Mein ist dein Herz
ließen jedenfalls ein Gruppen-»Oh!« verlauten. Wahrscheinlich, weil sie das ebenfalls sooooo süß fanden.
Alle nachfolgenden Drinks hätte ich besser nicht in mich hineingekippt ...
Nein, ich habe mir nicht die Seele aus dem Leib gekotzt. Auch wurde ich nicht mehr handgreiflich. Im Gegenteil summte ich von da an die Melodie von ›Love is in the Air‹, tanzte völlig aus dem Takt und flüsterte Sean an die fünf Mal zu, dass ich ihm am liebsten gleich hier die Kleider vom Leib reißen würde. Er schaute auch zu gut aus! Blue Jeans, dunkles Hemd und ein strahlendes Lächeln, das den Glanz seiner im Licht der Disko scheinbar stahlgrauen Augen unterstrich. Jene Worte registrierte er mit einem Lächeln, meine Finger hingegen, die immer wieder ein Schlupfloch suchten, um seine strammen Pobacken anzufassen, wurden mittels eines strengen Blickes vom Vorhaben abgebracht.
Hilft alles nichts!
Nachdem uns der arme Jonas, der sich unser Benehmen den ganzen Abend hat reinziehen dürfen, zu mir nach Hause gebracht und schnell verabschiedet hatte, landeten wir keine Minute später im Bett. In voller Bekleidung, welche aber gleichfalls unsere Hast kennengelernt hat und zum Teil dran glauben musste. Armes Spitzenhöschen ...
Und dann ... daaaaann zeigte mir Sean, was er für ›stressabbauenden Sex‹ hält. Als ob sein Leben davon abhängig wäre, verführte er mich immer und immer wieder. Ich erinnere mich daran, dass er mich nicht nur äußerlich und auf dem normalen Wege innerlich mit Liebkosungen überschüttet hat. Es war auch mein gesamtes Denkvermögen, das sich von seinen Worten geliebt fühlte.
Tatsächlich war es die Nacht, die mir deutlich gezeigt hat, was es bedeutet, geliebt zu werden, denn das war ich! Von Sean und aus dem ganzen Herzen.
Ich habe mir damals nichts dabei gedacht ... die Besonderheit des Momentes nicht erkannt. Nun aber weiß ich, dass ich viel lieber im vollen Bewusstsein dabei gewesen wäre ...
Das erste Treffen zwischen meiner Mutter und Sean verlief besser, als von mir ausgemalt. Sie verstanden sich auf Anhieb prächtig. Und dadurch, dass Tyler sich dermaßen blöd verhalten hat, war die Gefahr gebannt, dass Mum von der schrägen Situation Wind bekam, in der wir drei - Sean, ich und Tyler - feststeckten. Es gab sogar eine Zeitlang so etwas wie Normalität.
Tyler musste ich zwar immer noch alle paar Tage einmal besuchen, verhielt mich ihm gegenüber jedoch sehr distanziert und versuchte in den dabei geführten Gesprächen dahinter zu kommen, was mit ihm los war. Seine Ausraster wiederholten sich ebenfalls immer öfter, allerdings nahm ich sie bald schon nicht mehr persönlich. Es schien sogar, als ob er gegen etwas ankämpfen würde, was in den tiefsten Tiefen seines Unterbewusstseins haust.
Im Großen und Ganzen sah ich irgendeine Entwicklung, die niemanden verschont hat. Ich wurde zunehmend ruhiger, obwohl Sean mich dazu brachte, mit dem Rauchen aufzuhören. Tyler wurde lauter, auch wenn ich ihm mittlerweile egal sein musste, so wenig, wie wir miteinander zu tun hatten. Und Sean ... tja ... der wurde eindringlicher. Anders ausgedrückt, setze er sich in den Kopf meine angeschlagenen Nerven zu heilen, den - in seinen Augen vernachlässigten - Appetit anzustacheln und mein Selbstwertgefühl aufzubauen.
Was mir zunächst wie ein Wunder vorkam, weil ich tatsächlich ein paar Kilos zugenommen habe und von da an viel intensiver auf alles Schöne reagierte, stelle sich schon bald als eine natürliche Sache heraus. Hier kommt auch der Witz: Mein Freund hat mir, zwei Monate nach der Hochzeit seines Bruders, ganz feierlich mitgeteilt, dass ich schwanger bin. Kann sich einer ausmalen, wie verwundert ich war?
Dies war dann auch der Tag, an dem sich meine ganze Weltansicht umgekrempelt hat. Sean hingegen hat die Tatsache, dass wir ein Baby bekommen, noch viel besser aufgenommen, als ich.
Obwohl die Tage erfüllt waren mit Arbeit und den Gedanken, die sich immer wieder auf meine nunmehr überhaupt nicht mehr leere Mitte konzentrierten, flog die Zeit nur so dahin.
Da mein Bauch sich nur unwesentlich veränderte, konnten wir diese Neuigkeit vorerst für uns behalten. Dennoch dauerte es nicht lange, bis Tyler anfing mich damit zu piesacken, dass ich weniger fressen sollte, weil ich ihn schon an den Pummeluf erinnere. Ganz ehrlich? Keine Ahnung, wer oder was damit gemeint war, aber das war mir auch sowas von egal! Die Schwangerschaft, Seans rührender Umgang mit mir und dem wie bereits erwähnt
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