Mein ist dein Herz
Natürlich ist er mir nicht egal, ich war schließlich drei Jahre lang mit ihm zusammen. Aber es ist keine Liebe, zwischen uns. Ich bezeichne das viel mehr als eine Verantwortung. Er ist ... er hat ...«
Was denn, Jane? Willst du ausgerechnet deinem neuen Freund von den Eigenarten deines Ex erzählen? , spottet mein Verstand.
Ja, verdammt! Genau das mache ich jetzt! , erkläre ich mir selbst.
»Er ist vom Leben gezeichnet und ich bin leider die Einzige, die damit umgehen kann!«, beginne ich, setze mich neben Sean hin und warte sein Aufsehen ab.
Hoffnung schimmert in seinen Augen, aber auch Misstrauen und so eine Art Angst.
»In wiefern ist er ›gezeichnet‹?«
»Er hat eine kleine Anomalie im Genitalbereich und kann deswegen nicht sexuell aktiv werden. Sämtliche Befriedigung findet nahezu ausschließlich in seinem Kopf statt ...«
»Warte mal ... er ist aber schon genauso bestückt, wie jeder andere?«
Ich nicke und senke den Blick. »Anzahl, Form und Farbe ist gleich, nur kann er keine volle Erektion haben, weil es dann zu schmerzhaft für ihn wird.«
»Eine Vorhautverengung?«, rät er. Ich nicke erneut und erröte. »Das ist doch kein Grund für ein Drama. Nahezu jeder Mann hat es. Das muss nur ein Mal reißen und schon geht alles ...«
»Hattest du ...?«
»Ja!«
»Oh!«
»War schmerzhaft, das stimmt schon, allerdings sollte man keine Memme sein ...«, setzt er trocken hinzu. »Warum ist er nicht zum Arzt gegangen. Wir leben doch nicht im Mittelalter!«, will er nun wissen.
»Das liegt doch auf der Hand. Er schämt sich dafür ...«
»Er sollte sich lieber dafür schämen, dass er eine Frau wie dich verkommen ließ!«, schimpft Sean.
Eine Pause entsteht, die ich dafür nutze, um an meinen Ärmeln zu nesteln und nach den richtigen Worten zu suchen. Nach denen, die ihm erklären könnten, dass dieses Gefühl, welches er in mir geweckt hat, absolut neu für mich ist.
»Du hast Mitleid mit ihm ...«
»Hmh.«
»Ich verstehe dennoch nicht, wie sein demolierter Schw...« Ich strafe ihn mit einem bösen Blick. »Sorry. Also ich weiß nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Wieso lässt du mich nicht an dich heran?«
»Tu ich doch ...«, widerspreche ich.
»Körperlich, ja. Gefühlsmäßig, noch lange nicht.«
»Gib mir Zeit, Sean ... Ich bin ein Mensch, der niemals etwas geschenkt bekommen hat und dann kommst du. Es ist alles viel zu schön, um wahr zu sein ... Da ist es doch nur verständlich, dass ich immerzu einen Rückschlag erwarte. Den gab es nämlich immer. Alles ging regelmäßig an mir vorbei: Glück, Liebe, Ruhe ... dafür kam aber jederzeit der kräftige Tritt in die Magengegend. Ich genieße dich, uns und das neuartige Gefühl, nur muss ich den Umgang mit ihm erst einmal erlernen.«
»Also hast du vor demselben Angst, wie ich ...«, erkennt er leise. »... davor, dass es viel zu schnell endet?«
»Ich will nicht, dass es aufhört! Du ... wir ... es darf nicht ...«
Die bloße Vorstellung, dass Sean nicht mehr da ist, schnürt mir die Kehle zu und lässt mein Herz innerlich bluten.
»Ach Jane ...«
»Verlass mich bitte nicht ... Ich kann alles lernen ...«
»Nicht!«, beruhigt er mich. Seine Arme legen sich schützend um meine Mitte und die ihm eigene Ruhe verteilt sich über mir. »Für mich musst du weder etwas ändern, noch irgendwas lernen. Du bist perfekt, so wie du bist. Wirklich bist und nicht vorgibst, es zu sein. Angefangen bei deinem Äußeren, bis hin zu deinem Inneren, kannst du in meiner Gegenwart auf jedwede Maskerade verzichten. Willst du deine Haare weiterhin färben und abschneiden, dann soll es so sein. Nur meinetwegen musst du das nicht machen. Verstanden?«
Überglücklich nicke ich, verstecke mein Gesicht an Seans Halsbeuge und atme seinen süßlich herben Duft ein.
»Danke ... du weißt gar nicht, wie viel mir diese Worte bedeuten!«
»Glaub mir, ich weiß es. Würdest du mir dasselbe sagen, wähnte ich mich dem Himmel näher als der Erde.«
»Auch du bist perfekt in meinen Augen, Sean! Einmalig und unersetzlich. Ich lüge nicht, wenn ich dir sage, dass deine Nähe bereits jetzt essenziell für mich ist.«
»Es ist schön mit dir«, haucht er. »... hier oben ... auf unserer Wolke.«
Ich schmiege mich noch enger an ihn und spüre, wie mein Mund sich zu einem dämlichen Grinsen verzieht.
»Möge unser Leben endlich gnädig sein ... ich will hier, bei dir bleiben ...«
Kapitel 18
Z auberei? Gehirnwäsche? Ein ausgesandter Racheengel, der mir
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