Mein ist dein Herz
nicht vorhanden ›Bauchi‹ und nicht zuletzt die Tatsache, dass die Myome keine Chance hatte und dem Baby ihren Platz überlassen hat, machte alles andere zur Nebensächlichkeit.
Nun warten wir den richtigen Moment ab und besuchen unsere frischgebackene Mummy zunächst im Krankenhaus und ein paar Tage darauf sogar bei ihnen Zuhause. Der kleine Daniel - ihr süßer, sieben Pfund schwerer, blauäugiger Schatz - wird zum Mittelpunkt unser aller Aufmerksamkeit. Seans Eltern kriegen gar nicht genug von ihm und streiten sich bereits um den Nanny-Posten, den sie irgendwann beziehen wollen.
Kurzum, ich führe, abgesehen von ein paar kleinen Mäkeln, ein Bilderbuchleben, lege fleißig Geld beiseite und besuche klammheimlich etliche Elternportale, wo ich tolle Ratschläge für die Zukunft finde.
Und es hätte sicherlich noch ewig so weitergehen können, zumal ich nun so nahe dran war, Sean zu lieben, wie keinen Augenblick zuvor, jedoch ist das nicht nach dem ›Janessa-Bears-Prinzip‹. Das besagt nämlich, dass sie es, Gott behüte, niemals leicht haben wird.
K urz nach Schichtende gehe ich mit einem Lächeln auf den Lippen in Richtung der Umkleide und freue mich darauf, Sean mitzuteilen, dass das sanfte Flattern in meinem Bauch - erstmals habe ich dies vor zwei Tagen erlebt - hundertprozentig die Bewegungen unseres Babys sind. Da baut sich Tyler vor mir auf. Tiefe Schatten liegen unter seinen Augen, die Wangen sind leicht eingefallen, der Blick wild und die Haare zerzaust.
»Wo geht es denn hin, Jane?«, fragt er mit gedämpfter Stimme und hält mich dabei am Oberarm fest.
»Nach Hause«, antworte ich, nur zum Teil wahrheitsgemäß, weil ich eigentlich direkt zu den Wildmanns fahren will. Dies ist jedoch mittlerweile genauso ein Heim für mich, wie meine eigene Wohnung.
»Ich komme mit!«, erklärt er. Diese Worte klingen so, als ob sie keinen Widerspruch dulden würden.
»Das tust du nicht! Überhaupt sehe ich keinen Sinn darin, dass du dich mit mir triffst. Leb doch endlich dein Leben, Tyler!«
»Sag du mir nicht, was ich zu tun habe. Dies machen schon genug Leute!«, knurrt er. »Du hast anscheinend ohne mich Langeweile und stopfst deswegen zu viele Chips in dich hinein, so fett, wie du bist«, bemerkt er abfällig und rammt mir dabei seinen Finger in den Bauch. Eine sehr unangenehme Geste, die ich sofort unterbinde und ihm dabei beinahe denselbigen Finger breche.
»Was willst du denn noch von mir, wo ich dir doch so gar nicht mehr gefalle? Du sagst es selbst: Ich bin fett, nicht mehr blond und auch nicht sonderlich daran interessiert, deine Zeit in Anspruch zu nehmen.«
»Nenn mir auch nur einen Grund, warum du alle drei Punkte nicht umgehend ändern solltest?«
Mein Baby, du Arsch! , schreie ich ihn in Gedanken an. In der Wirklichkeit zucke ich lediglich mit den Schultern und versuche an ihm vorbeizugehen.
Dummer Fehler, wie ich einen Sekundenbruchteil später, feststelle. Er ergreift mich an der Taille und hebt mich an meiner Mitte hoch. Ich habe mit einem Mal so eine Angst um meinen Bauch, dass ich wild aufschreie. Meine Hände zu Fäusten geballt, greife ich ihn erstmals mit meiner gesamten Wut an. Einer Furie gleich!
»Fass mich nie wieder an, Arschloch! Du bist doch so ein egoistischer Hornochse, das glaubt man gar nicht!« Selbst mein ESD-Koffer bekommt seinen Einsatz. »Idiot!«, werfe ich ihm samt dem an den Kopf. Tyler schaut mich an, das Gesicht zu einer verblüfften Grimasse verzogen, während ich ins Innere des kleinen Raumes flüchte, in dem es stark nach Schweiß und Deo riecht.
Ein dumpfer Schmerz klopft aus meiner Mitte heraus, der mir den Panikschweiß auf die Stirn treibt. Ich versuche aber zur Ruhe zu kommen und sage mir immer wieder, dass das Baby wohlbehütet ist. Allerdings entspanne ich mich erst in dem Augenblick, als Sean mir aus dem Auto hilft und ganz sachte in seine Arme nimmt.
»Ihr habt mir gefehlt!«, flüstert er an meine Lippen und streichelt dabei mit den Fingerknöcheln entlang meiner Bauchdecke.
»Und du uns ...«, versichere ich ihm.
Obwohl die Temperaturen stetig nach oben klettern und der Schnee - sofern welcher fällt - nicht mehr liegenbleibt, stiehlt sich grässlich feuchte Kälte unter meine kurze Jacke und ich erzittere.
Sean wärmt mich sofort, indem er mir über die Oberarme reibt und kommandiert mich ins Haus, als ihm klar wird, dass das nichts bringt. Ich trotte ergeben hinterher, weil ich mich nicht traue, ihm zu sagen, dass es nicht nur das Wetter
Weitere Kostenlose Bücher