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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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zu schaffen, und einen Moment lang überlegte sie, ob sie sich mit einer Entschuldigung verabschieden sollte.
    Dann bemerkte sie Siorcha. Überrascht begrüßte sie die alte Frau, die sich auf Laochre so liebevoll um den kleinen Declan gekümmert hatte. „Wie kommt es, dass Ihr auf Rionallís seid?“
    „Hier ist meine Heimat“, gab Siorcha zurück. „Ich habe hier gelebt, bis die Normannen in die Burg einzogen. Schweren Herzens bin ich damals fortgegangen, weil ich es einfach nicht ertragen konnte, für ein Ungeheuer wie Marstowe zu arbeiten. Als ich erfuhr, dass Bevan seinen Besitz zurückerhielt, bin ich zurückgekommen.“
    „Wie schön, dass Ihr wieder hier seid“, sagte Genevieve herzlich. „Ihr und Mairi müsst mir sagen, was ich tun soll. Was das Färben betrifft, habe ich keine Erfahrung.“
    Die beiden älteren Frauen lachten und gaben ihr ein paar Anweisungen. Später, als sie Seite an Seite mit Mairi arbeitete, sagte diese leise zu ihr: „Wie ich sehe, hat er Euch endlich in sein Bett geholt.“
    Genevieve errötete, gab aber lächelnd zurück: „Wie kommt Ihr darauf?“
    „Ihr habt diesen Gesichtsausdruck, den man nur bei Frauen sieht, die eine sehr schöne Nacht hinter sich haben. Die MacEgan-Brüder sind bekannt dafür, genau diesen Ausdruck auf die Gesichter ihrer Geliebten zaubern zu können.“
    „Oh!“
    Mairi warf Krappwurzeln in den Kessel mit kochendem Wasser und sagte erklärend: „Färberröte, die braucht man für rote Wolle. Wenn man die Menge ändert, kann man aber auch violette und sogar blaue Stoffe damit herstellen.“
    Etwas verwirrt über den Themenwechsel, nickte Genevieve. Gleich darauf rief Siorcha nach ihr, da sie ihr zeigen wollte, wie man verhindert, dass die Farbe aus den frisch gefärbten Stoffen beim Waschen auslief. Genevieve bemühte sich, sich alles Wichtige zu merken und alle Anweisungen korrekt auszuführen. Doch ihre Gedanken wanderten bereits zur kommenden Nacht. Seit Mairis Bemerkung über die MacEgans konnte sie einfach nicht anders: Sie musste sich immer wieder vorstellen, wie Bevan sie küssen und streicheln würde, bis sie vor Verlangen fast den Verstand verlor. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich ausmalte, wie glücklich er sie machen würde.
    Allerdings würde es noch lange nicht Abend werden. Ehe die Sonne unterging, galt es noch viel zu erledigen.
    Da sie sich inzwischen an den Geruch gewöhnt hatte, stimmte Genevieve sogleich zu, als Mairi ihr vorschlug, ihr auch noch zu zeigen, wie man Wolle so färbte, dass sie einen Orange- oder einen Braunton annahm. Die Burgherrin war nicht wenig erstaunt, als sich herausstellte, dass man Zwiebeln dazu verwendete. Bisher hatte sie geglaubt, diese Pflanze fände nur in der Küche Verwendung.
    Als sie von England nach Irland gekommen war, hatte sie staunend gesehen, dass die wohlhabenden Iren gern bunte Stoffe trugen. Sie schienen sich auch nicht zu scheuen, alle möglichen Farbtöne miteinander zu kombinieren. In England wäre niemand auf die Idee gekommen, sich so farbenfroh zu kleiden. Lady Helen hatte sogar einmal ihrer Tochter gegenüber bemerkt, dass die bunten Kleider der irischen Damen ein bisschen kindisch auf sie wirkten. Genevieve allerdings fand die irische Mode inzwischen beinahe schöner als die englische.
    Gegen Mittag verließen die drei Frauen das Gebäude, in dem sie unermüdlich gefärbt hatten. Nachdem Genevieve etwas ge gessen hatte, begab sie sich zum Übungsplatz der Krieger. Es herrschte eine klirrende Kälte, doch Bevans Männer ließen sich dadurch nicht von ihrem Treiben abhalten. Einige traten mit den Schwertern gegeneinander an, während andere mit Pfeil und Bogen auf Zielscheiben aus Stroh schossen. Bevan selbst ging zwischen seinen Leuten umher, gab hier einen Ratschlag, lobte dort und wirkte im Großen und Ganzen recht zufrieden.
    Nicht so Ewan, der von einem windgeschützten Platz an der Mauer aus zuschaute. Man konnte seiner Miene entnehmen, wie unglücklich er war, nicht zu den Männern zu gehören, die so fleißig übten. Genevieve wusste, dass er sich in die Waffenkammer begeben würde, wenn er sich sicher sein konnte, dort unbeobachtet zu sein. Dann würde er Stunde um Stunde allein seine Schrittfolgen ausführen. Der Junge tat ihr leid. Er gab sich solche Mühe, aber aus irgendeinem Grund konnte er sich nicht mit seinen Altersgenossen messen.
    Genevieve wünschte sich nur, dass er eines Tages sein Ziel erreichen würde. Sein Fleiß und sein

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