Mein ist dein Herz
Männertoilette, sondern aus dem Babywickelraum.
Mit wem sie wohl redet?
Es gibt niemanden, der diesen Raum benutzen müsste, weil der kleinste Knirps, den ich heute gesehen habe, circa fünf Jahre alt ist ...
Mir behagt es nicht, dennoch bleibe ich an der Tür stehen, belausche ihr einseitiges Gespräch und spüre, wie mir wenige Minuten später graue Haare wachsen. Anhand der Gesprächsfetzen, die ich aufschnappen kann, vermute ich ganz stark, dass Jane alleine dort drinnen ist und telefoniert. Nur dass das kein normales Telefonat ist! Jedenfalls nicht im Sinne von: »Ja ich bin gut angekommen und die Hochzeit ist toll!« Es ist der typische: »Nein Tyler!«, »Ja Tyler!« »Lass mich in Ruhe!« und »Bitte hör auf zu schreien« Diskurs.
Meine Hand ballt sich so lange zur Faust, bis meine schmerzenden Sehnen die Überdehnung ankündigen. Erst dann entspanne ich sie wieder und vollführe dasselbe Prozedere mit meinem Kiefer.
Ich hätte wissen, spüren oder geringstenfalls ahnen müssen, dass Tyler tatsächlich für ihr Verhalten verantwortlich ist. Aber ich Naivling habe mich darauf verlassen, dass sie einen endgültigen Schlussstrich unter diese Angelegenheit gezogen hatte, und glaubte ihrer Aussage, sie hätte einfach nichts zum Anziehen gefunden.
Nun schlucke ich hart und schwanke in Gedanken zwischen drei Optionen: Hier zu bleiben und einen Streit anzufangen. Zurückzugehen und so zu tun, als ob nichts wäre. Oder aber mich auf eine der Treppenstufen, die nach oben führen, zu setzen, und auf einer Aussprache zu bestehen, sobald sie rauskommt.
Aufgrund meiner Gefühlslage und dem Umstand, dass ich das nicht mehr ertragen kann, müsste es die erste oder letzte Möglichkeit sein. Es wird aber wohl oder übel darauf herauslaufen, dass ich ihr einen zweiten Streit schlicht und ergreifend nicht mehr zumuten werde. Das Mädel hat sowieso einen harten Tag gehabt, wozu ihn noch schlimmer machen?
In jedem Fall dauert es auch gar nicht lang - oder aber ich nehme die Zeit aufgrund des Schocks nicht mehr richtig wahr - und schon stolpert Jane aus dem Raum. Wiedererwarten wirkt sie überhaupt nicht überrascht.
Zunächst wortlos lässt sie sich neben mir nieder, lehnt ihre Stirn gegen meine Schulter und verschränkt ihre Finger mit den meinen.
Erst einen langen, spannungsgeladenen Augenblick später, nimmt sie ganz tief Luft.
»Ich frage am besten gar nicht nach, wie viel du gehört hast. Ist auch ohne dem klar, dass du ganz genau weißt, wer mich angerufen hat ... Und ja ... Ich habe erneut Scheiße gebaut, Sean. Ich mach in letzter Zeit nichts anderes mehr, außer einen Fehler zum wiederholten Male zu begehen. Wenn du also möchtest, brauchst du nur zu nicken, und ich werde auf der Stelle hochgehen, in mein Auto steigen und diese Stadt verlassen ...«
»Was würde das bringen?«, frage ich und lache auf. Müde und mit einem Schuss Sarkasmus, aber dennoch nicht böse gemeint. »Selbst wenn du das Land verlässt und diesen Kontinent, bleibst du trotzdem in meinem Herzen, Jane! Du könntest es mir höchstens aus der Brust reißen, damit der Schmerz vergeht ...«
»Sag doch so etwas nicht!«, fleht sie. Ihre Stimme bekommt sogleich eine weinerliche Note und selbst an ihrer Haltung kann ich ablesen, dass sie kurz davor ist, in Tränen auszubrechen. »Du weißt ganz genau, dass die Situation anders ist, als sie scheint.«
»Wie ist sie denn?«, frage ich an erster Stelle, verstehe aber im selben Moment, dass diese Fragestellung als ein Angriff gewertet werden kann. Nicht ganz das, was ich anstrebe! »Darf ich eine ehrliche Antwort einfordern, die du mir ohne lange nachzudenken gibst?«
Sie zögert kurz, richtet sich dann im Sitzen auf und legt sich die Hände in den Schoß.
»Das wäre nur fair ...«
»Liegt es an dem, dass ich ein mittelloser Versager bin, dass du andauernd zu ihm zurückläufst?«
»Nein!«, sagt sie, noch bevor das letzte Wort dieses Satzes ausgesprochen ist. »Du bist kein Versager Sean, sondern ein wundervoller Mann, der das Leben jeder Frau auch ohne Geld bereichern könnte.«
Tolle Worte, jedoch absolut nutzlos für mich. Sie haben mir weder sie noch mein Glück gesichert.
»Der Grund würde mich schon interessieren. Allerdings glaube ich nicht, dass meine Vernunft deine Rückäußerung toleriert und Tyler meine darauffolgende Tat überlebt. Deswegen frage ich dich lieber, wie es weitergehen soll. Wie stellst du dir unsere Zukunft vor?«
»Mir wäre es am liebsten, ich könnte dir
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