Wert niedrig, besagt dies, dass keine Schwangerschaft vorliegt.
Das Ergebnis des Bluttests wird in der Regel telefonisch mitgeteilt. Wie oft habe ich schon diese schlimmen Momente erlebt, wenn es zu keiner Schwangerschaft gekommen ist. Die Enttäuschung hängt dann schwer in der Luft.
Die meisten Frauen kämpfen tapfer
mit den Tränen und fühlen sich am Boden zerstört. Die Gewissheit, dass es nicht geklappt hat, drängt alles andere in den Hintergrund und lässt keinen Platz für Hoffnung. Die ganzen Strapazen waren umsonst. Viele empfinden diese Momente, als ob sich der Boden
auftun würde, um sie zu verschlingen. Es macht dann auch keinen Sinn, gleich pragmatisch zu reagieren, wie es manche Männer gerne tun. „Dann versuchen wir es eben gleich noch einmal“, ist ein gut gemeinter Vorschlag, der zwar Sinn macht, aber im Moment der tiefen Trauer nicht trösten kann. In diesen Augenblicken ist einzig Verständnis angebracht. Denn der Schmerz ist riesengroß. Die Hoffnung ist zerstört. Einfühlsame Menschen fühlen diesen Schmerz mit und zeigen Verständnis. Oft ist dann jedes Wort zu viel. Sich in den Arm nehmen, festhalten, die Gefühle zulassen und annehmen sind in diesem Augenblick besser als Erklärungen oder tröstende Worte, selbst wenn sie Verständnis ausdrücken.
Verständnisvolle Worte sind erst der zweite Schritt. „Ja, ich verstehe dich. Auch wenn ich niemals wirklich werde nachempfinden können, was du durchmachst, so spüre ich deinen Schmerz. Ich bin da für dich.“ Dieses Verständnis tut gut und wiegelt nicht ab oder lenkt die Aufmerksamkeit auf neue Aktivitäten. Aber um aktiv werden zu können, muss man den Schmerz annehmen und loslassen. Dann ist wieder genügend Energie und Hoffnung da, um zu überlegen, wie es weitergehen soll.
Die meisten Paare benötigen mehr als einen Versuch, bis es endlich mit der Schwangerschaft klappt. Wer sich dies von vornherein klarmacht, ist nicht ganz so enttäuscht, wenn ein Versuch scheitert. Der Schmerz ist trotzdem vorhanden. Aber er kann dann auch schneller wieder losgelassen werden.
Als Kinderwunschbegleiterin sehe ich die Frauen meistens erst einige Zeit später, wenn die ersten Tage der Hoffnungslosigkeit nach einem gescheiterten Versuch vergangen sind. Dennoch kann ich in jedem Gesicht noch die Spuren der Verzweiflung erkennen. Nicht selten nehme ich die Frauen in die Arme.
Es tut gut, einfach nur gehalten zu werden und sich verstanden zu fühlen. Und noch mal loszulassen, die letzten bitteren Reste des Frusts. Die Tränen dürfen dann auch gerne erneut fließen. Die Seele wird von allen Schmerzen reingewaschen. Erst danach kann langsam Heilung geschehen und die Frau kann sich behutsam für den weiteren Weg öffnen.
Die Kraft kehrt nur allmählich zurück, sammelt sich und erstarkt wieder, erhält wieder Hoffnung und Zuversicht. Nun kann es weitergehen. In die nächste Runde oder auf einem ganz neuen Weg.
Meine Aufgabe liegt also auch hauptsächlich darin, gescheiterte künstliche Befruchtungen zu begleiten und neue Kraft aufzubauen, damit sich ein Paar wieder bereit für neue Entscheidungen fühlt.
Innere und äußere Kraft gehören zusammen. Erst dann kann ein Paar willensstark die nächsten Schritte unternehmen, sich körperlich, seelisch wie auch finanziell für einen weiteren Versuch rüsten oder über eine neue Behandlungsweise auf dem Weg zum Wunschkind diskutieren.
Fallbeispiel: Frau R. hatte schon mehrere gescheiterte Versuche hinter sich. Jedes Mal bedeutete dies einen tiefen Absturz für sie und ihren Mann. Ich begleitete Frau R. bereits im dritten Jahr auf dem Weg zum Wunschkind. Das Paar hatte mit Inseminationen begonnen – ohne Erfolg, und so war der nächste Schritt, sich einer künstlichen Befruchtung im Reagenzglas zu unterziehen. Das Paar sammelte wieder Mut und kratzte Geld zusammen. Hoffnungsfroh schlugen sie den neuen Weg ein und sie waren sich ganz gewiss, dass es jetzt sicherlich klappen würde. Doch es klappte nicht. Danach war Frau R. erst einmal für einige Zeit so frustriert, dass sie viele Monate pausieren musste, bis sie wieder neuen Mut schöpfte. Dazwischen aber kam sie zu mir, weil sie sich mit meiner Hilfe von diesen zermürbenden Erfahrungen erholen
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