Mein ist dein Herz
Griff von Seans Arm um meine Hüfte. Weitere Regungen ausgeschlossen.
Ich spüre Tränen der Hilflosigkeit in mir aufsteigen, ramme meine Fingernägel in seine Haut, beiße auf seine Lippe und wimmere wie ein kleines Kind. Nie zuvor war ich frustrierter, als in diesem Augenblick. Kein Abgrund war gefühlsmäßig dunkler, als der, in den ich nun zu schlittern drohe.
»Bitte, Sean ...«, hauche ich fieberhaft und kämpfe mit allen Mitteln gegen den Wunsch an, ihn umzuwerfen und eigenmächtig das zu holen, nach was ich mich dermaßen verzehre.
»Ich kann mich nicht mehr halten ...«, erklärt er mit rauer Stimme.
»Bitte!«, flehe ich durch zusammengepresste Zähne.
Anstelle weiterer Worte erfolgt ein weitaus heftigerer Stoß, der mich aufschreien lässt. Binnen dieser einzigen Bewegung bin ich wieder da, wo ich vorhin war. Noch einer und die Grenze scheint zum Greifen nah und dann verlieren wir uns beide in der unkontrollierbaren Flut unserer Gefühle. Blitze zucken durch meine Muskeln und ich verstehe endlich, warum ein Orgasmus stets mit einer Explosion verglichen wird. Es ist in der Tat ein ungehemmtes, emotionales Wechselspiel von Anspannen und Loslassen, schmerzvollem Ziehen und sanften Erschütterungen, die aus dem Unterleib heraus in den ganzen Körper fließen.
Meine leisen Ausrufe der Entzückung und Überraschung schluckt Sean mit seinen weichen Lippen, welche mit ihrer Sanftheit der ungestümen Brandung etwas Liebevolles verleihen. Und wie ich so da liege, atemlos, von einem leichten Schweißfilm und Seans schönem Körper bedeckt und mit seiner unvermindert pochenden Erektion in meiner Mitte, erkenne ich, wie dumm einst meine Annahme war, ich wäre gefühlskalt. Janessa Bears hat soeben mit Hilfe dieses reizvollen und zärtlichen Mannes, ihre verletzliche, frenetische und liebende Seite entdeckt ...
Kapitel 14
M eine über Jahre antrainierte Standfestigkeit lässt mich selbst jetzt nicht im Stich, obwohl diese ganze Situation anders, neu und dementsprechend verstörend ist. Unverändert atemlos liege ich halb auf Jane, halb auf meiner Seite und will mich beim besten Willen nicht aus ihr herauslösen. Zu köstlich ist der Nachhall ihres ersten Orgasmus.
Dass mich dieses unglaubliche Geschenk ihrerseits sprachlos macht, muss ich hierbei bestimmt nicht erwähnen, oder?
Vieles ist unklar, tausend Fragen gehen mir durch den Kopf, was das zum Beispiel zu bedeuten hat und wie es nun weiter geht. Was bedeutet allerdings der morgige Tag, wenn ich derzeit so ein tiefes Glück verspüre? Nirgends möchte ich lieber sein, als neben diesem hellen und unschuldigen Menschen, die nur wenige Augenblicke später einschläft. Ich hingegen bleibe nicht minder erschöpft, aber dermaßen aufgewühlt zurück, dass mir nichts anderes übrigbleibt, außer mich meinen eigenen Gedanken zu stellen. Da an Schalf nicht zu denken ist, genieße ich den ungestörten Blick auf ihr Profil. Ihre Lippen sind entspannt, die Atmung regelmäßig, während der Herzschlag mal schneller, mal langsamer wird.
Als würde das leise Trommeln in ihrer Brust den Rhythmus eines Liedes wiedergeben, lausche ich mit angehaltenem Atem in sie hinein. Ein atypisches Verhalten für jemanden wie mich, aber was ist schon normal seit jenem Abend in der Disko?
An den Abgang nach Wildmann Art kann ich jedenfalls nicht einmal im Traum denken, weil es in dem Fall ein Albtraum für mich selbst wäre. Wie erobert man aber das Herz einer Frau? Und will ich das überhaupt? Ist das in meinem Sinn, dass sie zu mir gehört?
Falsch, Wilder!
Die Frage ist doch, möchte ich, dass sie ohne mich weiter geht? Einen anderen Mann kennen lernt, mit ihm eine Beziehung eingeht, die Nächte verbringt ...
Vorsichtig entferne ich ein paar widerspenstige Härchen aus ihrem Gesicht, gebe ihr einen Kuss auf die Schläfe und merke, wie sie sich noch näher an mich kuschelt. Ihr Körper ist weich und anschmiegsam, obwohl sie eindeutig zu mager ist. Ganz ehrlich, ein paar Kilos mehr auf den Rippen, stünden ihr sicherlich gut und würden all das betonen, was ich bereits als schön bezeichnet habe.
Was sind jedoch Äußerlichkeiten, wenn es etwas ganz anderes ist, was mich an ihr fasziniert? Ein Mysterium, welches meine Schwermut wecken kann.
»Was für ein Geheimnis wahrst du nur in dir, meine Kleine?«, flüstere ich, um meinen hochgekochten Emotionen ein Ventil zu geben.
Fakt ist: Ihr Leben unterscheidet sich ganz gewaltig von dem der anderen Frauen in ihrem Alter.
Ebenfalls
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