Mein irischer Held
Durchhaltevermögen sollten ihrer Ansicht nach wirklich belohnt werden.
Sie richtete den Blick wieder auf Bevan, der ihr heute verändert vorkam. Nach einer Weile wurde ihr klar, was anders war. Er bewegte sich mit größerer Energie als sonst, seine Schritte wirkten geradezu beschwingt, und wenn er ab und zu zum Schwert griff, um seinen Männern etwas zu zeigen, so kämpfte er nicht nur mit Kraft und Geschick, sondern mit Begeisterung.
Irgendwann bemerkte er, dass sie ihn beobachtete. Er legte das Schwert aus der Hand, nickte seinen Leuten zu und richtete den Blick auf Genevieve. Er hatte sein Haar mit einer Kordel zusammengebunden und trug die lederne Rüstung, die er bei den Übungen bevorzugte. Wie stark und männlich er aussah! Wie attraktiv! Unwillkürlich stellte Genevieve sich vor, wie sie seine muskulösen Arme, seinen kräftigen Brustkorb, seine schmalen Hüften und seine Oberschenkel streicheln würde. Ihr war, als lächele er zu ihr herüber. Und in diesem Moment war ihr, als könne sie seine Lippen schmecken.
Dann stand er plötzlich vor ihr. „Was gibt es?“, fragte er.
Sie errötete, als ihr bewusst wurde, woran sie gedacht hatte. „Nichts Besonderes“, sagte sie rasch. „Ich hatte noch ein bisschen Zeit, ehe ich in der Küche nach dem Rechten sehen muss. Du weißt ja, dass ich den Männern gern beim Kämpfen zuschaue.“
„Ich bin hier fertig“, stellte Bevan fest, „eigentlich könnte ich dich begleiten.“
Da er neben ihr ging, wollte Genevieve nach seiner Hand greifen. Aber er entzog sich ihr und beschleunigte seine Schritte. Verwirrt und verletzt durch diese Zurückweisung senkte sie den Kopf.
Als sie den Saal betraten, eilte eine Magd auf sie zu, die eine Schüssel voll mit warmem Wasser und ein Fläschchen mit Öl trug. Sie stellte alles vor Bevan ab, damit dieser sich die Füße waschen konnte. Er ließ sich auf einer Bank nieder und zog die Schuhe aus. Ehe er jedoch mit dem Waschen beginnen konnte, kniete Genevieve sich vor ihn hin und bat: „Lass mich das machen.“
Sie spürte, wie ihr Gemahl sich versteifte, als sie ihn berührte. Was sie nicht ahnte, war, dass er, seit sie die Hand nach ihm ausgestreckt hatte, befürchtete, sich vor Verlangen nach ihr zum Narren zu machen. Wie peinlich, wenn alle Welt sehen würde, wie sein Körper auf die erregende Nähe dieser Frau reagierte. Aber schlimmer noch war Bevans Sorge, dass er sich erneut von seinen Gefühlen, statt von seiner Vernunft leiten lassen könnte. Er hatte Angst vor der Liebe und dem Schmerz, den sie so oft im Gefolge hatte. Es war dumm gewesen, Fiona zu lieben. Und diese Dummheit wollte er nicht wiederholen. In seiner zweiten Ehe war kein Platz für solche Empfindungen. Aber wie kam es dann, dass er sich gegen Genevieves Anziehungskraft nicht zur Wehr setzen konnte?
Sie goss sich ein paar Tropfen Öl in die Handflächen und begann damit, seine Zehen zu massieren. Bevan zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Doch so sehr er sich auch bemühte, er musste sich unentwegt vorstellen, wie es sein würde, wenn diese betörende Frau wieder nackt und hingebungsvoll in seinen Armen lag.
Eine Ewigkeit schien zu vergehen, ehe Genevieve seine Füße abgetrocknet hatte und ihm die Schuhe wieder anzog. Dann richtete sie sich auf und schaute ihn forschend an. Ihre Augen verrieten, dass sie ihn genauso begehrte wie er sie. In diesem Moment vergaß er, was er sich vorgenommen hatte. Seine Beherrschung, die er so mühsam aufrechterhalten hatte, zerbrach. Er beugte sich vor und gab Genevieve einen leidenschaftlichen Kuss.
Atemlos ließen sie schließlich voneinander ab.„Komm!“ Bevan nahm Genevieve bei der Hand und zog sie zur Treppe. Er konnte es kaum erwarten, ihre Haut auf seiner zu spüren. Er wollte neben ihr liegen, unter ihr, auf ihr. Er wollte sie küssen und streicheln und ihren Körper ganz und gar besitzen.
Sie liefen die Stufen hinauf, rannten durch den Gang, rissen die Tür zu Bevans Schlafgemach auf und warfen sie gleich darauf hinter sich zu. Mit fliegenden Fingern entkleideten sie sich gegenseitig. Einander umschlungen haltend, ließen sie sich aufs Bett fallen, wo sie sich sofort küssten.
Plötzlich richtete sich Genevieve auf und starrte mit schreckensweiten Augen auf den Kaminsims. Dort lag ein goldener Haarreif, auf dem blaue Edelsteine glitzerten.
„Was ist das?“, fragte Bevan.
Genevieve zitterte. Offenbar war sie nicht in der Lage, ein Wort von sich zu geben. Erst als ihr Gemahl sie
Weitere Kostenlose Bücher