Mein ist dein Herz
gehört aber keinesfalls in diese bunte Palette.
Klick.
Und schon lehne ich mich zurück und raufe mir die Haare.
Scheiße!
Doppelte Scheiße!
WTF? Warum ist dieses verdammte Leben so unfair?
»Die vierte ist es, oder?« , rät Helge. »Janessa Bears! Hätte ich mir auch gleich denken können ...!«
»Wie soll ich denn das jetzt verstehen?«
»Du hast gesagt, dass sie dein Date vermöbelt hat, weil sie dich für ihren Freund gehalten hat!?« , erklärt er.
»Ja!?«
»Nun, Tyler Dearing sollte dir doch ein Begriff sein, oder?«
»Fuck ...«
»Das kannst du laut sagen!«
»Jane ist seine Freundin?«
»Jop!«
»Aber wie ist das möglich?! Die soll doch voll die Stubenhockerin sein, ein kleines, eingeschüchtertes, graues Mäuschen.«
»Kennst du das Sprichwort ›Stille Wasser sind tief‹? Dies ist wohl ein klarer Fall von einem lebendigen Beweis dafür, dass diese dämlichen Sprüche gar nicht so dämlich sind.«
»Sind sie noch zusammen?«, frage ich, diese letzte Hoffnung ergreifend.
»Also abgesehen davon, dass Tyler ganz eindeutig einen an der Waffel hat und Janessa seit Jahren den Umgang mit allen Cliquen verbietet, habe ich nichts von einem Bruch gehört. Natürlich sieht man ihn immer in Begleitung von diversen jungen Damen, jedoch war das für Jane niemals Grund genug, um ihn zu verlassen.«
»Glaubst du, du schaffst es, an ihre Nummer zu kommen?«
»No Way, Wilder. Die wird strenger bewacht, als die Nummer der Bundeskanzlerin ...«
»Was mach ich jetzt?«
»Ich bin vielleicht der Falsche, um dir passende Ratschläge in ›Liebesdingen‹ zu erteilen, aber dennoch würde ich dir ans Herz legen, eine andere Kleine zu suchen, die du in die Horizontale beförderst. Jane ist nichts für dich ...«
»Und wie zum Kuckuck soll ich das jetzt wieder verstehen?«
»Dies ist eine kleine, frigide Spießerin, die mit ihren zarten siebzehn an den falschen Mann geraten ist und nun von vielen als ›Brett‹ bezeichnet wird. Also wenn du mich fragst, hast du ein ganz falsches Bild von ihr vermittelt bekommen. An der gibt es rein gar nichts Schönes! Im Bett eine Flaute, im Leben eine Mitläuferin!«
»Ich weiß nicht so recht ...«, bedenke ich.
»Viel Glück, Mann! Ich tauche nun wieder ab!«
»Danke!«
»Nichts für.«
Wie benommen lege ich den Hörer weg und starre noch eine geschlagene halbe Stunde das Bild an. Es zeigt Jane inmitten einer kleinen Gruppe von Engländern. Wir bezeichnen sie als Snobs und pflegen so gar keinen Kontakt zu ihnen, obwohl es die einzigen anderen Jugendlichen im Umkreis von einhundert Kilometern sind, die ihre Wurzeln in Großbritannien nehmen.
Sie steht in einer steifen Haltung mit einem ausdruckslosen Gesicht neben Tyler - meinem unbeliebten, jedoch überall für seinen beruflichen Erfolg bekannten Doppelgänger. Früher einst zählte ich mich zu dem ›Gewinner‹ in puncto Frauen, nun wurde ich wie so oft, eines Besseren belehrt. Weil die eine, die mein Interesse dermaßen wachgerüttelt hat, ausgerechnet zu ihm gehört.
Die beiden sind ein Pärchen, welches oft in aller Munde ist. Denn abgesehen von der Spießigkeit, die man Jane zuspricht, soll die Kleine eine höchst talentierte Persönlichkeit sein, die mehrere Musikinstrumente beherrscht, Songtexte schreibt und zu allem Überfluss unsagbar gut zeichnen kann. Sie ist außerdem, ebenso wie Tyler, ein ziemlich hohes Tier und Spitzenverdienerin bei irgendeiner großen Firma.
Verdammt! Verflucht seist du, ungnädiges Schicksal eines Versagers!
Es ist ja nicht so, dass ich ein Niemand bin. Ein angehender Mechatroniker ist vieles, aber ganz sicher kein Nobody. Jedoch besitze ich weder eine eigene Wohnung, noch ein Auto, ja noch nicht einmal einen Führerschein.
Ein Kräftemessen mit Tyler ist demnach ausgeschlossen. Ich kann dem Mädel nichts bieten, was er ihr seit Jahren breitwillig vor die Füße wirft. Die beiden haben ihren Zug zum Glück gemeinsam genommen und sind anders als ich, nicht beim 1-Euro-Job gelandet, um die Familie über Wasser zu halten.
Jetzt gilt es, eine Entscheidung zu treffen. Suche ich sie, oder lasse ich das Thema ›aufregende Jane‹ ein für alle Mal ruhen?
Nun, hierbei muss ich anmerken, dass ich den Spitznamen ›Wilder‹ nicht umsonst bekommen habe. Aufgeben geht nicht! Außerdem bin ich der Ansicht, dass Janessa Bears ein eingesperrter Vogel ist. Und meiner, nicht gerade bescheidenen Meinung nach, sollte man solch exotische Geschöpfe niemals in einen Käfig verfrachten. Sie
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