Mein Hund Mister Matti
groÃe kahle Stellen, wo das Fell abgescheuert war. Wie ich ihn so daliegen sah, fühlte ich mich wie an dem Tag, als ich meine Gottesanbeterin auf dem Boden ihres Käfigs fand und die Ameisen auf ihr herumkrabbelten. Nur noch schlimmer. Immer wieder flüsterte ich vor mich hin: »Er darf nicht sterben. Bitte, er darf nicht sterben.«
Mat starb nicht, aber die Tierärztin sagte, die Sache wäre ganz anders ausgegangen, wenn Mat nicht so groà und kräftig gewesen wäre. Trotzdem war er ziemlich schlimm verletzt. Er hatte drei Rippen gebrochen und ein paar böse Fleischwunden und Prellungen, deshalb musste er ein paar Tage bei der Tierärztin bleiben. Dad sagte, er habe keine Ahnung, wie wir das bezahlen sollten, denn wir hatten »nichts auf der hohen Kante«. Doch die Tierärztin meinte, Mat sei ja pflegeleicht. Es bestehe keine Eile, und wir könnten sie bezahlen, wenn Dad wieder Arbeit gefunden hätte. Mum weinte und fiel der Tierärztin um den Hals.
Als es Mister Matti besser ging und er nach Hause konnte, musste er wieder einen Trichter um den Kopf tragen, denn er hatte eine lange Naht an der Flanke. Sie hatte die Form eines groÃen V, und um sie herum war das Fell abrasiert. Die anderen Wunden waren mit einer orangegelben Flüssigkeit betupft, damit sie schneller heilten. Mum sagte, die Tierärztin hätte aus dem armen alten Mat einen Albinotiger gemacht. Eher einen Albinotiger, der in einen Fleischwolf geraten war, fügte Dad hinzu.
Wir mussten Mister Mattis Korb hinunter in die Waschküche stellen. Den Weg hinauf auf die Veranda konnte er in seinem Zustand nicht bewältigen. Mum fand, dass Mat ein guter Patient war. Er ruhte sich einfach aus und wartete und versuchte, nicht zu viel zu machen, bevor er dafür bereit war. Als es dann so weit war, stellten wir seinen Korb wieder zurück auf die Veranda, und nach einer Weile holte er wieder die Zeitung und wartete vor dem Haus auf mich, wie er es immer getan hatte.
Von dem Tag, an dem Mister Matti angefahren wurde, weià ich auÃerdem noch, dass die Frau aus dem Auto mir meine Maske zurückgab. Sie hatte sie wahrscheinlich auf dem Gehweg gefunden. Ich wartete, bis sie weg war, dann zerriss ich sie in lauter kleine Fetzen und warf sie in die Mülltonne.
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19Â Â MISTER MATTI UND MUM
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Mum sagte immer, Mister Matti habe einen »sechsten Sinn«. Damit wollte sie sagen, dass er Dinge wusste, von denen sonst niemand die leiseste Ahnung hatte.
Dad glaubte das nicht. Zumindest was Zeitungen betraf, hatte Mat seiner Meinung nach keinen sechsten Sinn. Aber ich finde schon, dass Mum recht hatte. Einmal wusste Mister Matti etwas von ihr, bevor jemand anders es auch nur ahnte.
Alles begann ungefähr vor einem Jahr am letzten Schultag vor den Ferien. Ich war auf dem Heimweg von der Schule. Mein Schulranzen war sehr schwer, weil er vollgestopft war mit dem ganzen Müll aus meinem SchlieÃfach. Aber das war mir egal. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mir auszumalen, was ich in den Ferien alles machen wollte und wie Mat und ich zusammen spielen würden. Aber als ich in unserer StraÃe einbog und zu unserem Haus hinüberspähte, saà Mat nicht dort und wartete auf mich. Ich bekam einen groÃen Schreck. Vielleicht war er wieder von einem Auto angefahren worden? So schnell ich konnte, rannte ich nach Hause.
Ich fand Mat hinten im Garten unter der Wäscheleine. Er sah Mum beim Wäscheaufhängen zu. Als er mich entdeckte, lief er mir entgegen und sprang ein bisschen um mich herum. Aber dann kehrte er gleich wieder zu Mum zurück. Das passte eigentlich gar nicht zu Mat. Mum wusste auch nicht, was mit ihm los war. Den ganzen Tag war er ihr »zwischen den FüÃen« herumgelaufen und nicht von der Pelle gerückt. Aber ich glaube, es hat sie nicht allzu sehr gestört, denn sie lächelte, als sie das sagte.
Auch danach wich Mister Matti Mum nicht von der Seite â als ob er ihr Leibwächter wäre. Er saà hinten an der Tür und wartete, bis sie herauskam, und dann folgte er ihr überallhin. Auch wenn ich und Mat zusammen im Garten spielten oder in den Park gingen, war es offensichtlich, dass er eigentlich am liebsten zurück zu Mum wollte. Wenn Mum allein zu Hause war, dann war es noch schlimmer, denn dann klebte Mat »wie eine Klette« an ihr.
Keiner in der Familie ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass Mum ein Baby erwartete. Auch Mum
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