Mein ist dein Herz
innerlich tot bin, seit dem ich zu diesem Äußeren gelangte.«
»Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass es nicht so sehr an deinem Äußeren, sondern viel mehr an dem Grund für diesen Wandel liegt? Du sagst es schließlich selbst, du wirkst ›innerlich tot‹, nicht äußerlich ... «
Tränen schießen in meine Augen, die ich verzweifelt wegblinzeln will, es jedoch nicht rechtzeitig schaffe.
»Erzähl es mir, Kleines. Rück endlich mit der Sprache heraus ...«, fleht Sean erneut.
Seine Bitte klingt ähnlich verzagt, wie ich mich in meinem Inneren fühle, dennoch wispere ich das für mich übliche »Ich kann nicht ...«
»Du kannst und du wirst. Weil diese Last dich andernfalls auffrisst und nichts von dem übriglässt, was ich dermaßen tief ins Herz geschlossen habe ...«
Vollends sprachlos sehe ich auf und gehe in dem weichen Meer seiner blauen Augen unter.
Es scheint zu brodeln.
»... siehst du das denn nicht?«, will er wissen. »Ich brenne für dich und wegen dir. Gefühlsmäßig würde ich dir am liebsten die Sterne vom Himmel holen, verstehe aber, dass es verflucht kitschig ist ... In deinen Körper hast du mich bereitwillig eindringen lassen, das Herz hältst du aber unter Verschluss und das ist wiederum absolut unfair.«
»Ist der Part mit meinem Körper nicht genau so, wie das ein Mann deines Formats braucht?«, erwidere ich gereizt.
Glatteis, Jane! Verdammt dünnes, Glatteis! , warnt mich mein Verstand.
Zu spät, wie ich im nächsten Augenblick feststelle. Funken sprühen aus Seans Augen. Die Lippen hält er geschürzt.
In einer fließenden Bewegung hüpft er vom Bett, deutet mit dem Zeigefinger auf mich und verlässt mit dem Satz: »Du rührst dich nicht von der Stelle«, das Zimmer. Nur eine Minute später kommt er wieder. In seinen Haarspitzen perlt Wasser, in der Hand hält er eine Saftflasche. Und dann geschieht alles ganz schnell ... Er begräbt mich förmlich unter sich.
»Denkst du, ich durchschaue dich nicht?«, fragt er. »Wusstest du, dass es nur drei Begebenheiten gibt, wann eine Löwin gefährlich wird?« Ich schüttle den Kopf. »Wenn sie ihre Jungen beschützt, spielt, oder Angst hat!« Ein intuitives Schulterzucken meinerseits. »Zunächst die Fakten: Da ich der Erste war, weiß ich mit ziemlicher Sicherheit, dass du keine ›Jungen‹ hast, die du beschützen müsstest. Zum Spielen, bist du derzeit zu ernst aufgelegt. Was bleibt ist also die Angst. Nun ... weißt du, ich riskiere es einfach. Ich reiz dich so lange aus, bis du mir den Grund für deine Furcht um die Ohren haust. Weil du, mein Schatz, es mir wert bist, ein paar Kratzer davon zu tragen!«
Na, das ist doch mal eine Ankündigung, was? Hast es jetzt!
»Ich weiß echt nicht, was du meinst!«, erkläre ich, seinen unverändert zarten Bissen ausweichend.
»Wovor hast du Angst?«
»Vor nichts Besonderem!«
»Du ignorierst deine Gefühle und bleibst freundlich, verbindlich. Ich will wissen, warum das so ist ...«
»Das mache ich nicht«, beharre ich.
Sein Körpergewicht drückt mich weiterhin auf die Matratze, die Hände hält er fest, und ungeachtet dessen, dass ich ganz genau weiß, dass meine Angst vor ihm unbegründet ist, tritt mir der Angstschweiß auf die Stirn.
»Sag es Jane!«, raunt er. »Was hat er dir angetan? Hat er dich geschlagen, erniedrigt ... was? Ich weiß nur eins ... wenn du es mir nicht sagst, werde ich die Scheiße aus ihm rausprügeln. Willst du das?«
Winzige Sterne tanzen vor meinen Augen, die sich vor Entsetzen weiten. Die für mich typische Schnappatmung setzt ein, dicht gefolgt von dem leisen Schluchzen. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, während mein Bauch sich verkrampft.
»Nein ...«, höre ich Seans Flüstern. Ich werde sogleich losgelassen und von seinem Gewicht befreit.
Was er mit diesem ›Nein‹ gemeint hat, weiß ich natürlich nicht. Sobald ich allerdings die Kontrolle über meine eigenen Glieder wiederhabe, sehe ich, dass er wie erstarrt auf der Bettkante sitzt und seine Stirn auf den Handflächen abstützt.
Ohne groß darüber nachzudenken, umarme ich seine Schultern und verteile mehrere Küsse auf seinem Hals und Rücken.
»Sean ...?«
»Du liebst ihn, nicht wahr?«, unterbricht er mich. Und die Art, wie er diesen Satz geäußert hat, schneidet mir äußerst tief ins Herz.
»Nein!«, beteuere ich mit einem heftigen Kopfschütteln.
»Lüg mich nicht an. Du hättest niemals so reagiert, wenn er dir egal wäre ...«
»Ich belüge dich nicht!
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