Mein irischer Held
erzählt, dass diese Dame dich aus dem Teich gerettet hat.“
Das Kind schaute ihn aus großen Augen an, sagte aber nichts.
„Ich möchte Euch für Eure Hilfe danken“, fuhr Connor zu Genevieve gewandt fort.„Man findet selten eine Frau, die gleichzeitig so schön und so mutig ist.“
Sie errötete. Allerdings war es weniger das Kompliment, das sie verwirrte, als Connors charmantes Lächeln. Diese MacEgan-Brüder waren alle geradezu erschreckend attraktiv.
„Mein Bruder steht im Ruf, ein Frauenheld zu sein“, hörte sie plötzlich Bevans Stimme hinter sich. „Gebt also Acht auf Euch. Man sagt, er habe schon viele Herzen gebrochen.“
„Guten Morgen, Bevan. Seht nur, wie gut es unserem kleinen Patienten geht“, sagte sie ausweichend.
Connor beugte sich zu Genevieve hinunter. „Hat Bevan etwa ein Auge auf Euch geworfen? Ich wäre in der Stimmung, mit ihm um Euch zu kämpfen.“
„Unsinn“, sagten Genevieve und Bevan wie aus einem Munde. Und Letzterer fügte hinzu: „Berichte lieber, ob deine Mission erfolgreich war.“
„Wir konnten drei Männer aus dem Kerker von Rionallís befreien. Einer von deinen Soldaten soll gestorben sein. Und über das Schicksal eines weiteren konnten die anderen keine Auskunft geben. Er scheint eines Nachts einfach verschwunden zu sein.“
„Marstowe und seine Leute haben euch nicht entdeckt?“
„Marstowe selbst war gar nicht da. Es hieß, er sei auf der Suche nach dieser schönen Dame.“ Er warf Genevieve einen weiteren bewundernden Blick zu.
Sie war blass geworden. Hugh hatte also noch nicht aufgegeben. Bis wohin würde er ihre Verfolgung aufnehmen, um sie zurückzuholen? Und wie weit würde er gehen?
„Ich nehme an, er weiß inzwischen, dass sie hier ist“, stellte Bevan fest.
„Ja. Aber ihm ist wohl auch klar, dass es sinnlos wäre, Laochre anzugreifen.“
Diese Feststellung beruhigte Genevieve nur bedingt. Sie wuss te, dass Hugh nicht davor zurückschrecken würde, zu unfairen Mitteln zu greifen. Deshalb war sie auch in Patricks Burg nicht wirklich sicher.
„Es ist Declans Vater, der aus dem Kerker verschwunden ist“, sagte Connor in diesem Moment.
Bevan öffnete den Mund, doch Connor gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er noch nicht fertig war mit dem, was er sagen wollte. „Ich habe erfahren, dass er letzte Nacht hier war. Jetzt aber ist er nirgends zu finden. Irgendetwas ist da nicht in Ordnung. Einer seiner Freunde erwähnte, dass Marstowe angeblich Declans Mutter gefangen hält. Die haben wir allerdings nicht auf Rionallís gefunden.“
Genevieve zog den Kleinen fester an sich und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Das arme Kind! Hugh würde kein Mitleid mit seiner Mutter haben. Und für das Verhalten des Vaters gab es eigentlich nur eine Erklärung: Er hatte dem Druck nicht standhalten können und war zum Verräter geworden.
Bevan schien zu dem gleichen Schluss gekommen zu sein. „Wir müssen die Mutter retten und den Vater finden“, erklärte er.
„Ich werde mich darum kümmern“, versprach Connor. „Du wirst ja keine Möglichkeit dazu haben, da du nach Tara reist.“
„Ich wäre beruhigt, wenn du auch für Genevieves Sicherheit sorgen würdest.“
„Natürlich!“ Connor zog einen Stechpalmenzweig mit roten Beeren aus der Tasche seines Überwurfs. „Für Euch, meine Schöne.“ Er hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken. Dann wandte er sich seinem Bruder zu. „Ich verspreche, dass ich gut auf sie Acht geben werde.“
Genevieves Augen blitzten zornig auf. Connors Art gefiel ihr inzwischen gar nicht mehr. Irgendwie erinnerte er sie an Hugh, der sie anfangs mit ähnlichen Worten und Gesten umworben hatte. Selbst äußerlich hatten die beiden eine gewisse Gemeinsamkeit. Jedenfalls fühlte sie sich in der Gegenwart dieses blonden Iren äußerst unwohl. Sie erhob sich, setzte sich den Jungen auf die Hüfte und verließ mit einem kurzen Nicken in Richtung der beiden Männer die Kammer.
Als sie den Flur hinunterging, wandte das Kind auf einmal den Kopf und begann zu zappeln.
„Was ist los, Kleiner?“, fragte sie. Aber statt zu antworten, begann der Junge zu weinen. Genevieve hatte das unbestimmte Ge fühl, dass eine Gefahr drohte. Sie schaute sich um, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. „Alles wird gut, Declan“, tröstete sie den Jungen. „Wenn du erst ein bisschen geschlafen hast, wirst du kein Fieber mehr haben. Und dann wirst du dich gleich viel besser fühlen.“
Sie bog in den Gang ein, an dem
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