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Mein ist dein Herz

Mein ist dein Herz

Titel: Mein ist dein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Adam
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jemandem vertraut, ab und an einen Fehler begeht, fällt, wieder aufsteht und weitergeht. Ich wünsche mir für dich etwas Liebe, mein Schatz! Wahre Liebe, mit allem Drum und Dran. Du bist erst zwanzig, hast aber bereits so ein fettes Kreuz vor deiner Lebenstür aufgestellt, dass man meinen könnte, du bereitest dich innerlich auf den Tod vor.«
    Unbemerkt für mich, reißen diese Worte tiefe Furchen in das Stahlgerüst meiner Vernünftigkeit und Selbstbeherrschung. Dennoch ist da ein Restzweifel, der seine spitzen Klauen tief in mein Herz gebohrt hat.
    »Was ist aber, wenn sie recht haben? Wenn er ein Weiberheld ist, der mich einmal in sein Bett zerrt und am nächsten Morgen das Weite sucht?«
    »Dann wärst du sicherlich nicht die Erste und auch nicht die Letzte, die auf einen Scheißkerl reingefallen ist. Nicht mehr und nicht weniger! Tausende leben mit so einem Ausgang, raffen sich früher oder später wieder zusammen und gehen weiter. Verschenken erneut ihr Vertrauen, öffnen ihr Herz für den nächsten Besucher und erleben manchmal auch das kleine Wunder, dass ein Besucher für immer bleibt ...«
    »Ist das der Grund, warum du Dean dermaßen blindlings vertraust?«, frage ich und wische mir heimlich eine Träne aus dem Augenwinkel. Die abgebrannte Zigarette landet im Aschenbecher, für die ich eigentlich einen Ersatz herausholen möchte, jedoch mitten in der Bewegung von Nancy aufgehalten werde.
    »Mach dich nicht kaputt, Jane! Nikotin schützt dich weder vor einem gebrochenen Herzen noch vor einem Nervenzusammenbruch. Es kostet dich nur ein Stück deiner wertvollen Lebenszeit ...«
    »Was soll ich sonst machen, um dieser Aufregung entgegenzuwirken?«
    »Dich freuen vielleicht? Dir steht eine ereignisreiche Nacht bevor ...«
    »Amen!«, wirft Dean mit ein. Er lehnt mit einem breiten Grinsen an dem Türrahmen und hat seinen eingegipsten Arm lässig auf seinem flachen Bauch ablegt. »Und sollte mein Bruder etwas anstellen, was dich verletzt, werde ich eigenhändig für ein paar Hand- und Rippenbrüche sorgen!«
    Erschrocken schaue ich auf und schüttle bereits den Kopf.
    »Das wagst du nicht ...«
    »Ebenso wenig wie er es wagen könnte, dir weh zu tun! Hab Vertrauen, Kleines. Sean ist ein guter Bursche! Einer, der aus tiefstem Herzen lieben kann. Glaub mir, würde ich ihn für einen hoffnungslosen Fall halten, wäre diese ganze Aktion nie im Leben zustandegekommen.«
    Glauben.
    Vertrauen.
    Hoffen.
    Ziemlich gewaltige Worte, wenn man denn an sie glaubt, vertraut und hofft.

    D ie Ausgelassenheit meiner Freunde geht im Laufe des Abends so langsam auch auf mich über. Einen Kaffee, ein Red Bull und einen Actionstreifen später, bin ich zudem wirklich positiv gestimmt und bereit, einen Sprung ins Ungewisse zu wagen.
    Beim Make-up verzichte ich auf übermäßige Farbe und beschränke mich auf schlichte Betonung durch Kajal, Wimperntusche und Lip-Gloss. Bei der Kleiderwahl wage ich dafür ein kleines Experiment. Zu den üblichen weißen Lackstiefeln ziehe ich trotz meiner lästigen Nylonallergie Strümpfe und äußerst kurze Jeansshorts an, die unter Umständen auch als Hot Pants durchgehen könnten. Obendrüber ein ärmelloses Shirt mit einem Silberdrachen auf der Brust und meine Kunstpelzjacke, die mir gerade so bis zur Taille reicht, schon steht das Outfit.
    Dass ich womöglich ›Overdressed‹ neben der weitaus schlichter gekleideten Nancy wirke, juckt mich heute herzlich wenig. Sie hat sich bereits einen hammermäßigen Kerl geangelt, den wir zusammen mit ihrem jungen Kater Timmy in Kempten abladen. Und im Anschluss an den Diskobesuch erwarten ihre Männer die Ankunft ihrer kleinen ›Mietze‹, wie Dean verkündet hat.
    Ich hingegen muss erst feststellen, ob der zweite Mann aus dieser Familie der eine ist, der vom Schicksal in mein Leben gespült wird.
    Egal, wie es kommt, ich gelobe mir, cool zu bleiben und frage mich immerzu, was ich zu verlieren habe. Als wir dann um Punkt zwölf in die Disko hereinschneien - Dean meinte nämlich, dass dies die Zeit ist, in der sie für gewöhnlich dort auftauchen - fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Es gibt tatsächlich eine Sache, derer ich nicht mächtig bin und die ich nur zu ›gerne‹ verliere: Meine Geduld.
    Die kommenden Stunden gleichen einer Komödie und lassen sich wie folgt zusammenfassen:
    Halb eins: Jane strafft immer wieder die Schultern und unterdrückt das Bedürfnis, den Eingang mit ihrem Blick noch größer zu machen.
    Ein Uhr nachts: Die zweite

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