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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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hatte, um – wie er sagte – anderen Pflichten nachzugehen, bemühte sie sich in ihrer Kemenate, das, was er ihr beigebracht hatte, weiter einzuüben.
    Einmal trat sie ans Fenster und sah im schwindenden Licht, dass er draußen bei den Soldaten war und sich mit ihnen im Schwertkampf maß. Er war so schnell, kraftvoll und geschickt, dass sie nur darüber staunen konnte, wie rasch er sich von seiner Schulterverletzung erholt hatte. Ein paar Minuten lang verfolgte Genevieve voller Bewunderung jede seiner Bewegungen.
    Als sie sich zum Abendessen im Burgsaal trafen, fragte sie ihn: „Wer hat Euch als Knabe in den verschiedenen Kampftechniken unterrichtet?“
    „Der wichtigste Lehrer für meine Brüder und mich war unser Vater.“
    „Er muss ein guter Lehrmeister gewesen sein. Ihr seid sehr geschickt.“ Sie zögerte, ehe sie leise hinzusetzte: „Schmerzt Eure Schulter gar nicht mehr?“
    „Doch, aber die Wunde behindert mich nicht weiter, und bald werde ich sie ganz vergessen haben.“ Er warf Genevieve einen kurzen Blick zu. „Bereitet Euch auf die Abreise vor. Morgen früh machen wir uns auf nach Dun Laoghaire.“
    „Warum nehmen wir nicht von hier aus ein Schiff? Wir müssen das Meer sowieso überqueren, wenn wir nach England wollen. Setzen wir uns nicht unnötigen Gefahren aus, wenn wir über Land reisen?“
    „Nein. Strongbow besitzt mehrere Schiffe, seine Soldaten kontrollieren die Küstengewässer.“
    „Oh!“ Das war ihr nicht bewusst. Natürlich hatte sie von Strongbow gehört, dessen richtiger Name Richard Fitz Gilbert de Clare war. Vor etwa zwei Jahren hatte er dem vertriebenen irischen König Diarmuid Mac Murrough geholfen, sein Reich zurückzuerobern. Seine Männer hatten damals Hunderte von Iren umgebracht. Er galt als ein erbarmungsloser Kämpfer und großer Stratege. Wenn er tatsächlich das Meer in Küstennähe kontrollierte, dann war die Reise über Land wirklich ungefährlicher.
    „Ich dachte, Strongbow habe an Einfluss verloren“, überlegte sie laut, „seit er Mac Murroughs Tochter geheiratet und sich mit seinen ehrgeizigen Plänen das Misstrauen König Henrys zugezogen hat. Mein Vater erwähnte, dass der König ihm den Auftrag erteilt hätte, ein Auge auf Strongbow zu haben.“
    „Es ist nicht leicht, einen Mann wie ihn in Schach zu halten“, bemerkte Bevan.
    „Wie viele von Euren Männern werden uns auf der Reise begleiten?“
    „Genug.“
    Das war eine nicht gerade zufriedenstellende Antwort. „Wie viele?“, wiederholte Genevieve.
    „Genug.“ Bevans Stimme klang ungeduldig. „Meine Soldaten zählen zu den besten Kriegern Irlands. Es ist ausgeschlossen, dass Hugh und seine Leute sie überwinden.“
    „Es ist Euch und Euren Leuten nicht gelungen, Rionallís zu erobern“, gab Genevieve zu bedenken.
    „Ich habe ausreichend Männer, um Euch unbeschadet nach England zu bringen.“ MacEgan war jetzt sichtlich erzürnt.
    Doch Genevieve ließ sich nicht einschüchtern. „Unter den gegebenen Umständen ziehe ich es vor, hier zu bleiben, bis mein Vater kommt, um mich zu holen.“
    Aus blitzenden Augen starrte Bevan sie an. „Ihr glaubt also, ich sei nicht in der Lage, Euch zu beschützen?“
    Sie zögerte, überlegte sorgfältig, welche Worte sie wählte. „Ihr habt mir geholfen, Hugh zu entkommen. Dafür bin ich Euch dankbar. Auch weiß ich, dass ich hier sicher bin. Von dieser Insel aus kann man jeden Feind, der sich ihr nähert, rechtzeitig sehen. Deshalb würde ich gern an diesem Ort die Ankunft meines Vaters abwarten.“
    „Ich habe Euch doch schon gesagt, dass Normannen keinesfalls nach Ennisleigh kommen dürfen. Ich lasse das nicht zu.“
    „Mein Vater würde keine Gefahr für Euch und Eure Leute darstellen. Im Gegenteil, er würde Euch belohnen, weil Ihr mir geholfen habt.“
    „Er würde mich belohnen? Wie?“ Sanfter Spott sprach aus Bevans Worten. „Indem er mir Rionallís zurückgibt?“
    Genevieve schüttelte den Kopf. „Ihr wisst, dass das unmöglich ist.“
    „Dann ist es Euch wohl gleichgültig, wenn ich mit Waffengewalt um mein Eigentum kämpfe und dabei den Normannen Schaden zufüge?“
    „Das würdet Ihr nicht tun!“
    Er trat einen Schritt auf sie zu. „Was sonst sollte ich machen?“ Plötzlich wirkte er sehr bedrohlich. „Auf mein Recht verzichten? Die irischen Familien, die den zu Rionallís gehörenden Boden bestellen, im Stich lassen?“
    Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten. Ihr war klar, dass er versuchte, sie zu einem Eingeständnis zu

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