Mein irischer Held
beschäftigt, sich in den verschiedenen Kampfarten zu verbessern. Eine Frau schaute ihnen dabei zu. Genevieve!
Als sie ihn bemerkte, leuchteten ihre Augen auf. Lächelnd begrüßte sie ihn. „Guten Tag, Lord MacEgan.“
„Bevan“, korrigierte er sie. „Anders als die Normannen legen wir Iren keinen Wert darauf, mit unserem Titel angesprochen zu werden.“
„Ich werde in Zukunft daran denken, Bevan.“ Sie wandte den Blick wieder den Kriegern zu. „Üben sie jeden Tag?“
„Im Allgemeinen ja. Unsere Leute gehören zu den besten Kämpfern Irlands.“
Ein Windstoß fegte über den Platz, und Genevieve erschauderte. „Glaubt Ihr, sie wären bereit, mir etwas von ihrer Kunst beizubringen?“
„Ihr wollt lernen, eine Waffe zu führen?“ Er war verwirrt.
„Ja. Und ich wüsste auch gern, wie ich mich mit bloßen Händen verteidigen kann.“
„Aber warum?“
„Wenn mich je wieder ein Mann bedrohen sollte, dann möchte ich mich wehren können.“
Mit gerunzelter Stirn musterte er ihr Gesicht. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Kommt mit ins Haus. Es ist kalt hier.“
Bittend legte sie ihm die Hand auf den Arm. „Es ist mir ernst. Ich möchte kämpfen lernen.“
„Das braucht Ihr nicht. Ihr befindet Euch in Sicherheit. Niemand wird Euch hier belästigen oder Euch Schmerzen zufügen.“
„Ihr versteht nicht!“ Ihre Augen hatten einen gehetzten Aus druck angenommen. „Ich möchte sicher sein, dass ich mich nie wieder so hilflos fühlen muss. Es war schrecklich, all diese Demütigungen zu ertragen, weil ich zu schwach war, mich zu verteidigen.“
Er bemerkte, dass sie den Tränen nahe war. Aber er wusste nicht, was er sagen sollte. Seine Gedanken waren zu Fiona gewandert. Wäre sie noch am Leben, wenn er ihr beigebracht hätte, wie man kämpft?
Schließlich kam er zu einem Entschluss. Es war ihm nicht gelungen, Fiona vor den Normannen zu retten. Aber vielleicht würde es ihm tatsächlich gelingen, Genevieve beizubringen, wie sie sich vor ihren Feinden schützen konnte.
„Gut, ich werde Euch unterrichten“, versprach er. Er würde dadurch einen oder zwei Tage verlieren, aber jetzt war es sowieso zu spät, um noch aufzubrechen. Sie würden sich eben später als geplant auf den Weg nach England, nach Dun Laoghaire machen.
„Danke.“ Ein zaghaftes Lächeln umspielte ihre Lippen.„Wann wollen wir beginnen?“
4. KAPITEL
Im großen Saal der Burg gab Bevan Genevieve die erste Unterrichtsstunde. Sie standen einander gegenüber, die Normannin schaute nach unten. Bevan fasste ihr leicht unters Kinn und hob ihren Kopf, bis ihre Blicke sich trafen.
„Nie dürft Ihr die erste Regel beim Kämpfen vergessen“, sagte er. „Und diese heißt: Lasst Euren Feind niemals aus den Augen.“
Sie gehorchte und beobachtete ihn, als er begann, sich zu bewegen. Wieder fiel ihr auf, wie attraktiv sein Gesicht trotz der Narben war, wie männlich und sinnlich sein Mund wirkte und wie fest und unbeugsam der Ausdruck seiner grünen Augen war.
„Ihr dürft im Kampf nicht fair sein. Ihr könnt Euch nur dann erfolgreich verteidigen, wenn Ihr die schwachen Stellen Eures Gegners trefft. Das wären bei einem Mann die Augen, sein Hals oder der Bereich seines Schritts.“
Sie errötete. Einen Moment lang hatte sie seine Hüften und Oberschenkel angeschaut. Dann fiel ihr ein, wie seine Haut sich in jenen Stunden angefühlt hatte, als sie im Bett an seiner Seite gelegen hatte, um ihn zu beruhigen und um selbst Schutz vor der Kälte zu finden. Sie fühlte, wie ihr heiß wurde. Die Erinnerung hatte eine Sehnsucht in ihr geweckt, die aber durch Furcht getrübt wurde. Genevieve konnte nicht vergessen, wie Hugh sich ihr gegenüber verhalten hatte.
Jetzt trat MacEgan hinter sie und umfasste ihre Schultern. Verlangen flackerte in ihr auf, unerwünscht und bedrohlich. Sie musste sich zwingen, ruhig zu bleiben.
„Wenn ein Mann Euch von hinten festhält“, sagte er, „dann werft Euren Kopf mit aller Kraft zurück. Mit etwas Glück zertrümmert Ihr ihm so die Nase. Dann wird er Euch wahrscheinlich freigeben.“
Sie bemühte sich, ihre Konzentration ganz auf den Unterricht zu lenken. „Was kann ich tun, wenn mein Gegner ein Messer hat?“
„Es ist nicht leicht, sich gegen einen bewaffneten Feind durchzusetzen. Aber es gibt gewisse Möglichkeiten. Probieren wir es aus.“ Er trat wieder vor sie und drehte ihr den Rücken zu. „Tut einmal so, als hieltet Ihr mir ein Messer an die Kehle.“
Sie gehorchte, verlor jedoch
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