Mein irischer Held
ihre Kemenate lag, als sie hinter sich Schritte hörte. Beunruhigt wandte sie sich um. „Isabel!“
„Wie schön, dass ich Euch hier finde, Genevieve. Ich wollte Euch um Hilfe bitten.“ Sie wies hinter sich, mehrere Frauen mit Körben voller Immergrün warteten dort. „Wir wollen den Saal schmücken, denn bald feiern wir Alban Arthuan.“
Genevieve hatte bereits von dem keltischen Fest zur Wintersonnenwende gehört, und es freute sie, dass Isabel sie in die Vorbereitungen zu den Festlichkeiten einbeziehen wollte. Aber sie würde Declan nicht allein lassen.
Isabel warf dem Kind einen liebevollen Blick zu, so, als habe sie Genevieves Gedanken erraten. „Siorcha hat angeboten, sich um den Jungen zu kümmern. Sie hat Enkelkinder in seinem Alter, zudem ist sie eine Heilerin. Bei ihr wird er gut aufgehoben sein.“
Eine alte Frau trat vor, sagte einige freundliche Worte zu dem Knaben, und sogleich strecke er ihr die Arme entgegen. Genevieve lächelte den beiden zu, dann nahm sie den Korb entgegen, den Isabel ihr reichte.
„Alban Arthuan“, erklärte Bevans Schwägerin der Normannin, „wird bei uns nach alter Sitte gefeiert. Ich bin sicher, es wird Euch gefallen.“
„Bestimmt“, erwiderte Genevieve. Tief in ihrem Herzen jedoch fühlte sie sich seit dem Gespräch mit Connor und Bevan unsicher und bedrückt. Sie mochte Connor nicht, und Bevan würde bald fortgehen, um sich auf Tara mit dem irischen Hochkönig und wohl auch mit König Henry zu treffen. Bisher hatte er ihr durch nichts zu verstehen gegeben, dass er bereit war, ihren Vorschlag bezüglich der Eheschließung auch nur in Erwägung zu ziehen.
Plötzlich wurde ihr klar, dass sie es unerträglich fand, dass andere über ihr Schicksal entschieden. Vielleicht, dachte sie, sollte sie selbst nach Tara gehen, um mit ihrem Vater über ihre Wünsche zu reden und, wenn nötig, König Henry um Unterstützung zu bitten.
7. KAPITEL
Genevieve war überrascht, wie gut ihr das Alban-Arthuan-Fest gefiel. Die warmen Flammen in den beiden offenen Kaminen des Saals, die unzähligen flackernden Kerzen, die Girlanden aus Immergrün und die fröhlichen Stimmen der feiernden Menschen erinnerten sie an daheim und gaben ihr ein Gefühl der Sicherheit, fast glaubte sie, sie würde dazugehören.
Connor benahm sich charmant, aber nicht aufdringlich, und die Antipathie, die sie ihm gegenüber anfangs empfunden hatte, ließ nach. Einmal, als er ihr ein paar Köstlichkeiten von dem riesigen mit den unterschiedlichsten Gerichten vollgestellten Tisch brachte, sagte er: „Es ist schön, Euch lächeln zu sehen.“
Und sie antwortete ihm: „In letzter Zeit gab es wenig, über das ich hätte lächeln können. Aber hier, bei Eurer Familie, fühle ich mich wohl.“
„Ja, meine Brüder sind gute Menschen. Sie beschützen jene, die in Not sind.“
Diese Bemerkung rief ihr den kleinen Jungen in Erinnerung, der sich, soweit sie wusste, noch immer in Siorchas Obhut befand. „Hat irgendwer inzwischen etwas über das Schicksal von Declans Eltern in Erfahrung gebracht?“, erkundigte sie sich.
„Gleich morgen früh werde ich mich auf die Suche nach dem Vater machen; auch will ich etwas über den Verbleib der Mutter in Erfahrung bringen“, erwiderte Connor. „Jetzt allerdings möchte ich feiern.“
Bevan scheint sich nichts aus Festen zu machen, hätte sie beinahe gesagt. Doch sie biss sich auf die Lippen und schaute sich noch einmal im Saal um. Vielleicht hatte sie ihn ja bloß noch nicht bemerkt? Aber er war nirgends zu sehen. Und wie bereits zuvor kam in Genevieve der Verdacht auf, dass er ihr aus dem Weg ging.
„Möchtet Ihr, dass ich Euch allein lasse?“, fragte Connor sie in diesem Moment. „Es ist offensichtlich, dass Ihr mit Euren Gedanken woanders seid.“
„Verzeiht mir. Ich wollte Euch nicht kränken.“
Er lächelte. „Ihr könnt alles wiedergutmachen, wenn Ihr mit mir tanzt.“ Damit ergriff er ihre Hände.
Sie lauschte der fröhlichen Musik, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich möchte lieber nur zuhören.“
„Gut.“ Mit einer beschützenden Geste legte er ihr die Hand um die Schultern.
Ihr erster Gedanke war, sich loszureißen. Aber tatsächlich hatte Connor nichts getan, was sie ihm hätte zum Vorwurf machen können. Also blieb sie reglos stehen und konzentrierte sich auf die schöne Melodie.
Nach einer Weile gingen die Musikanten zu einem schnelleren Rhythmus über. Die Menschen auf der Tanzfläche bildeten einen Kreis, fassten sich bei den Händen
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