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Mein Hund Mister Matti

Titel: Mein Hund Mister Matti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerard Bauer
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war sich erst später ganz sicher. Aber Mister Matti wusste es wahrscheinlich die ganze Zeit. Deshalb verhielt er sich so komisch. Mum meinte, Mat müsse gewusst haben, dass Grace unterwegs war, so wie Tiere manchmal auch ein bevorstehendes Gewitter oder Erdbeben spüren.
    Ich fand es ziemlich cool, dass Mister Matti vor allen anderen von Grace wusste. Er spürte einfach immer, wenn etwas nicht stimmte. Einmal weckte er mich mitten in der Nacht mit seinem Jaulen auf.
    Ich ging zu ihm und sah nach, was mit ihm los war, aber ich fand nicht heraus, was ihm fehlte. Da hörte ich Stimmen. Sie kamen aus dem Schlafzimmer meiner Eltern. Deshalb hatte Mat gejault. Ihm war klar, dass etwas nicht stimmte, auch wenn er die Bedeutung der einzelnen Wörter nicht kannte.
    Auch ich verstand nicht alle Wörter, nur die ganz lauten. Zum Beispiel als Dad sagte: »Wie konnte das passieren?« Und es klang nicht besonders froh, wie er das sagte. Vermutlich meinte er, dass Mum ein Baby erwartete. Eigentlich müsste er ja wissen, wie so etwas passiert, denn er war dabei, als Mum es mir erklärte.
    Ich lauschte noch ein bisschen länger. Dad redete dauernd davon, dass er keine Arbeit hat und kein Geld und sich das nicht leisten kann. Dann wurde es leiser. Ich hörte zwar noch Stimmen, aber die einzelnen Wörter vermischten sich. Es klang ärgerlich. Und manchmal traurig. Zuletzt fluchte Dad, was er normalerweise nicht tut. Dann hörten Mum und er auf zu sprechen. Ich wartete noch eine Weile, aber ich hörte nichts mehr. Alles war ruhig und still und dunkel.
    Ich ging nicht direkt zurück in mein Bett, sondern blieb draußen auf der Veranda bei Mister Matti. Er legte seinen großen Kopf auf meinen Schoß, und ich schlang die Arme um ihn, um mich zu wärmen. Das erinnerte mich daran, wie wir uns früher bei Gewitter zusammen unter mein Bett verkrochen.
    Es tat immer gut, sich an Mat festzuhalten, wenn die Situation ein bisschen beängstigend wurde und man nicht so genau wusste, was passieren würde.

 
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20  MISTER MATTI UND GRACE
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    Grace kam vier Wochen zu früh auf die Welt. Niemand ahnte etwas davon. Nur Mister Matti.
    Den ganzen Tag schon hatte Mat sich merkwürdig benommen. Er legte sich nicht wie sonst auf die Veranda. Sondern er stand dauernd auf und spähte durch die Fliegengittertür und lief herum, als ob er »Flöhe im Hintern« hätte. Und jedes Mal wenn er Mum sah, fing er völlig grundlos an zu winseln.
    Als Mum dann abends das Abendessen zubereitete, fühlte sie sich auf einmal komisch und wusste sofort, dass etwas mit dem Baby war. Dad war noch nicht zu Hause. Er hatte eine neue Stelle und half beim Bau eines Staudamms. Onkel Gavin hatte ihm diese Arbeit besorgt. Weil die Baustelle so weit weg war, kam Dad nur am Wochenende nach Hause. Jedenfalls musste Mum Onkel Gavin anrufen, damit er sie ins Krankenhaus brachte. Amelia und ich blieben bei Mrs. Nguyen von gegenüber.
    Noch am selben Abend wurde Grace geboren. Mum sagte, sie hätte Glück gehabt, dass sie nicht in Onkel Gavins Auto zur Welt gekommen ist. Im Krankenhaus hielten alle Onkel Gavin für Graces Vater, weil Dad erst kam, als alles vorbei war. Onkel Gavin machte ziemlich viele Witze darüber, aber ich glaube, Dad fand sie nicht besonders lustig, denn er lachte nicht über sie.
    Ãœberhaupt lachte Dad nur noch selten, seit er seine alte Arbeit verloren hatte. Ich hoffte, Graces Geburt würde ihn wieder fröhlicher machen. Vor langer Zeit, als er erfuhr, dass Mum mich bekommen sollte, nahm er sie vor lauter Glück auf den Arm und trug sie hinaus in den Vorgarten, um allen Nachbarn die gute Nachricht zu verkünden. Mum hat mir diese Geschichte oft erzählt. Und auf den Fotos aus der Zeit von Amelias Geburt hat Dad immer ein lachendes und strahlendes Gesicht. Aber als Grace geboren wurde, machte Dad nichts dergleichen. Er sah einfach nur müde und besorgt aus.
    Wir konnten Grace nicht sofort mit nach Hause nehmen. Sie war ganz klein und rot und musste mit vielen Schläuchen am Körper in einem speziellen Plastikbett in der Klinik bleiben, bis sie größer und kräftiger geworden war. Da Grace so winzig klein und Mister Matti so groß war, hatten Oma und Opa Sorge, Mat könnte ihr wehtun, wenn auch nur aus Versehen.
    Mum dagegen sorgte sich nicht. Sie wiederholte immer wieder, mit Mister Matti werde alles glattgehen. Wir müssten ihm Grace

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