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Mein Hund Mister Matti

Titel: Mein Hund Mister Matti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerard Bauer
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nur richtig »vorstellen«, damit er auch wusste, dass sie zur Familie gehörte. Am ersten Tag nach der Entlassung setzte Mum sich mit Grace in einen Sessel. Dann brachten Dad und Amelia und ich Mat herein, damit sie sich kennenlernen konnten. Nie zuvor kam Mat mir größer vor. Allein sein Kopf war doppelt so groß wie Grace.
    Mum sagte mit ganz leiser, sanfter Stimme: »Mister Matti, das ist Grace. Sie ist das neueste Mitglied der Familie Ingram. Grace, das ist Mister Matti. Er ist ein besonderes Mitglied unserer Familie, und er wartet schon eine halbe Ewigkeit darauf, dich kennenzulernen.«
    Mat war schrecklich aufgeregt und zitterte am ganzen Körper. Aber als er Grace sah, erschreckte er sie nicht durch sein Jaulen oder Bellen, wie ich befürchtet hatte. Und er sprang auch nicht herum und wedelte wie wahnsinnig mit dem Schwanz. Sondern er stand einfach ganz ruhig da wie eine große Statue und schnüffelte ein bisschen, fast ohne einen Laut von sich zu geben. Dann setzte er sich hin und legte den Kopf auf Mums Knie. Nur seine Augen bewegten sich. Mum sagte, wir müssten uns keine Sorgen machen. Mat sei »lammfromm« und würde »keiner Fliege etwas zuleide tun«.
    Das stimmte. Nur ein einziges Mal dachte ich, Mister Matti würde weit mehr als nur einer Fliege etwas zuleide tun.

 
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21  ALS MISTER MATTI SICH VERÄNDERTE
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    An dem Tag, als ich dachte, Mister Matti würde weit mehr als nur einer Fliege etwas zuleide tun, hatte ich das einzige Mal Angst vor ihm. Und ich glaube, nicht nur ich fürchtete mich.
    Der Tag begann wie immer. Ich spielte mit Mat im Garten. Amelia war bei Oma und Opa. Ich warf einen Tennisball hoch in die Luft, und er versuchte ihn zu schnappen, bevor er auf dem Boden aufsprang. Während ich mit Mat spielte, bog Dad mit dem Auto in unsere Garageneinfahrt ein. Das war merkwürdig, denn Dad arbeitete damals bei dem Staudamm und sollte erst am Wochenende nach Hause kommen.
    Dad wirkte verärgert, als er ausstieg. Wahrscheinlich, weil Onkel Gavins Auto vor der Garage stand, sodass Dad nicht hineinfahren konnte. Onkel Gavin war ziemlich oft bei uns, wenn Dad weg war. Er wollte sehen, ob es Mum gut ging oder ob wir etwas brauchten. Manchmal gab er uns auch Geld. Weil wir »ein bisschen knapp dran« waren. Dad durften wir nichts davon sagen.
    Diesmal hatte Onkel Gavin einen Karton mit »ein paar besonderen Sachen« für Mum mitgebracht: eine Kaffeemaschine, Wein und Seife und Parfüm. Das Beste war eine große Schachtel voller Süßigkeiten, aber Mum verbot uns, sie gleich zu öffnen.
    Wahrscheinlich war es für Dad wirklich ziemlich ärgerlich, dass er nicht in die Garage fahren konnte, aber eigentlich konnte man Onkel Gavin keinen Vorwurf machen. Er wusste ja nicht, dass Dad vor Samstagmorgen zu Hause sein würde, also konnte er nicht ahnen, dass er die Einfahrt versperrte. Aber Dad sah trotzdem echt sauer aus, als er auf dem Rasen parken musste.
    Als ich zu Dad hinüberging und ihn fragte, warum er früher nach Hause gekommen war, schüttelte er nur den Kopf und murmelte etwas von einem »verdammten Streik«. Dabei schaute er mich nicht einmal an, sondern hielt den Blick starr auf unser Haus gerichtet. Dann ging er zur Treppe am Hintereingang. Ich wollte ihn begleiten, aber er sagte: »Bleib unten.« Ich verstand nicht, warum, aber er klang, als würde er es ernst meinen. Deshalb ging ich wieder in den Garten und warf Mister Matti den Tennisball zu.
    Wir spielten ganz hinten im Garten beim Mangobaum, weil Mum frisch gewaschene Laken an der Wäscheleine aufgehängt hatte, von denen wir uns fernhalten mussten. Einmal hatten nämlich meine Cousins und ich mit einem Tennisball Kricket gespielt und dabei wohl Mums Laken ein paarmal getroffen. Danach verkündete Mum: »Keine Ballspiele mehr in der Nähe der Laken.« Das sagt sie jetzt jedes Mal, wenn sie wäscht, auch wenn ich nicht einmal daran denke, Ball zu spielen.
    Aber egal. Als ich an diesem Tag dann wieder mit Mister Matti spielte, drangen aus unserem Haus auf einmal Lärm und Geschrei. Dann flog die hintere Tür auf. Zuerst stürzte Onkel Gavin heraus, dann Dad. Er sah jetzt richtig wütend aus. Zum Schluss kam Mum. Sie wirkte verängstigt. Ich hatte keine Ahnung, was hier los war. Mum rief dauernd Dads Namen und sagte »Hör auf!« und »Da ist nichts!«, und Onkel Gavin schüttelte den

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