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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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bemerkte er, dass die Männer unsicher auf den Füßen wurden. Sie bewegten sich wie Betrunkene. Zwei von ihnen taumelten auf Ewan zu. Bevan kam dem Jungen zu Hilfe. Der hatte sich mit dem Rücken gegen die Mauer gelehnt und trat einen der Angreifer mit aller Kraft in den Magen, während sein Bruder dem anderen die mit Ketten gefesselten Fäuste ins Gesicht schlug.
    Wenig später war es MacEgan gelungen, das Schwert eines gestürzten Normannen an sich zu bringen. Ohne zu zögern, tötete er den Mann. In der Nähe der Leiter sank ein anderer zu Boden. Genevieve stand hinter ihm, ein Messer in der Hand haltend. Sie war weiß wie ein Leichentuch.
    Bevan warf ihr einen kurzen Blick zu. Zweifellos war es das erste Mal, dass sie einen Menschen getötet hatte. Sie sah so verängstigt aus, als rechnete sie damit, dass Gott sie als Strafe für ihre Sünde mit einem Blitz niederstrecken würde. Der Ire hingegen fürchtete die himmlische Gerechtigkeit seit Langem nicht mehr. Während der letzten zwei Jahre war sein Leben schrecklicher gewesen, als er sich die ewige Verdammnis je vorgestellt hatte. Ohne die geringsten Gewissensbisse erschlug er einen weiteren Wachmann. Jetzt hielt sich nur noch einer der Normannen aufrecht. Panik flammte in dessen Augen auf, und er wandte sich der Leiter zu.
    Bevan schlang die Ketten um den Hals des Flüchtenden. „Den Schlüssel!“, befahl er.
    Der Soldat stand wie erstarrt.
    „Wenn dir dein Leben lieb ist, tu, was ich dir sage.“
    Mit zitternden Fingern zeigte der Normanne auf einen der gefallenen Wachmänner. Jetzt bemerkte auch Bevan, dass am Gürtel des Toten ein metallener Ring befestigt war. Daran hingen mehrere Schlüssel.
    „Rasch!“
    Der Wachmann bückte sich, ohne dass Bevan ihn freigegeben hätte, löste den Ring und begann mit einem der Schlüssel am Schloss der Fesseln herumzuhantieren. Mit lautem Rasseln fielen die Ketten zu Boden, im nächsten Augenblick hielt Mac-Egan ein Schwert in der Hand. Die Spitze dieser Waffe auf das Herz des Normannen gerichtet, sagte er: „Jetzt befreie meinen Bruder.“
    Er gehorchte. Doch dann, kaum dass Ewan frei war, machte der Wachmann einen gewaltigen Satz in Richtung Leiter. Bevan schlug ihm die flache Seite des Schwertes auf den Kopf. Mit ei nem Stöhnen sank der Normanne zu Boden.
    „Ihr habt ihn nicht getötet“, murmelte Genevieve, die noch immer sehr blass war.
    „Ich habe ihm das Leben versprochen.“ MacEgan wandte sich seinem Bruder zu. „Hol unsere Waffen und befreie unsere Leute. Sie sollen den anderen Bescheid geben und so schnell wie möglich nach Laochre zurückkehren.“
    Ewan verschwand, und Bevan fand endlich Zeit, sich um Genevieve zu kümmern. Sie stand gegen die Wand gelehnt und hatte eine Hand schützend auf die Rippen gelegt.
    „Ihr seid verletzt?“
    „Es ist nichts. Erlaubt mir, mich um Eure Wunde zu kümmern. Eure Schulter blutet heftig.“
    „Dafür ist jetzt keine Zeit.“ Obwohl der Blutverlust und die Schmerzen ihm zu schaffen machten, wusste er, dass er sich keine tödliche Verletzung zugezogen hatte. „Ich muss fort. Begleitet Ihr mich?“
    Tränen standen in ihren Augen, als sie jetzt zu Hugh hinsah. „Lebt er noch?“
    „Ja.“
    „Dann kann ich nicht mehr hier sein.“
    Ewan kam zurück, beladen mit zwei Bogen, Pfeilen und zwei Schwertern, die für seine schmächtige Gestalt viel zu groß und zu schwer wirkten. „Die Männer sind im Begriff, die Burg durch den Gang zu verlassen.“
    „Gut.“ Bevan nahm ein Schwert, ehe er sich erneut an Genevieve wandte. „Es steht Euch frei, mit uns zu kommen.“
    Sie warf einen letzten furchtsamen Blick auf den am Boden ausgestreckt liegenden Hugh. „Ich gehe mit Euch. Auf Rionallís kann ich nicht bleiben.“
    MacEgan führte sie zu der Vorratskammer, von der aus der unterirdische Gang begann. Die schlechte Luft machte ihr, der nach wie vor jeder Atemzug Schmerzen bereitete, zu schaffen. Auch das rasche Gehen in gebückter Haltung fiel ihr schwer. Doch sie beklagte sich nicht. Endlich traten sie in die frische Nachtluft hinaus, Kälte schlug ihnen ins Gesicht. Obwohl Genevieve daran gedacht hatte, einen Umhang mitzunehmen, begann sie zu zittern.
    Bevan reichte ihr die Hand, und sogleich wurde sie ruhiger. Sie ahnte nicht, was in ihm vorging. Genau wie sein Bruder hatte er während ihrer gemeinsamen Flucht kein Wort gesprochen.
    Doch in Gedanken plante er jeden weiteren Schritt. Er wusste, dass es ein Fehler gewesen war, der jungen Lady seine Hilfe

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