Mein ist dein Herz
Schmerzen hätte. Nur ein Faktor hätte bereits ausgereicht, um meine Sorge zu wecken. Da es sogar mehrere sind, lege ich mein Essen beiseite, gehe neben ihr in die Knie und schaue ihr außergewöhnlich schönes Gesicht an.
Wer hätte gedacht, dass es noch Frauen gibt, die selbst ohne Make-up gut aussehen? Aber das ist jetzt wiedermal eine Zweitrangigkeit.
»Tut dir was weh?«
Ihr Kopfschütteln kommt zu plötzlich, um aufrichtig zu sein.
»Sag mir bitte die Wahrheit ...«
»Tu ich doch ...«, sagt sie und senkt den Blick auf ihre Hand, die ich in meiner halte.
»Was ist dann?«
»Ich glaube, ich muss ins Krankenhaus«, murmelt sie leise. Ihre Wangen glühen, die Finger zittern, in den Augen sehe ich Tränen aufkommen.
»W...warum?«
»Weil wir ... ich ... also«, stammelt sie.
»Sprich zu mir, Süße!«
»Wir haben nicht verhütet ...«
Angemessen oder nicht, mir fällt sogleich ein Stein vom Herzen, weil ich alles erwartet hätte, nur nicht so eine ›Kleinigkeit‹.
Erst jetzt wird mir klar, dass ich erstmals seit ... immer eigentlich, keinen einzigen Gedanken an so etwas, wie Kontrazeptiva verschwendet habe. Und das gedankliche ›Huch, wie konnte das passieren‹ ertönt zeitgleich mit einem völlig unnötigen »Du nimmst also nicht die Pille?«
»Nein ... Ich werde aber einfach die Pille danach nehmen ... du musst also keine Angst haben«, beteuert Jane.
»Habe ich nicht!«, gebe ich wahrheitsgemäß zu, ziehe sie auf die Beine und sinke gleich darauf mit ihr zusammen auf ihren Stuhl. Sie ist so leicht, dass ich ihr Gewicht kaum auf meinem Schoß fühle. Was aber beinahe mehr wiegt und ebenso auf mir, wie auf ihr lastet, ist ihr offensichtlich schlechtes Gewissen.
»Ist das der einzige Grund für deine düstere Laune?«, hake ich vorsichtig nach und spiele dabei mit ihren Fingern.
Sie nickt und wischt sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. »Es wirft einen Schatten auf das Erlebte.«
»Finde ich nicht!«, widerspreche ich. »Für mich hätte es gar nicht schöner sein können.«
»Du bist Besseres gewohnt ...«
»Mein Motto besagt, dass man alles vergessen sollte, was vorher war. Es gab niemanden in meinem Leben, die dermaßen tief in mein Innerstes vorgedrungen ist, wie es auch niemals jemanden in deinem gab, dem du dasselbe Vertrauen entgegengebracht hast, wie mir.«
»Du bist also nicht sauer auf mich?«
»Ich bin zu glücklich, um auch nur den Ansatz von Wut in mein Denken hineinzulassen.«
»Gut!«, haucht sie und schmust sich wie ein Kätzchen in meine Umarmung. Ich wiege sie hin und her, nehme meinen Kaffee und trinke ihn in einem Zug leer.
»Eine ganz andere Frage: Du hast nicht zufällig einen Schlitten?«
Kapitel 15
W as gehört zu einem perfekten Wochenende? Früher hätte ich gesagt: Einfach nicht allein zu sein. Nun kenne ich aber die wirklich mustergültige Antwort. Dieses Wochenende hat eindeutig eine Preisauszeichnung, eine goldene Einrahmung und den Ehrenplatz in meiner Lebensvitrine verdient.
Den schnellen Besuch im Krankenhaus haben wir bereits um die Mittagszeit vergessen, weil wir mit roten Wangen, klammen Fingern und einem Holzschlitten den höchsten Hügel vom Hakener Wald erklommen, uns oben angekommen hingesetzt haben und dann kreischend heruntersausten.
Selbstverständlich waren wir nicht die einzigen Abenteuerlustigen, jedoch die Einzigen, denen außer dem Schlitten sämtliche angemessene Ausrüstung fehlte. Dementsprechend bekam ich schon bald kein Wort mehr zusammen, weil meine Zähne klapperten.
Um so schneller kamen wir wieder zuhause an, und wärmten uns jeweils an einer Tasse heißer Schokolade und verdrückten die restlichen Pfannkuchen vom Vormittag.
Sämtliche Proteste ignorierend steckte mich Sean hinterher unter eine dicke Wolldecke, übernahm den Abwasch und kuschelte sich bald darauf an mich. Wir schauten uns zuerst eine Komödie an, dann einen Actionfilm und ich stellte voller Erleichterung fest, dass er Horrorfilme genauso wenig mag, wie ich.
Sobald die Abenddämmerung angebrochen war, fällten wir die Entscheidung, in ein Billardcafé zu fahren. Sean erwies sich als ein ehrwürdiger Gegner, fairer Gewinner und guter Verlierer, lachte viel, flirtete ungehalten und schenkte mir dadurch einen unglaublich schönen Samstagabend.
In der Nacht setzen mir leider die eingenommenen Tabletten dermaßen zu, dass zu den Bauchschmerzen schnell Müdigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen hinzukamen. Aber selbst das tat Seans blendender Laune
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